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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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auch schon gedacht. Ich kann an gar nichts anderes mehr denken. Wenn Charlie sie auf dem Klo eingesperrt hat …« Zu spät bemerkte sie das Gesicht an der Tür.
    »Glaubst du etwa, ich hätte sie eingesperrt? Spinnst du?«
    »Charlie!«, rief Vendela, aber er war bereits auf dem Weg nach draußen. Er knallte die Haustür so heftig zu, dass die Fensterscheiben klirrten.
    »Warte, ich laufe ihm hinterher.« Robert lief zur Tür.
    »Ich bin die schlechteste Mutter der Welt«, sagte Vendela resigniert.
    »Das bist du ganz und gar nicht. Dein Sohn ist ein Teenager. Das kann jeden verrückt machen. Wenn meine Kinder in das Alter kommen, werde ich dich anrufen und um Rat bitten.«
    Charlie hatte sich bereits ein Stück entfernt und rannte zwischen den beiden Weiden hindurch auf die Schnauzenbucht zu.
    Robert sprintete über den Rasen, an den Birnbäumen vorbei und auf die Straße. Dort bog er einmal nachrechts und kurz darauf nach links ab. Der Boden war angenehm weich. Charlie drehte sich nicht um, sondern raste einfach weiter. Robert brauchte einige Minuten, um ihn einzuholen. Beide waren völlig außer Atem und waren bis zur Wiese oberhalb der großen Bucht an der Südseite der Insel gelangt. Vor ihnen erhob sich der gewaltige Lindenberg.
    »Nicht mal meine Mutter glaubt mir. Weißt du, was das für ein Gefühl ist? Kapierst du das?« Charlie schrie.
    »Du bedeutest deiner Mutter mehr als alles andere auf der Welt. Sie hat einfach wahnsinnige Angst.« Robert versuchte, Charlies Reaktion zu deuten.
    »Wovor?«
    »Dich zu verlieren.«
    »Sie denkt doch, ich hätte Jessica auf dem Klo eingesperrt. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich sie vermisse, aber ich habe nichts getan, verdammt noch mal. Immer, wenn etwas passiert, bekomme ich die Schuld. Ich habe das so satt.«
    »Jetzt erzähl mal. Vendela hat gesagt, ihr zwei wart baden, aber du bist früher gegangen.«
    »Ich bin zurück ins Haus und habe meine Angel geholt, aber ich habe nichts gefangen.«
    »Hat dich dabei jemand gesehen?«
    »Keine Ahnung, ich habe jedenfalls niemanden bemerkt.«
    »Und es hat keiner angebissen?«
    »Doch, zwei.«
    »Der typische Fall, dass sie dir auf den Klippen aus der Hand gefallen sind?«, fragte Robert.
    »Was? Nee, nee. Beim ersten Mal war es nur ein kleines Knabbern, und ich dachte, wenn ich die Angel noch mal auswerfe, beißt er richtig an. Aber dann hat sich die Schnur verheddert, und ich war eine Weile beschäftigt. Beim zweiten Mal hat einer richtig angebissen. Oderich bin am Grund hängengeblieben, aber das glaube ich nicht. Normalerweise fange ich da immer Fische.«
    »Aber an dem Tag nicht.«
    »Nein, und das war schade, denn wenn ich mit einem Fisch nach Hause gekommen wäre, hätten mir alle geglaubt. Ich weiß natürlich, dass ich ein paar echt bescheuerte Sachen gemacht habe, aber manchmal war ich auch nur zur falschen Zeit am falschen Ort und habe die Schuld in die Schuhe geschoben bekommen.«
    »Ich glaube dir.«
    »Es ist so – je länger die Liste wird, desto öfter kriegt man die Schuld. ›Das war bestimmt Charlie‹ … was hast du gerade gesagt?«
    »Ich habe gesagt, dass ich dir glaube. Ich weiß genau, wie das läuft.«
    »Dann bist du also der nette Polizist? Und wo hast du ›the bad cop‹ gelassen, deinen durchgeknallten Kollegen? Der Alte ist ja nicht ganz richtig im Kopf.«
    »Ich weiß. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, mit ihm zu arbeiten?«
    Charlie sah Robert an, als würde er seinen Ohren nicht trauen.
    »Wenn du willst, kannst du mal ein Praktikum bei mir machen, dann wirst du es sehen. Er treibt mich in den Wahnsinn.«
    Charlie nickte grinsend. Er wirkte erleichtert. Robert lächelte zurück. Folke war wirklich verrückt. Manchmal war er recht scharfsinnig, aber oft war er vollkommen daneben.
    Vendela kam den schmalen Pfad entlang und blieb verwundert stehen, als sie sah, dass Robert und Charlie sich miteinander unterhielten.
    »Rickard ist aufgewacht. Falls du mit ihm reden willst«, sagte sie zu Robert.
    »Dann werde ich das mal tun.« Er zwinkerte Charlie zu. »Du weißt Bescheid. Wenn wieder ein Betriebspraktikum ansteht, kannst du gern zu mir kommen.«
    »Wie bitte?« Vendela blickte verwirrt.
    »Ach«, sagte Charlie.
    »Wir sehen uns! Macht’s gut, ihr zwei.« Robert ging zurück zum Bremsegård.
    »Warte, verdammt«, rief Charlie. »Wir kommen mit.«
Lindenberg, Klöverö
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