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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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gestrickten Pullover an und tappte auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Erst vor dem Haus entsicherte sie die Waffe.
    »Wer da?«, rief sie. Ein Schatten huschte über den Hof. Irgendetwas kam ihr an der Gestalt bekannt vor, vermutlich lag es an der Art, wie sie sich bewegte. Sie wollte die Glocke läuten, die zur Warnung dienen sollte, wenn jemand in den Hof eindrang, aber der Klöppel war nicht mehr da. Sie schnappte nach Luft.
    »Komm und zeig dich, sonst erschieße ich dich«, sagte sie mit gebieterischer Stimmte. Ihre Angst war ihr überhaupt nicht anzumerken. Agnes zögerte einen Augenblick, möglicherweise war es einer der Bediensteten, einige von ihnen hörten schlecht, aber wieso sollten die sich um diese Zeit hier aufhalten? Bei Widells wussten ja inzwischen alle, dass man sich gegen Eindringlinge tatkräftig zur Wehr setzte. Sie überlegte, ob sie einen Warnschuss in die Luft abfeuern sollte, doch dann wurde ihr klar, dass es zum Nachladen zu dunkel war. Somit würde sie nur einmal schießen können. Schließlich gab sie trotzdem einen Schuss ab. Ein ohrenbetäubender Knall, ein kräftiger Rückstoß, und dann war sie von einer Rauchwolke umgeben. Schnell füllte sich der Innenhof mit Bediensteten, und auch Herr und Frau Widell und Mauritz erschienen. Später dachte sie, dass Mauritz sich erstaunlich schnell angezogen haben musste, fast so, als hätte er die Kleidungsstücke nie abgelegt. Dazu der Geruch, der aus seinem Mund drang, als er etwas sagte. Agnes glaubte, den Duft von Kaffee zu erahnen. Die Gestalt jedoch, die sie gesehen hatte, warverschwunden. Außer ihr hatte offenbar niemand etwas bemerkt. Alle halfen, die Nebengebäude und die Vorratsräume zu durchsuchen, aber es schien alles in Ordnung zu sein. Nur eine Sache störte Agnes, und das war eine Entdeckung, die sie im Meijerska Keller machte, einer größeren Lagerhalle. Als sie ihre Tranlampe in die Höhe hielt, fand sie eine Handvoll Kaffeebohnen. Das Lager war erst eine Woche zuvor aufgeräumt und ausgefegt worden, und sie war sich ziemlich sicher, dass die Bohnen zu dem Zeitpunkt noch nicht da gelegen hatten. Die Frage war nur, wie sie dorthin gelangt und wo die restlichen Kaffeebohnen abgeblieben waren. Sie war nämlich überzeugt davon, dass es trotz des herrschenden Kaffeeverbots noch mehr davon gab. Hatte Mauritz möglicherweise etwas damit zu tun? Sie konnte ihn schlecht fragen, und außerdem musste er einen Verbündeten haben, denn sie war sich sicher, dass sie jemandem im Hof gesehen hatte. Falls Mauritz es nicht selbst gewesen war.
    Eines Samstagabends erzählte Agnes die ganze Geschichte Oskar Ahlgren, während sie gemeinsam ins Wärdshus gingen. Sie hatte seine Einladungen so oft abgelehnt, dass ihr keine weiteren Entschuldigungen mehr einfielen. Außerdem hatte sie Hunger und fühlte sich allein. Als Agnes mit gesenkter Stimme die Kaffeebohnen erwähnte, schien Oskar blass zu werden.
    »Bist du sicher, dass es Kaffee war?«, fragte er.
    Agnes ärgerte sich über die Frage. Natürlich wusste sie, wie ungeröstete Kaffeebohnen aussahen, und vor allem erkannte sie den Duft von geröstetem Kaffee wieder.
    »Ganz sicher. Meine Großmutter hat Kaffee geliebt.«
    »Du musst vorsichtig sein. Manchmal habe ich das Gefühl, dass bei Widells nicht alles mit rechten Dingen zugeht.«
    Ihr war bekannt, dass manche Leute Feuer auf den Klippen entzündeten und Schiffe ins Verderben lockten. Sogar zu Hause auf Härnäs hatte die arme Lokalbevölkerung Schiffbrüchige erschlagen, die sich mit letzter Kraft an Land gerettet hatten.
    »In der Gegend von Lysekil sind wir auch nicht gerade von Wrackplünderern und Seeräubern verschont geblieben.«
    »Nein, aber jeder weiß, dass das strafbar ist und dass man dafür gehängt wird.«
    »Was willst du damit sagen? Dass die Menschen in Marstrand gesetzestreuer sind?« Die Ironie in Agnes’ Stimme war nicht zu überhören.
    »Was soll man denn tun, wenn Seeleute sich Kaperbriefe besorgen und mit finanzieller Unterstützung staatlicher Kaufleute ihre Schiffe dafür ausrüsten, vollkommen legal andere Schiffe zu überfallen? Die Kaperbriefe berechtigen sie zwar nur zum Angriff auf Schiffe aus Ländern, mit denen Schweden sich im Konflikt befindet, aber wer kümmert sich schon um Flaggen und Nationalitäten, wenn er gutes Geld machen kann? Viel Geld, Agne. Da überschreitet man als Kaperkapitän nur allzu leicht die Grenze zum Seeräuber. Wenn du die ganze Mannschaft erschlägst, kann auch niemand

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