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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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wirklich nicht gemeint. Du bist schwer verletzt worden, hattest hohes Fieber und bistnoch immer nicht ganz gesund. Wenn es dir wieder besser geht, bespreche ich gern die Angelegenheiten der Trankocherei mit dir.«
    Agnes schämte sich ein wenig. Inzwischen hätte sie begreifen müssen, dass Oskar nicht so war wie alle anderen.
    »Darf ich dich um etwas zu essen bitten?«
    »Mit Vergnügen. Schaffst du es, allein hier zu sitzen, bis ich wieder da bin? Blöde Frage«, brummte er leise und stopfte Agnes noch ein Kissen in den Rücken.
    Er entzündete die Tranlampe auf dem Tisch und entfachte die Glut im Kachelofen.
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Langsam wurde das Feuer größer. Die Flammen warfen freundliche Schatten auf die Wände.
    Es ist wie in einer anderen Welt, dachte Agnes. Ich befinde mich außerhalb der Zeit und an einem Ort, den es im Grunde nicht gibt. Wenn wir ein Mann und eine Frau sind, dürfen wir zwei uns eigentlich gar nicht allein in einem Raum aufhalten, und ich liege hier im Nachthemd und werde von ihm gepflegt. Agnes Andersdotter ist verschwunden, und Agne Sundberg hat einen Messerstich erlitten. Sie fragte sich, ob Oskar auch darüber nachdachte, wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen sollten.
    Oskar kehrte mit einem Teller voller belegter Brote zurück. Jedes war dick mit Butter bestrichen und mit einem Stück Käse belegt. Dazu zwei rote Äpfel und eine Kanne Milch.
    »Draußen wird es langsam kalt«, sagte er. Als er ihr ein Glas einschenkte, bemerkte Agnes die Eisschicht auf der Milch.
    »Bitte sehr, die Haushälterin hat heute gebacken.« Er reichte ihr den Teller. Agnes nahm sich ein Butterbrot. Es duftete nach Kümmel. Sie kaute mit Bedacht und leistetekeinen Widerstand, als Oskar ihr das Milchglas in die Hand drückte. Die Butter war fein gesalzen, nicht mit dem groben Meersalz, mit dem Fisch konserviert wurde. Sie überlegte, wie er wohl an so feines Salz herangekommen war. Es musste ein Vermögen gekostet haben.
    »Das ist köstlich.«
    »Natürlich.«
    »Wer leitet also die Trankocherei, wenn du nicht da bist?«, fragte Agnes.
    Oskar lachte.
    »Mein Vater. Die Bediensteten kümmern sich um die Landwirtschaft und die Tiere, Vater um die Trankocherei. Er fände es bestimmt interessant, sich mit dir über euren Betrieb oben auf Näverkärr zu unterhalten.«
    »Wundert sich dein Vater nicht, dass du nicht arbeitest, obwohl du zu Hause bist?«
    »Vielleicht habe ich ihm ja eine Erklärung geliefert.«
    »Und welche?«, fragte Agnes.
    »Das würdest du wohl gern wissen.«
    Agnes dachte an die Angestellten und die anderen Menschen auf dem Hof. Bestimmt fragten sie sich alle, warum Oskar Ahlgren zwar anwesend war, sich aber weder um die Trankocherei noch um seine Geschäfte kümmerte. Und der Arzt, wie hatte er dessen Besuch erklärt? Vielleicht hatte er behauptet, selbst krank zu sein. Der Überfall mit dem Messer hatte sich mit Sicherheit von Marstrandsö bis über den Sund herumgesprochen. Möglicherweise war es das, was alle glaubten – dass Oskar Ahlgren seinen guten Freund Agne Sundberg gesund pflegte. Agnes fragte sich, was Kaufmann Widell und Mauritz sagen würden, wenn sie zurückkehrte.
    Oskar trat an das Fenster und blickte nach Marstrandsö hinüber. Dann löschte er die Tranlampe, machte die Klappen des Kachelofens zu und sah wieder hinaus auf den Sund.
    »Was ist los?«, fragte Agnes.
    »Da fährt ein Boot hinaus, und das bei diesem Wetter.«
    »Lass mich mal sehen«, sagte Agnes. Oskar hob sie hoch und trug sie zum Fenster.
    »Keine Lichter«, stellte sie fest. »Sind das Schmuggler?«
    »Das würde mich nicht wundern. Im Herbst ist mehrmals Kaffee beschlagnahmt worden. Für alles, was verboten ist, zahlen die Leute einen guten Preis. Viel zu gut.«
    »Schon wieder Kaffee?«
    Agnes überlegte eine Weile.
    »In der Hose, die ich anhatte, als ich hierher kam, war ein Zettel.«
    Oskar setzte sie auf die Chaiselongue vor dem Ofen, ging hinaus und kam wenige Minuten später mit dem Zettel in der Hand wieder.
    Agnes faltete ihn auseinander.
    »Wann wurde der Kaffee beschlagnahmt?«, fragte sie.
    »Ich weiß nur das ungefähre Datum, aber es passierte einmal Mitte März, zweimal im Juni, je einmal im September und im Oktober und in der vergangenen Woche.«
    »Das stimmt beängstigend gut mit den Zeitpunkten überein, zu denen Hinkepetter seine Schulden beglichen hat. Agnes dachte an den gebeugten Mann und seine Ehefrau Pottela, die regelmäßig in Widells Laden einkauften,

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