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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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noch seine Freunde gefährden, und die Karawane nach Logghard konnte er auch nicht verlassen. Was sollte er tun?
    Als die fahle Staubwolke in Sicht kam, die von seinen eigenen Leuten stammte, setzte Luxon die Sporen ein. Seine Reiter folgten ihm und hoben grüßend die Arme, als die Krieger zu den Waffen griffen. Luxon löste sich von der Gruppe, erklärte den Reitern, was er und eine Handvoll seiner Getreuen vorhatten. Sofort löste sich ein Reiter aus dem Zug und galoppierte davon.
    Socorra brüllte ihm über die leere Straße nach: »Vergiss nicht! Wir warten am Rand der Straße!«
    »Ich sage es ihnen!« schrie der Reiter zurück.
    Die Kolonne hielt an, und nach kurzem Zaudern sagte Luxon hart: »Du führst uns, Fafhad! Ich rechne damit, dass ich von deinem Herrn alles erfahre. Ausgerechnet Mythor! Wenn du uns in eine Falle lockst, stirbst du als erster und durch dieses Schwert… Was mich an die anderen Waffen erinnert. Männer! Gebt mir den Schild, den Bogen und alles andere zurück!«
    Luxon hatte seine Waffen in wenigen Augenblicken zurück. Er winkte, die Gruppen trennten sich, und sechs Reiter auf Pferden und ein Orhakoreiter stoben nach Osten. Zuerst brachen die Tiere durch staubbedecktes, dürres Gebüsch, dann öffneten sich die Felsen nach beiden Seiten, ein kaum sichtbarer Pfad zeichnete sich hinter einem winzigen Hügel im fetten Gras ab. Die Reiter, von Fafhad angeführt, ritten hintereinander, beugten sich tief neben den Hälsen ihrer Tiere aus dem Sattel und wussten nicht, wohin sie ritten und was sie erwartete.
    Nur Luxon hatte eine dumpfe Vorahnung, die ihm Bilder kommenden Unheils vorgaukelte. Fafhads langer Gehstock schwankte und pendelte unter seinem Arm im Rhythmus der Galoppsprünge. Sie waren der Nachstellungen der Zöllner fürs erste entkommen. Trotzdem spürte er nicht die geringste Erleichterung.
    *
    Kalathee gab die Zügel frei, setzte die Sporen ein und lenkte das schäumende, keuchende Pferd an Luxons Seite.
    »Machst du mir Vorwürfe«, fragte Luxon heiser und versuchte, ihren Gesichtsausdruck richtig zu deuten, »weil ich Fafhad folge?«
    »Keinen Vorwurf, Liebster«, sagte sie und richtete sich auf. »Du hast richtig gehandelt. Etwas anderes ist es, worüber ich mit dir sprechen muss. Warum wirst du jedesmal, wenn der Name Mythor fällt, unruhig und aufgeregt?«
    Luxon schloss einen Moment lang die Augen. Kalathee hatte recht. Aber sie dachte an andere Dinge und gänzlich andere Zusammenhänge als er selbst. Er versuchte, ihr eine Antwort zu geben, die sie und auch ihn zufriedenstellte. Er begrub einige Gedanken und Gefühle tief in seinem Innern und sagte: »Ich habe seine Waffen. Er war mein Gegner, fast ein Feind. Seltsamerweise haben wir miteinander eine Reihe von denkwürdigen Stunden verbracht. Mythor ist mir ebenbürtig, das meine ich ehrlich. Ich weiß es selbst nicht – aber es erleichtert mich, dass wir von nun ab für zwei unterschiedliche Dinge fechten.«
    »Du fichst mit den Waffen des Lichtboten!« beharrte Kalathee.
    »Mit Mythors Waffen, meinst du?«
    »Auch das. Denkst du, dass Fafhad uns an eine Stelle bringt, an der du die Waffen benutzen musst?«
    »Ich kann es nicht beweisen«, sagte Luxon und richtete sein Augenmerk wieder auf die Landschaft vor ihm, »aber ich glaube es nicht. Ich traue ihm. Merkwürdig, ich weiß. Aber er scheint harmlos zu sein. Diese wenigen Stunden werden mich nicht von meinem Ziel abhalten. Du weißt es – ich werde mich auf den Thron des Shallad setzen.«
    »Was erhoffst du dir von Fafhads Herrn?«
    »Nicht viel. Vielleicht eine Auskunft. Vielleicht sogar eine Antwort auf deine Frage, die du mir soeben gestellt hast.«
    »Vielleicht«, schloss Kalathee seufzend.
    Sie ritten seit einer halben Stunde. Ihr Ritt hatte sie durch grüne, verlassene Weiden geführt, durch einen kleinen Wald und entlang eines Felsabsturzes. Vögel schwirrten in die Höhe. Kleine Tiere huschten zwischen den Stämmen davon. Riesengroße Schmetterlinge, auf deren Flügeln das Sonnenlicht funkelte, gaukelten durch die Zweige. Als die Reiter über einen Erdwall setzten, sahen sie vor sich zwischen den Flanken zweier bewachsenen Felshügeln einen dritten, tiefschwarzen Fels.
    Schweigend ritten sie weiter und versuchten zu erkennen, was vor ihnen lag. Der Fels entpuppte sich als hingeduckte Kuppel, deren Höhlen und Löcher wirkten, als wären sie von einem größenwahnsinnigen Bildhauer geschaffen worden.
    Über zwei großen Löchern erhob sich, wie die Stirn

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