Die Waffen des Lichtboten
Seiten kamen jetzt grimmig und entschlossen dreinschauende Krieger auf die Reiter zu.
»Hört zu, ihr alle!« begann der Mann, der Luxon angesprochen hatte. »Ich habe es auch den anderen Reitern auf den schwitzenden Pferden sagen müssen: Der Shallad hat befohlen, Maut zu entrichten. Wie viel dies ist, hängt von uns ab. Wir nehmen, was wir bekommen.«
»Ihr bekommt bestenfalls«, erklärte Luxon voller Gram und Elend, »was deine Kameraden an der ersten Mautbarriere übriggelassen haben. Wie viele Mautstellen gibt es noch auf dem Weg nach Logghard?«
»Viele!« sagte der Krieger. »Hebe deine Arme. Wo stecken die Goldmünzen? Die Ringe? Die Bänder und das Geschmeide?«
Nicht nur Luxon, sondern auch die Mehrzahl seiner Freunde hoben die Arme. Sie taten es schweigend und verbittert. Die Krieger gingen mit Erfahrung zu Werk. Sie prüften die Nähte, griffen in die Säume des Gürtels, suchten in den Köchern und den Satteltaschen. Ab und zu fanden sie Goldmünzen von geringem Wert, die vordergründig versteckt worden waren. Sie fanden aber auch – und jedesmal durchzuckte Luxon ein wahrer Schmerz – wertvolle Dinge, große goldene Münzen und ebensolche aus Silber. Nach etwa einer halben Stunde schienen die Zöllner der Meinung zu sein, dass auch eine intensivere Suche keine größere Beute mehr erbringen würde.
»Weiter. Den anderen nach. Und gebt denjenigen, die euch Licht spenden, den Rest eures Besitzes!«
»Welchen?« wollte Socorra müde wissen.
»Es mag Verstecke für euren Besitz geben«, entgegnete der Krieger, »die wir nicht kennen, und selbst wenn wir sie gefunden hätten, würden wir sie gern den Lichtspendern überlassen. Weiter!«
Langsam gingen die Männer weiter und zogen ihre Pferde am Zügel hinter sich her. Die Zöllner hoben die Schultern und sahen ihnen mit mäßiger Anteilnahme nach. Sie hatten bekommen, was sie haben wollten. Ein Halbkreis von schätzungsweise sieben Männern in den wallenden Umhängen schloss sich vor Luxon. Die Abgesandten des Shallad hoben die Arme, und einer von ihnen rief mit schriller, aufdringlicher Stimme: »Auch du, Mann aus Gomaliland, wirst eine Lichtspende brauchen!«
»Schon an der ersten Barriere wurde mir Licht gespendet, obwohl ich nicht einmal einen Kieselstein habe geben können. Spendet mir Licht, aber tut dies umsonst. Die Zöllner haben jede Handbreit meines Körpers abgetastet und nicht einmal Eisen gefunden. Oder versagt mir die Lichtspende meinetwegen!«
Luxon hielt sich zurück und lächelte nicht. Aber einige seiner Krieger grinsten, als sie die Worte des Kuttenträgers hörten. Die Lichtspender schienen genau zu wissen, dass Fafhad arm war und dass sie bei ihm nichts finden würden.
»Treibe deine Schindmähre weiter!« fauchte einer der hageren Männer. »Schnell!«
Luxon merkte zu seiner endlosen Erleichterung, dass keiner der Zöllner, Krieger oder Lichtspender die wahre Natur der unkenntlich gemachten Waffen aufgedeckt hatte. Er ließ die Zeremonie schweigend über sich und seine Leute ergehen und »spendete« ein Silbermünze. Er durfte passieren und kletterte ächzend in den Sattel. Erst beim dritten Versuch gelang es ihm, schwankend sich an die Mähne des Pferdes zu klammern.
»In deinem Alter«, schrie ihm ein Lichtspender zu, »wirst du in Logghard trotz unserer Lichtspende nicht zu den besten Kämpfern zählen!«
»Mein Glaube«, sagte Luxon mit der Stimme eines müden Greises, »wird mir helfen. Bisher hat er in harten Tagen immer geholfen.« Er hustete würgend und gab dem Pferd die Fersen. Langsam setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung. Die Reiter hielten großen Abstand voneinander und bemühten sich, die Aufmerksamkeit der misstrauischen Shallad-Krieger nicht noch einmal auf sich oder ihren Anführer zu richten.
An der dritten Barriere, sagte sich Luxon kochend vor Wut, werdet ihr vergeblich auf mich warten! Er blickte sich nicht einmal um und hörte an den Geräuschen und am Hufschlag, dass seine Freunde wieder aufschlossen. Stinkender Nebel wallte aus den letzten Tümpeln zu den Reitern herüber. Die Pferde schnaubten unwillig und rissen die Schweife hoch. Das erste Tier fiel in einen kurzen Galopp. Die anderen Reittiere ließen sich mitreißen, und kurze Zeit später stob die kleine Karawane zwischen den letzten Gewächsen an den Tümpelrändern aus der Niederung hinaus.
»Sie haben dich gesucht, Luxon«, rief warnend der Pfader.
»Aber sie suchten einen Mann, der anders aussieht. Und überdies seine
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