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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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Flammenschein genommen – dann Gitschin erobert ... Das Zündnadelgewehr – das verdammte Zündnadelgewehr mähte die Unseren reihenweise nieder. Die beiden großen feindlichen Armeekorps – das vom Kronprinzen und das vom Prinzen Friedrich Karl befehligte – haben sich vereinigt und dringen gegen Münchengrätz vor« ...
    So klangen die Schreckensnachrichten, welche mein Vater ebenso heftig jammernd vortrug, wie er jubelnd die Siegesnachrichten von Custozza berichtet hatte. Aber noch schwankte seine Zuversicht nicht:
    »Sie sollen nur kommen, alle – alle in unser Böhmen und dort vernichtet werden, bis auf den letzten Mann ... Einen Ausweg, einen Rückzug gibt es dann nicht mehr für sie, wir schließen sie ein, wir umzingeln sie ... Und das entrüstete Landvolk selber wird ihnen den Garaus machen .... Es ist nicht gar so vorteilhaft, als man glauben mag, im Feindesland zu operieren, denn da hat man nicht nur das Heer, sondern die ganze Bevölkerung gegen sich ... Aus den Häusern von Trautenau [Fußnote: Der Wahrheit die Ehre: Es hat sich herausgestellt, daß jenes Gerücht ohne Begründung war – die Trautenauer haben dies nicht getan. Schon damals wurde die Falschheit des Gerüchtes erwiesen. Die Verf. hat aber erst später von dieser Rechtfertigung Kenntnis erlangt. – B. v. S. Bemerk. zu der Volksausgabe.] gossen die Leute aus den Fenstern siedendes Wasser und Öl auf die Menschen –«
    Ich stieß einen dumpfen Laut des Ekels aus.
    »Was willst Du?« sagte mein Vater achselzuckend, »es ist freilich grauenhaft – aber das ist der Krieg.«
    »Dann behaupte wenigstens nie, daß der Krieg die Menschen veredle! – Gestehe, daß er sie entmenscht, vertigelt, verteufelt: ... Siedendes Öl! ... Ach! ...«
    »Gebotene Selbstverteidigung und gerechte Rache, liebe Martha. Glaubst du etwa, ihre Zündnadelgeschosse tun den Unseren wohl? ... Wie das wehrlose Schlachtvieh müssen unsere Truppen dieser mörderischen Waffe unterliegen. Aber wir sind zu zahlreich, zu diszipliniert, zu kampftüchtig, um nicht doch noch über die »Schneidergesellen« zu siegen. Zu Anfang sind gleich ein paar Fehler begangen worden. Das gebe ich zu. Benedek hätte die preußische Grenze überschreiten sollen ... Es steigen mir Zweifel auf, ob diese Feldherrnwahl eine ganz glückliche war ... Hätte man lieber den Erzherzog Albrecht hinauf geschickt, und dem Benedek die Südarmee übergeben ... Aber ich will nicht zu früh verzagen – bis jetzt haben ja eigentlich doch nur vorbereitende Gefechte stattgefunden, welche von den Preußen zu großen Siegen aufgebauscht werden – die Entscheidungsschlachten kommen erst. Jetzt konzentrieren wir uns bei Königgrätz; dort – über hunderttausend Mann stark – erwarten wir den Feind ... dort wird unser nördliches Custozza geschlagen!«
    Dort würde auch Friedrich mitkämpfen. Sein letztes, am selben Morgen angelangtes Briefchen trug die Nachricht: »Wir begeben uns nach Königgrätz.«
    Ich hatte bisher regelmäßig Kunde erhalten. Obwohl er in seinem ersten Briefe mich darauf vorbereitet hatte, daß er nur wenig werde schreiben können, so hat Friedrich doch jede Gelegenheit benützt, ein paar Worte an mich zu richten. Mit Bleistift, zu Pferd, im Zelt – in flüchtiger, nur mir leserlicher Schrift, so schrieb er die aus seinem Notizbüchelchen herausgerissenen für mich bestimmten Blätter voll. Manche hatte er Gelegenheit abzuschicken, manche gelangten erst später, erst nach dem Feldzug in meine Hände.
    Bis zur Stunde habe ich diese Andenken aufbewahrt. Das sind keine sorgfältig stilisierten Kriegsberichte, wie sie Zeitungskorrespondenten ihren Redaktionen, oder Kriegsschriftsteller ihren Verlegern bieten, keine mit Aufwand strategischer Fachkenntnisse entworfene Gefechtsskizzen, und keine mit rhetorischem Schwung ausgeführte Schlachtgemälde, in welchen der Erzähler immer bedacht ist, seine eigene Unerschrockenheit, Heldenhaftigkeit und patriotische Begeisterung durchleuchten zu lassen. Alles dies sind Friedrichs Aufzeichnungen nicht, das weiß ich; was sie aber sind das vermag ich nicht zu bestimmen. Hier folgen einige:
    Im Biwak.
    »Ohne Zelte ... Es ist ja eine so laue, herrliche Sommernacht – der Himmel, der große gleichgültige, voll flimmernder Sterne .... Die Leute liegen auf dem Boden, erschöpft von den langen, ermüdenden Märschen. Nur für uns Stabsoffiziere wurden ein paar Zelte aufgeschlagen. In dem meinen stehen drei Feldbetten. Die beiden Kameraden schlafen. Ich

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