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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Hinsicht recht widerspenstig war, was aber nicht bedeutete, dass sie das jemals gutheißen würde.
    »Ist es in Amerika denn so viel anders? Können die Menschen sich dort ohne Rücksicht auf ihre gesellschaftliche Stellung benehmen?«
    Mina warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Sah man einmal von seiner wilden Haarmähne ab, würde niemand erraten, was für ein aufregender Vormittag hinter den beiden lag. Sein gestärkter Kragen stand wie eine Eins, und die Manschettenknöpfe saßen tadellos. Eine Fahrt mit dem Zug so unbeschadet zu überleben, erforderte schon ein gewisses Maß an Talent, denn während er wie aus dem Ei gepellt aussah, war ihr Kleid völlig verknittert. Trotz seines makellosen Äußeren war Ashmore sich nicht zu fein, es sich auf einem Heuballen bequem zu machen. Mina bezweifelte, dass er sich in vornehmer Gesellschaft je so salopp geben würde. »Geht es wirklich darum, wie sich Leute im Allgemeinen benehmen?«, fragte sie. »Oder sprechen wir hier über das Benehmen von Frauen? Sie scheinen sich hier pudelwohl zu fühlen, aber ich gehe nicht davon aus, dass es Ihrer Gemahlin ebenso ergehen würde.«
    Er lächelte so zögernd, als amüsierte ihn die Vorstellung, sich zu vermählen. »Vielleicht doch, Miss Masters. Allerdings läge die Kunst darin, wie man die Bühne betritt. Treten Sie auf wie die gute Fee, die sich dazu herablässt, sich auf dem Anger blicken zu lassen; die ein paar Münzen unter das Volk bringt, um danach zu entschwinden.«
    »Und Sie? Wie würde Ihre Rolle aussehen?«
    Die Wolken am Himmel flirteten mit der Sonne, sodass Ashmores Gesicht in einem Moment im gleißenden Schein badete, ehe dunkle Schatten über sein Antlitz huschten, um sogleich wieder dem hellen Licht zu weichen. Mina war sich nicht sicher, ob der Schatten, der sich jetzt auf sein Gesicht legte, von den Wolken oder von Ashmores dunklen Gedanken herrührte. »Ich fürchte, dass ich daran noch arbeiten muss. Viele Jahre lang bestand die Kunst für mich darin, stets unbemerkt aufzutauchen. Und jetzt ist es die Aufmerksamkeit, die ich suchen muss.«
    »Weil blaues Blut durch ihre Adern fließt«, sagte sie. »Das ist übrigens der Grund, warum mir Ihr Vaterland nicht so sehr zusagt.«
    »Aber unterscheidet es sich denn wirklich so sehr von New York? Geld oder Herkunft … oder Schönheit«, fügte er mit einem knappen Nicken hinzu. »Wo liegt da der Unterschied?«
    »Komplimente«, sagte sie argwöhnisch. »Ashmore, kann es sein, dass der Mann im Zug Ihnen eins über den Schädel gezogen hat?«
    Phin lachte. »Ich bin doch nicht blind, sondern lediglich ein wenig zurückhaltend darin, Ihnen zu sagen, was Sie ohnehin schon wissen.«
    Seine Offenheit gefiel Mina, gelang es ihm doch, ihr auf eine Art und Weise zu schmeicheln, die keine falsche Bescheidenheit ihrerseits erforderte. Wenn doch nur andere sich diesen Kniff aneignen würden, wäre es beileibe nicht so ermüdend, mit Schönheit gesegnet zu sein. Ihr fielen ohnehin kaum Gründe ein, weshalb Schönheit ihr je eine große Freude bereitet hatte. Ja, sie zog die Aufmerksamkeit von Männern auf sich, die sie, wenn es nach ihr ginge, lieber ignorieren sollten. Zudem war sie jenen gegenüber, die ihr ein Kompliment machten, im Nachteil, da diese im Gegenzug eine gehörige Portion Demut oder Dankbarkeit erwarteten; beides Dinge, die Mina als herabwürdigend empfand. »Ich habe schon daran gedacht, es abzuschneiden.«
    Er runzelte die Stirn. »Ihr Haar?«
    »Ja. Aber das hätte nichts gebracht. New York macht es Frauen, die in der Geschäftswelt Fuß fassen wollen, alles andere als leicht. Geld allein reicht nicht aus, man braucht Verbündete. Und jene Gentlemen, die Bedenken haben, mit einem verrückten Blaustrumpf in Verbindung gebracht zu werden, sind mehr als willens, in die Rolle des Mentors zu schlüpfen, um sich eines fehlgeleiteten, flatterhaften Mädchens mit mehr Geld als Verstand anzunehmen. Und Haare flattern ziemlich effektiv, müssen Sie wissen.«
    »Selbst ohne Ihre Haarpracht wäre es meiner Meinung ein Leichtes für Sie, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen«, sagte er trocken. »Und einen Mann nach dem anderen um den Finger zu wickeln. Schade, dass Sie da anderer Meinung sind.« Er hob die Hand und fuhr mit dem Finger an ihrem Haaransatz entlang, von der Mitte der Stirn bis zur Schläfe, ehe er zärtlich über ihr Kinn glitt und die Hand wieder sinken ließ. »Mir würde es fehlen«, sagte er sanft.
    Minas Herz machte einen Satz, und schlagartig

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