Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
Schuldgefühle sein konnten. Er hatte damals gegen seinen Instinkt gehandelt und würde nicht zulassen, dass er abermals vor einer Verantwortung davonlief. »Mir würde vor allem helfen, wenn ich dich in Sicherheit wüsste.«
    Minas Mund verhärtete sich. »Ich bin keiner von deinen Federhaltern«, sagte sie. »Versuch ja nicht, mich herumzukommandieren.«
    Eine ganze Minute saß Phin da und dachte über die geballte Kraft nach, mit der der Zug über die Bahnschwellen fuhr. Dabei beobachte er, wie sich der rhythmische Takt der Räder bis in Minas Schultern fortsetzte. Rückblickend betrachtet leuchtete es ein, dass Bonham ein Spion gewesen war und ein Verräter. Als Sohn verarmter Kolonisten hatte er sich zu einem gewissen Status emporgearbeitet, und er hatte davon geträumt, sich in England einen Namen zu machen. Er musste für Ridland eine leichte Beute gewesen sein. Was Ridland ihm wohl versprochen hatte? Eine steile Karriere in England? Doch es war einerlei, womit er Bonham geködert hatte. Was zählte, war, dass er den Auftrag angenommen und Collins’ Vertrauen erworben hatte.
    Doch Ridland hielt nur selten, was er versprach, und vermutlich hat Bonham schon bald feststellen müssen, dass das, was Collins ihm anbot, aussichtsreicher war. Irgendwann musste er die Seiten gewechselt haben.
    Phin konnte Bonham sogar verstehen. Wie wundervoll es sich angefühlt haben musste, lächelnd Ridlands Befehle entgegenzunehmen, nur um ihm wenig später mit einem Messer in den Rücken zu fallen.
    Bonham war bester Laune gewesen, damals, in jener verhängnisvollen Nacht in Hongkong, als er Phin in ein zwangloses Gespräch verwickelt und vorgeschlagen hatte, sich einen Drink zu genehmigen. Als er die Bestellung für den Brandy mit der Überheblichkeit aufgegeben hatte, die eigentlich dem Hausherrn zustand, hatte Phin sich nichts weiter dabei gedacht. Vielmehr hatte er angenommen, dass Bonham mit seiner Großspurigkeit lediglich klarstellen wollte, dass seine Verbindungen zu Collins’ Haushalt weitaus enger waren als die seinen. Jetzt wusste Phin natürlich, dass er unvorsichtig gewesen war.
    Nur ein einziger Drink war nötig gewesen. Belladonna wirkte schnell. Und ehe Bonham von dannen gezogen war, hatte er noch schnell eine Bemerkung über Mina fallen lassen: Der Mann, der sie einfängt, wird sie in einen Käfig sperren müssen . Es war nicht weiter wichtig gewesen, ob seine Bemerkung auf Spekulation oder Erfahrung fußte. Es zählte einzig, dass seine Einschätzung der Wahrheit entsprach und dass Bonham sich dessen bewusst geworden war, ehe Phin überhaupt eine Ahnung gehabt hatte, wie raffiniert diese besondere Frau war.
    Auf keinen Fall durfte er den Fehler machen, Bonham zu unterschätzen.
    »Nichts liegt mir ferner, als dich einzusperren«, sagte Phin versöhnlich. »Und wenn, dann nur um deinetwillen.«
    Seufzend betrachtete Mina ihre Hände. »Und mir liegt nichts ferner, als deine Fenster einschlagen zu müssen, aber ich würde es um unsertwillen tun.«
    Phin registrierte ihre verbale Retourkutsche durchaus, entschied aber, nicht weiter darauf einzugehen. Gesetzt den Fall, Mina kooperierte nicht, wäre er gezwungen, Dinge zu tun, die sie effektiver als jede Form des Hasses in die Flucht schlagen würden. »Tu das nicht.«
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte sie leise. »Meine Mutter …«
    »Ich habe auch Zimmer ohne Fenster.«
    Als sie ihn ansah, spiegelte sich nackte Furcht in ihrem Gesicht wider. Der Anblick verschlug ihm den Atem. »Wenn du mich aufrichtig liebst«, sagte sie, »sperrst du mich niemals in einem fensterlosen Raum ein.«
    Phin biss sich auf die Zunge, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Wenn sie schon von Liebe sprachen, dann nicht im Rahmen dieser Diskussion. »Traue niemals einem verzweifelten Menschen.« Erst als er den Satz beendet hatte, ging ihm auf, dass er genauso gut von sich hätte sprechen können. Er gab sich einen Ruck und zwang sich, seine Gedanken zu sammeln. »Es ist durchaus denkbar, dass er versuchen wird, dich zu töten.«
    »Aber ich werde wohl kaum im stillen Kämmerlein sitzen und darauf warten, dass er es versucht.«
    Phin legte die Hand um ihr Kinn und drehte ihren Kopf, sodass sie gezwungen war, ihn anzusehen. »Was glaubst du, wie Bonham dich überhaupt ausfindig gemacht hat? Ridland streut die Information, um sich Arbeit zu sparen. Er benutzt dich bereits als Köder.«
    »Dann lass mich doch einfach den Spieß umdrehen«, erwiderte sie scharf. »Ich bin durchaus

Weitere Kostenlose Bücher