Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
bereit, den Käse in der Mausefalle zu spielen.«
    »Wie nobel von dir«, antwortete Phin gereizt. »Aber dazu besteht kein Grund. Angenommen, er ist tatsächlich hinter den Dokumenten her, dann könnte ich zu ihm gehen und sie ihm aushändigen.«
    »Darum geht es nicht, Phin.« Sie atmete tief durch. »Ich muss etwas tun, weil ich es nicht ertrage, dazusitzen und Däumchen zu drehen, während das Leben meiner Mutter auf dem Spiel steht. Nicht schon wieder.« Etwas leiser schob sie nach: »Ich bin nur die Hilflose und die Gejagte, solange ich nicht selbst in die Rolle des Jägers schlüpfe.«
    Aus Minas Tonfall schloss Phin, dass es sich bei ihren Worten um eine Art Eingeständnis handelte. Beim Allmächtigen, es konnte doch nicht sein, dass er deshalb von seiner Meinung abwich. Immerhin stand ihr Leben auf dem Spiel.
    Er ließ die Hand sinken, aus Sorge, in seiner Wut etwas Ungehaltenes zu tun. »Die Illusion von Kontrolle ist dennoch nichts weiter als eine Illusion.« Als sich ihre Miene weiter verdüsterte, fügte er schärfer hinzu: »Einer von uns beiden muss jetzt nachgeben.«
    Mina wandte den Blick ab. »Dann steht uns beiden eine herbe Enttäuschung ins Haus, denn keiner von uns gibt gern klein bei.«
    »Wenn du mir nicht zutraust, dass ich deine Mutter finde …«
    »Frag mich mal, woher meine Narben stammen.«
    Diese Aufforderung schnürte Phin den Hals zusammen. Sowohl der Zeitpunkt als auch der Grund, warum sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählen wollte, waren denkbar schlecht. »Mina. Es geht hier auch um dein Leben.«
    »Los, frag mich.«
    Phin presste die Lippen aufeinander. »Das spielt im Moment nun wahrlich keine Rolle«, sagte er schließlich.
    »Tut es wohl«, konterte Mina und blickte ihn mit einem herausfordernden Funkeln in ihren blauen Augen an. »Ich habe dir in Hongkong das Leben gerettet. Es gibt also keinen Grund zur Annahme, ich hätte keine Ahnung von möglichen Konsequenzen oder drohenden Gefahren.«
    Er atmete aus. »Bist du in der Lage, einem Mann aus fünfzig Fuß Entfernung zwischen die Augen zu schießen?«
    »Nein, aber ich behalte selbst in den heikelsten Situationen einen kühlen Kopf.« Mina hielt kurz inne und erblasste. »Ich kann in einem fensterlosen Raum sitzen und mit anhören, wie meine Mutter stundenlang gefoltert wird.«
    Der nächste Einwand, den Phin sich bereits zurechtgelegt hatte, blieb ihm im Halse stecken. Er wusste, dass es noch schlimmer kommen würde, schließlich hatte er die Narben auf ihrem Rücken gesehen und sie berührt. Sie waren gezackt, was darauf schließen ließ, dass jemand wie von Sinnen auf sie eingeschlagen hatte.
    Mina wartete. Sie wollte seine Reaktion sehen. Er holte tief Luft und gab, um ihretwillen, seinen Widerstand auf. »Erzähl mir davon«, sagte er rau und griff nach ihrer Hand.
    Minas Stimme war so leise, dass sie kaum das Rattern des Zuges übertönte. »Ich habe gelernt, abzuwarten und nicht den Verstand zu verlieren, wenn die Dunkelheit allgegenwärtig zu sein scheint und mich zu verschlingen droht. Ich verabscheue die Finsternis. Licht ist mir wichtig geworden. Es war für mich von großer Bedeutung, dass du die letzte Nacht an meiner Seite verbracht hast.«
    Genau das habe ich getan, dachte er bei sich. Das war vielleicht nur ein schwacher Trost, doch er war froh, ihr immerhin ein wenig geholfen zu haben.
    »Ich kann ihre Schreie hören«, sagte sie langsam. »Und ich weiß, dass sie sich meinetwegen nicht bei ihm entschuldigt. Sie wird sich dieses Mal nicht entschuldigen, denn sie weiß, wenn sie es tut, würde nicht mehr sie, sondern ich das Ziel seiner Wut sein.«
    Phin spürte, dass er blass wurde. »Es ist meinetwegen«, sagte er. »Weil du mir geholfen hast.«
    Der Druck ihrer Finger erhöhte sich. »Nein«, erwiderte sie. »Das Ganze hat nichts mit dir zu tun. Glaube mir, Phin. Mir war lediglich daran gelegen, endlich frei zu sein, und durch dich habe ich die Möglichkeit dazu gewittert.«
    Und er hatte sie zurückgelassen, hatte sich geweigert, an ihr Wohl zu denken. Am Tag nach seiner Rettung, als er in einem Verschlag in Aberdeen Zuflucht gesucht hatte, war er in einen traumlosen Schlaf geglitten. Ohne auch nur einen Gedanken an seine Retterin zu verschwenden, war er an Bord dieses verdammten Schiffes gegangen. »Nie wieder«, sagte er. Obwohl seine Wut nicht ihr galt, zuckte sie zusammen, und Phin schalt sich dafür, ihr Angst gemacht zu haben. »Bonham und Collins werden dir kein Haar krümmen, das werde ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher