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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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verbeugte.
    Fretgoose gab vor, keinen Schmerz zu verspüren, und Phin gab vor, von der Kollision nichts mitbekommen zu haben. Er studierte die Schlagzeilen, während der Kammerdiener die Kleidung zusammenstellte. Das Weltgeschehen war eher ruhig zu nennen. Im Fall des vereitelten Bombenanschlags von Birkenhead hatte es weitere Verhaftungen gegeben. Hinter dieser Sache steckte mit Sicherheit eine weitaus interessantere Geschichte, doch als Normalbürger würde er die niemals erfahren – worauf er auch keinen Wert legte. Nichtsdestotrotz rümpfte er angesichts der faden offiziellen Version die Nase.
    Als er umblätterte, stieß er auf eine ganzseitige Anzeige für Haarwasser. Spezielle amerikanische Formel: Neue Technologie. Fünf Schillinge für spektakulären Glanz. Typisch amerikanisch, eine solche Stange Geld für ein bisschen Seifenwasser zu verlangen. Genervt wandte er sich der nächsten Seite zu.
    Und saß wie vom Donner gerührt da.
    »Sir?«
    Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Überraschung war also fehl am Platz. Genau genommen war er nicht im Geringsten überrascht. Er fühlte sich schlichtweg … als hinge er in der Luft. Wie die Figur in einem Daumenkino, die mitten in der Bewegung von einem sehr kräftigen Daumen angehalten worden war. Er zwang sich, hochzuschauen. »Ja«, sagte er.
    Fretgoose hielt ihm einen Mantel hin. »Wäre dieser genehm, Sir?«
    Phin nickte geistesabwesend, dann gab er sich einen Ruck. »Sagen Sie Gorman, er soll meine Verabredung für morgen absagen.« Er musste den Hinterbliebenen einen Beileidsbesuch abstatten.
    Am nächsten Morgen machte Phin sich auf den Weg nach Eton. Obwohl es mit dem Zug eine vergleichbar kurze Reise war, entschied er sich für die Kutsche. Da sich die Straßen in einem besseren Zustand befanden als bei seiner letzten Reise, dauerte die Fahrt nicht so lange wie erwartet. Als er vor dem bescheidenen Cottage vorfuhr, war es noch nicht einmal Mittag.
    Phin blieb im Wagen sitzen und betrachtete das Haus. Es sah genau so aus, wie er es in Erinnerung hatte. Das weiße Holzgatter hatte einen frischen Anstrich erhalten, und die Rosenbüsche, die den kleinen Pfad zum Haus säumten, wirkten gebändigter als früher. Ansonsten war alles wie damals, sodass er fast das Gefühl hatte, wieder siebzehn zu sein. Die roten Ginganvorhänge des Stubenfensters waren aufgezogen. Phin erinnerte sich gut daran, welch erhitzte Diskussionen es seinerzeit wegen der Vorhänge gegeben hatte. Wie die meisten Kartografen liebte Mr Sheldrake lichtdurchflutete Räume. Seine Ehefrau hingegen hatte argumentiert, dass zu viel Sonnenlicht die Polstermöbel ausblich. Der Disput um die Vorhänge hatte sich zu einem fortwährenden Scherz entwickelt; die Erinnerung daran müsste ihn eigentlich erheitern.
    Mit Mühe und Not rang Phin sich ein Lächeln ab.
    Eine Magd, einen Korb am Arm, ging an der Kutsche vorbei. Auf Höhe des Fensters reckte sie den Kopf, um einen Blick ins Innere zu erhaschen. Kein Wunder. Eine große glänzende Kutsche mit einem Wappen auf der Tür taugte nun einmal dazu, Aufmerksamkeit zu erregen, vor allem in ländlichen Gegenden. Vielleicht hätte er sich doch lieber für den Einspänner entscheiden sollen. Andererseits erwies er niemand Geringerem als Sheldrake die letzte Ehre. Ob es für Sheldrake eine Rolle gespielt hätte, dass er nun einen Titel trug? Phin bezweifelte es. Aber es wäre eine erfreulichere Nachricht gewesen als all die anderen, die er im Gepäck hatte.
    Phin stieg aus der Kutsche und gab seinem Diener ein Zeichen, er solle auf dem Kutschbock sitzen bleiben. Ehe es ihm bewusst wurde, hatte er bereits den Riegel der kleinen Pforte geöffnet. Lautlos schwang sie auf. Phin glaubte, sich selbst zu beobachten, als er den schmalen Weg entlangging. Die Stufen, die zum Eingang hinaufführten, die Tür und auch das Haus schienen ihm mit einem Mal winzig klein. Ein surreales Gefühl befiel ihn. Seit seinem letzten Besuch konnte er unmöglich gewachsen sein, oder? Es ergab einfach keinen Sinn, dass ihm alles so viel kleiner erschien.
    Kaum hatte Phin angeklopft, wurde die Tür geöffnet. Statt der Magd gegenüberzustehen, wie er erwartet hatte, blickte er in das Gesicht von Laura Sheldrake. Die rundlichen Pausbacken aus Kindertagen waren verschwunden, und statt eines rauflustigen Wildfangs stand jetzt eine Frau Mitte zwanzig vor ihm, deren kastanienbraunes Haar sanft im Sonnenschein schimmerte. Damals, vor einer halben Ewigkeit, hatte Phin davon geträumt, sie

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