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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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hatte sich unter Ridlands geröteten Augen breitgemacht. Aus Schadenfreude? Ich habe von Ihren Treffen in Westminster gehört .
    Gut, hatte Phin gedacht. Lass ihn schmoren. Ich bin gekommen, um Ihnen klarzumachen, dass sie nicht mehr unter Ihre Fürsorge fällt.
    Daraufhin hatte Ridland lauthals gelacht. Viel Glück, mein Lieber. Die Kleine ist ein ziemlich harter Brocken .
    Die Worte hatten eine Saite in Phins Innern zum Schwingen gebracht. Vor langer Zeit hatte ihm jemand etwas Ähnliches gesagt. Jemand, der weiser als er war. Ja, an ihre Dickköpfigkeit konnte er sich nur zu gut erinnern. Ihr vorgetäuschtes Zittern war der beste Beweis dafür. Denn während ihre Hände herumflatterten und angeblich nicht wussten, wohin mit sich selbst, sah sie ihm zu fest in die Augen, als dass sich dadurch das Gefühl wegwischen ließe, er müsse bei ihr besondere Vorsicht walten lassen.
    So absonderlich es auch zu sein schien, aber es bestand noch immer die Möglichkeit, dass Ridland ihr bei der Flucht behilflich gewesen war, auch wenn Phin hierfür kein triftiger Grund einfiel. Zudem hatte der Mann bei Miss Masters eine ungewohnte Zurückhaltung an den Tag gelegt, denn nicht einem ihrer perlmuttfarbenen Fingernägel war Schaden zugefügt worden. Genau genommen war ihr gesamtes Erscheinungsbild eine Spur zu korrekt, um ihr das unschuldige amerikanische Mädchen abzunehmen, das eine Woche lang durch die Elendsviertel Londons geirrt war.
    Wie ein Kompass, der sich abermals ausgerichtet hatte, ordneten sich seine Erwartungen neu. Wenn Mina Masters ihm etwas vorspielte und mit Ridland unter einer Decke steckte, um ihn in eine miese Sache hineinzuziehen, würde sie eine herbe Enttäuschung erleben. Denn er würde auf keinen Fall den Fehler machen, sie zu unterschätzen.
    Als sie merkte, wie streng er sie musterte, zog sie die Augenbrauen in die Höhe. »Ich habe doch wohl keinen Anlass zur Sorge, oder?«
    »Es gibt immer einen Anlass zur Sorge«, antwortete er sanft. »Aber ich gehe davon aus, dass Ihre Frage nicht philosophischer Natur war. Ist Ihnen eigentlich bewusst, wo Sie sich befinden Miss Masters?«
    Sie sah sich um. »In einem Keller?«
    »In einem Stadtteil Londons, den selbst ich niemals unbewaffnet betrete.«
    Sie blinzelte. »Aber ich war doch bewaffnet, Sir.«
    Ja, dieser hübsche, mit Perlmutt besetzte Revolver hätte das eine oder andere Puppenhaus bestimmt in Aufruhr versetzt. Monroe wog die Waffe in seiner Hand und fragte sich, ob sie geladen war. Dem Gewicht nach zu urteilen war dem so. »Wir sollten jetzt aufbrechen.« Als sie einen nervösen Blick zur Tür warf, sich aber nicht in Bewegung setzte, schob er etwas schneidender nach: »Sie haben Ridland gesagt, er soll mich holen, habe ich recht?« Ridland hatte Interesse an ihr, aber sie augenscheinlich keines an ihm. In mehrerlei Hinsicht war Phin nichts weiter als ein Knochen, um den sich eine Bulldogge und ein winziger, parfümierter Pudel stritten. Mit anderen Worten: Er war aus freien Stücken in die Hölle zurückgekehrt.
    »Wo gehen wir denn hin?«, erkundigte sie sich.
    Warum interessierte sie die Antwort? »Werden Sie womöglich noch woanders erwartet?«
    Sie blinzelte. »Nein. Aber ich würde wenigstens gern mit Mr Tarbury sprechen.« Sie rang so vehement mit den Händen, dass Phin sich innerlich darauf einstellte, ihre Finger einzeln vom Boden aufzulesen. »Damit ich weiß, dass es ihm gut geht.«
    Auch daran konnte er sich erinnern – die Art und Weise, wie sie ihre saphirblauen Augen einsetzte, um möglichst mädchenhaft und schmollend zu wirken. Selbst in diesem Moment, da sie schlichter als eine Küchenmagd gekleidet war, wirkte sie kokett. Überhaupt nahm er ihre Kleidung erst jetzt richtig wahr. Und runzelte sogleich die Stirn. Mit Ausnahme des Medaillons trug sie keinen Schmuck, und das abgetragene Kleid widersprach Ridlands Aussage, sie stünde finanziell auf eigenen Füßen. Er hatte irgendeine Bemerkung über eine Firma in Amerika gemacht, die teure Haarwasser für die eitle Damenwelt vertrieb. Da ihm das nicht weiterhalf, um sie ausfindig zu machen, hatte Phin nur mit halbem Ohr hingehört. »Tarbury geht es gut«, ließ er sie wissen. Tarbury war so stur wie ein Esel. Drei lange Stunden hatte er ihn verhört, ohne dass der Mann auch nur eine Andeutung über den Aufenthaltsort seiner Herrin machte.
    »Sie bringen mich also zu ihm?«
    »Nein.«
    »Aber Mr Tarbury wird vor Sorge um mich vergehen.«
    Wie konnte er nur ihre Arroganz vergessen.

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