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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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hatte, ihn bei sich aufzunehmen. Wenn er sich entschied, ihnen die Gründe für seine Entscheidung zu erläutern, lief er Gefahr, eine Lawine unbequemer Erinnerungen loszutreten. Seine Salonmanieren waren zwar eingerostet, aber er ahnte, dass die Schilderung dieser erbitterten Fehde keine gute Beilage zu Tee und Gebäck sein würde. »Es sollte ein kompletter Neubeginn sein«, sagte er schließlich. Doch kaum hatte er zu Ende gesprochen, wurde ihm die Absurdität dieser Aussage bewusst. Die Damen für ihren Teil nickten jedoch, als stünde der Ausdruck »Neubeginn« nicht im direkten Widerspruch zu der Tatsache, dass die Grafschaft mehr als drei Jahrhunderte alt war.
    »Ein Neubeginn ist immer etwas Wunderbares«, sagte Miss Sheldrake.
    »O ja«, pflichtete ihre Mutter ihr bei. »Und überaus weise.«
    Wenn das so weiterging, würden die beiden auch noch seine Sparsamkeit loben, wenn er ihnen erzählte, dass er die Möbel seines Onkels zu Anmachholz verarbeitet hatte.
    Seufzend rieb er sich die Augen. Er hatte wieder einmal nicht gut geschlafen, und seine Gedanken wanderten beunruhigend oft zu der kleinen, so wohlduftenden Katastrophe, die er in einer der Zimmerfluchten des Obergeschosses gefangen hielt. Sie war eingesperrt. Drei Mal hatte er sich davon überzeugt, dass ihre Tür verschlossen war, ehe er die Sheldrakes empfangen hatte. Doch allein ihre Anwesenheit in seinem Haus reichte aus, um seine Nerven zu strapazieren. Er fühlte sich nicht einmal ansatzweise für den Besuch der Sheldrakes gewappnet – und schon gar nicht dafür, den Verehrer zu mimen. Er riss sich am Riemen, als die Damen zu ihren Stühlen zurückkehrten, und konzentrierte sich auf die wohltuende Unaffektiertheit der Bewegungen Lauras, als sie Platz nahm. Hier sollte er genauer hinsehen. Welch ein himmelweiter Unterschied zwischen ihren guten Manieren und dem auffälligen Benehmen von Miss Masters. Laura hatte es erst gar nicht nötig, sich primitiver Tricks zu bedienen. Sie gab sich, wie sie war. Das dunkelgrüne Kleid, das sie trug, betonte weder ihre Kurven noch verbarg es sie zu sehr. Der Mann, der sie einmal heiratete, würde zwar nicht Sinnlichkeit und Leidenschaft, dafür aber Fürsorge und Stabilität bekommen. Sie würde ihn nie vom rechten Weg abbringen, sondern im Gegenteil dafür sorgen, das er stets auf dem Pfad der Rechtschaffenheit blieb.
    Die beiden Frauen waren dazu übergangen, das Brokatpolster in höchsten Tönen zu bewundern. Nur mit Mühe gelang es Phin, sich seine wachsende Gereiztheit nicht anmerken zu lassen. »Ich freue mich sehr über Ihren Besuch«, sagte er, denn er würde den Teufel tun, ihnen dafür zu danken, dass sie seine Polstermöbel bestaunten.
    »Es ist doch selbstverständlich, dass wir Ihnen unseren Dank persönlich überbringen«, sagte Mrs Sheldrake. Durch Ihr Handeln lassen Sie uns ja keine andere Wahl, suggerierte ihr Unterton. »Und ich hoffe sehr, dass Sie viel Freude an dem Globus haben werden. Mr Sheldrake hätte gewollt, dass Sie ihn bekommen, auch wenn ich fürchte, dass das in keinem Verhältnis zu dem steht, was Sie für uns getan haben.«
    »Sie müssen sich nicht bedanken«, erwiderte Phin. »Aber ich weiß das Geschenk zu schätzen.« Er würde den Globus in der hintersten, dunkelsten Ecke verstauen, die er finden konnte. Würde sein Gewissen es ihm nicht verbieten, er würde das Ding in tausend Stücke schlagen.
    Ein ernster Ausdruck schlich sich in Miss Sheldrakes grüne Augen. Ihrem etwas zu flächigem Gesicht wohnte eine wohltuende Schlichtheit inne, und Phin hatte das Gefühl, auf ihren großen Wangen problemlos eine Landkarte zeichnen zu können. »Es stand außer Frage, dass wir ihn dir geben.«
    »Ganz richtig.« Mrs Sheldrake klang alles andere als froh darüber.
    Eine unbehagliche Stille senkte sich über den Salon. »Nun denn«, hob Phin an. »Ich hoffe inständig, dass Sie beide einige Tage bleiben können.« Er betete zu Gott, dass es nicht dazu kam. Zumindest, bis Miss Masters weg war.
    »Das geht bedauerlicherweise nicht«, sagte Mrs Sheldrake, die klang, als bereitete ihr allein schon dieser Gedanke Magenschmerzen. Laura errötete. Hatte er womöglich gegen die Etikette verstoßen? Vielleicht war es lediglich in den Kolonien gang und gäbe, Besuche mit Übernachtungen nicht anzukündigen.
    Ja, das musste es sein. Verflixt und zugenäht. Von Unruhe ergriffen rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Diese kleinen, aber feinen Details kehrten langsamer zurück, als ihm lieb

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