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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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deutet auf Erbarmen hin, wenn ich mich nicht täusche.«
    Das Lächeln, das die beiden Frauen Phin schenkten, war so dünn wie Pergament. Er wollte ihnen sagen, dass sie sich endlich setzen sollten. Der Besuch der beiden diente dazu, ihm für sein großzügiges Geschenk zu danken, und dies schienen sie zu tun, indem sie seinen Salon in höchsten Tönen priesen. Vor dem Gemälde, das die beiden gerade betrachteten, hatten sie sich bereits auffallend wohlwollend über zahlreiche andere Einrichtungsgegenstände geäußert. Das gehörte zwar zum guten Ton, war Phin jedoch eher unangenehm. Er würde sie selbst dann mit offenen Armen hier empfangen, wenn der Teppich, auf dem sie standen, nicht das schönste Kunstobjekt war, auf den sie je einen Fuß hatten setzen dürfen. »Ja, es ist ein wunderbares Gemälde«, pflichtete er ihnen bei und zwang sich zu einem Lächeln. Für den heutigen Tag hatte er sich fest vorgenommen, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Miss Sheldrake sollte nie wieder miterleben, wie schlimm es um ihn stand.
    »War Ihr Cousin ein exzellenter Reiter, Sir?« Diese sehr steife Frage kam aus Mrs Sheldrakes Mund. Anfänglich hatte Phin angenommen, dass Laura ihrer Mutter von seinem höchst eigenartigen Verhalten erzählt haben könnte und sie deshalb so reserviert war. Jetzt fragte er sich jedoch, ob es möglicherweise an seinem Salon lag, der sich alle Mühe gab, dem Prunk Versailles’ nachzueifern. Auch wenn sie versuchte, Augenkontakt mit ihm herzustellen, glitt ihr skeptischer Blick jedes Mal über seine Schulter hinweg. Verglichen mit dem Cottage in Eton sollte es eigentlich nicht weiter verwunderlich sein, dass die creme- und goldfarbene Täfelung, die vergoldeten Kranzleisten und Stützpfeiler protzig erschienen. Vermutlich ließ sich ihr Erstaunen damit erklären, dass sie das Ganze partout nicht mit ihm in Einklang bringen konnte – mit dem Phin, den sie kannte, mit dem schlaksigen Jungen, der keinen Penny in der Tasche hatte und der essen konnte wie ein Scheunendrescher. Wäre er nicht mit einem jungen Viscount befreundet gewesen, ein Junge wie er wäre in einer solchen Pracht niemals willkommen gewesen. Und er hätte auch niemals die Unverfrorenheit besessen, den Sheldrakes das Haus abzukaufen.
    Zum Teufel, vielleicht war genau das Grund, aus dem sie sich so zurückhaltend gaben: dass er ihr Haus erstanden und ihnen übereignet hatte. Aber was hätte er sonst tun sollen, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie die Pacht aus eigener Kraft nicht mehr aufbringen konnten? Er hatte gehandelt, ohne sich Gedanken über die möglichen Auswirkungen zu machen. Immerhin hatte die Tür zu ihrem Heim für ihn offen gestanden, als er kein Dach mehr über dem Kopf gehabt hatte. Er hatte nicht zulassen können, dass sie aus ihrem Heim vertrieben wurden.
    Als er merkte, dass die beiden noch immer auf eine Antwort von ihm warteten, räusperte er sich und stellte die Teetasse ab. »Ich vermute, dass der Mann ein ausgezeichneter Reiter war. Aber es handelt sich dabei nicht um meinen Cousin.«
    Stecknadel-Stille. Miss Sheldrake kroch die Röte in die Wangen. »Wer ist der Reiter denn dann?«
    »Ich muss gestehen, dass ich es nicht weiß. Ich habe das Haus herrichten lassen, ehe ich einzog.«
    »Aber weshalb?« Mrs Sheldrakes Gesicht verriet deutlich, was sie dachte, nämlich dass sie seine Vorgehensweise zutiefst verwirrte. »Hat der verstorbene Earl denn keine Einrichtung hinterlassen?«
    Phin zögerte. Allem Anschein nach lasen die beiden nicht die Klatschpresse, denn sonst wüssten sie von seiner Entscheidung, das Haus seines Cousins an eine Familie aus dem Ausland zu vermieten. Gegen William hegte er keinerlei Groll, nein, war es doch dessen Vater gewesen, der das Haus für ihn unerträglich gemacht hatte. Der siebte Earl of Ashmore hatte ihm eine gute Ausbildung angedeihen lassen, wofür er dankbar war, aber der Mann hatte ihn auch kräftig dafür bezahlen lassen. Phin war ihm nie willkommen gewesen, und die wenigen Male, die er der Familie einen Besuch abgestattet hatte, hatte er sich stundenlange Moralpredigten über die Vergehen seines Vaters anhören müssen. Und das, wo er auch ohne fremde Hilfe bestens in der Lage gewesen wäre, selbst ein ganzes Buch darüber zu schreiben.
    Die Sheldrakes waren die ganze Zeit über die schwierigen Verhältnisse im Bilde gewesen, und als er Eton wegen seines Disputs mit Tilney verlassen musste, war er bei ihnen untergekommen, nachdem sein Onkel sich geweigert

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