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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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war. »Ein anderes Mal dann«, sagte er.
    Die Frauen tauschten einen undefinierbaren Blick aus. »Es läge uns fern, Ihre Gastfreundschaft zu strapazieren«, sagte Mrs Sheldrake.
    »Das würde Ihnen auch nicht gelingen«, antwortete er. »Gemessen daran, wie oft ich im Laufe der Jahre Ihre Gastfreundschaft beansprucht habe, ist allein schon der Gedanke absurd.« Seine nächsten Worte wählte er mit Bedacht. »Es liegt mir viel daran, Sie wissen zu lassen, dass Sie beide für mich mehr als normale Gäste wären. Ich möchte, dass Sie dies als Ihr Haus betrachten, wenn Sie in London sind.« Mrs Sheldrake presste die Lippen zusammen, entweder weil sie schockiert war oder weil sie seinen Vorschlag missbilligte. Laura hingegen senkte den Kopf, um ein Lächeln zu verheimlichen, was ihn ermutigte. »Ich hoffe«, sagte er froh, »dass Ihnen die Antiquitäten meines Onkels nicht zu sehr fehlen werden.«
    »Oh, nein«, antwortete Laura mit leiser Stimme. »Ganz und gar nicht.«
    Sehr gut, jetzt wusste er wieder, woran er war. Und dasselbe schien bei Laura der Fall zu sein. Während seiner Zeit in Eton hatte sie eine leidenschaftliche Zuneigung für ihn entwickelt und hatte nichts unversucht gelassen, seine Aufmerksamkeit zu erregen. So hatte sie ihm zum Beispiel gesagt, sie würde ihren Erstgeborenen Anaximander nennen – nach dem ersten historisch belegten Kartografen. Was für ein Erbe! Aber Phin hatte – bei der Erinnerung an seinen nüchternen, strengen Ton musste er unwillkürlich lächeln – sie davor gewarnt. Als Ehefrau gehört es zu deinen Pflichten, dich gegen derartige Flausen zur Wehr zu setzen, nicht, sie in die Welt zu setzen. Anaximander! Gütiger Gott, da würde er ja jeden Tag in der Schule Prügel kassieren . »Sagen Sie mir«, ergriff Phin jetzt das Wort. »Sind Sie noch immer entschlossen, Ihre Söhne mit abscheulichen Namen zu strafen?«
    Laura wusste sofort, worauf er anspielte. Erklärungen waren also nicht nötig. Ihre Wangen röteten sich, und sie schaute zu Boden. »Philip oder Stephen wären angemessener, würde ich sagen.«
    Mrs Sheldrake stieß ein vernehmliches Schnauben aus und erhob sich. »Nun denn, wir müssen uns auf den Weg machen, fürchte ich. Wir wollen uns noch die Crace-Sammlung ansehen, ehe unser Zug fährt.«
    Laura, die ein wenig erstaunt dreinblickte, stand ebenfalls auf. Auch Phin hatte sich erhoben. Der Blick aus Mrs Sheldrakes zusammengekniffenen Augen verriet ihm, dass sie ihn mit klarerem Blick sah als ihre Tochter. Mag sein, dass Sie uns ein Haus gekauft haben , sagten ihre Augen, aber uns haben Sie nicht miterstanden . »Ich verstehe«, sagte er und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Eine wahrlich exzellente Ausstellung.«
    »Hallihallo!«
    Gütiger Gott. Wie zum Teufel war sie aus dem Zimmer herausgekommen?
    Mit ihrer vergnügten Begrüßung zog sie augenblicklich die Aufmerksamkeit der beiden Damen auf sich, die jetzt weit die Augen aufrissen. Phin drehte sich um. Miss Masters hatte es sich nicht nehmen lassen, sich in Szene zu setzen. Ein schlankes, in scharlachrote Seide verpacktes Paket mit sinnlichen Kurven stand sie an den Türrahmen gelehnt da. »Miss Masters«, sagte er gedehnt. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sie vorzustellen. Das wusste sie und das wusste er, und vermutlich hatte sie es genau darauf abgesehen. »So treten Sie doch näher.«
    Während Mina sich vom Türrahmen abstieß und auf die kleine Gruppe zuschlenderte, fiel Phins Blick auf den armseligen, inkompetenten und tölpeligen Gompers, der vor der Tür schlitternd zum Stehen kam. Mit einem kaum sichtbaren Kopfschütteln gab er dem Diener zu verstehen, der Szene fernzubleiben. Erst beim zweiten Hinsehen bemerkte Phin, was für ein Kleid Miss Masters da eigentlich trug. Wie aus heiterem Himmel erkannte er, dass sein früheres Unbehagen nur der Vorbote einer ausgewachsenen Katastrophe gewesen war. Sah man von dem hoch sitzenden, rechteckigen Ausschnitt und den überschnittenen Ärmeln ab, hatte das Kleid keinen erkennbaren Schnitt. Die goldene Schärpe, die sie wie einen Gürtel um die Taille trug, presste den dünnen Stoff eng um ihre Hüften, sodass sich mehr als deutlich erkennen ließ, dass sie kein Korsett trug.
    Beim nächsten Schritt, den sie tat, wurde klar, dass sie ebenfalls auf Unterröcke verzichtet hatte.
    Phin warf Laura, die Mina mit offenem Mund anstarrte, einen flüchtigen Blick zu. »Mrs Sheldrake«, sagte er schnell. »Miss Sheldrake. Gestatten Sie mir, Ihnen meine

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