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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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ziemlicher Versager. Aber ich hatte fünf ältere Brüder, und ich glaube, meinem Vater ist nie aufgefallen, dass ich ein Mädchen bin.« Als sie Faith hierauf kichern hört, ist sie froh, dass sie ihr das erzählt hat, aber Kenzie wird trotzdem schmerzlich daran erinnert, wie ungeliebt sie sich in ihrer Familie gefühlt hat.
    »Waren Sie im Tor?«
    Kenzie lächelt. »Die meiste Zeit war ich der Puck.«
    Faith rollt sich auf die Seite und stützt sich auf einen Ellbogen. »Lebt Ihr Vater noch hier in der Nähe?«
    »Er lebt in Boston. Ich sehe ihn nur sehr selten.« Sie zögert nur einen kurzen Moment, ehe sie hinzufügt: »Er fehlt mir.«
    »Ich vermisse meinen Papa auch.« Die Worte sind so still wie die Nacht, aufgesogen von den sich wiegenden Baumkronen um sie herum. »Ich will ihn zwar nicht vermissen, aber das hilft auch nichts.«
    »Und warum willst du es nicht?«
    »Weil er etwas sehr Schlimmes getan hat«, sagt sie leise. »Etwas, das meine Mami zum Weinen gebracht hat.«
    »Und was war das?«
    Faith antwortet nicht. Es dauert eine Weile, ehe Kenzie merkt, dass sie leise weint. »Faith?«
    Das Mädchen wendet sich ab und verbirgt das Gesicht an der eigenen Schulter. »Ich weiß es nicht!«, schluchzt sie. »Ich habe mit ihm geredet, und dann war da diese andere Frau im Badezimmer, und er ist weggegangen. Ich glaube, er ist gegangen, weil ich etwas Falsches gesagt habe.«
    »Du hast nichts Falsches gesagt, Liebes. Das war ein Problem zwischen deiner Mami und deinem Papa.«
    »Nein, er will nur nicht bei mir wohnen.«
    »Dein Vater möchte sogar sehr gerne mit dir zusammen wohnen«, erklärt Kenzie ihr. »Und deine Mutter ebenso. Sie lieben dich beide sehr. Darum müssen der Richter und ich ja auch helfen, zu entscheiden, bei wem du jetzt leben sollst.« Ohne es zu wollen, muss sie an die Geschichte von Salomo denken, die sie in der Sonntagsschule gelernt hat. Als zwei Frauen beide behaupteten, die Mutter eines Babys zu sein, schlug der König vor, das Kind mit dem Schwert in zwei Hälften zu teilen, eine List, mit der er herausfinden wollte, welche der beiden Frauen lieber auf ihr Recht verzichten würde, als mitanzusehen, wie ihrem Kind ein Leid geschah. Resultat: Problem unblutig gelöst. Aber das war nur eine Geschichte. In der realen Welt waren oft beide Elternteile gleich gut oder schlecht. In der Wirklichkeit gab es mildernde Umstände. In der Wirklichkeit waren es oft die Kinder, die den Scherbenhaufen beseitigen mussten, den ihre Eltern zurückgelassen hatten.
     
    15. November 1999
     
    Malcolm Metz betritt den Konferenzraum, in den Lacey Rodriguez geschickt wurde, um auf ihn zu warten. Er setzt sich auf die Tischkante. »Und, haben Sie mir was mitgebracht?«, fragt er.
    Sie hält inne, das Truthahn-Krautsalat-Sandwich vor dem Mund. »Nein. Aber Sie bezahlen dieses hier trotzdem.«
    Malcolm grunzt. »Was ist schwarz und braun und sieht gut aus an einem Rechtsanwalt?«
    »Keine Ahnung. Was?«
    »Ein Dobermann.« Er grinst, nimmt ihr das Brot aus der Hand und stopft sich eine Ecke in den Mund. »Sehr gut. Auf den Krautsalat wäre ich nie gekommen.« Er wischt sich die Lippen mit ihrer Serviette ab und gibt ihr das Sandwich zurück. »Also, was gibt’s?«
    Sie tippt auf einen Stapel Unterlagen vor ihr auf dem Tisch. »Was wissen Sie über Kansas City?«
    »Dass dort alles auf dem neuesten Stand ist. Teufel, keine Ahnung. Bezahle ich Sie nicht dafür, mich zu informieren?«
    Lacey lächelt. »Nicht genug, Malcolm. Mein Informant am Flughafen hat einen Treffer gelandet. Raten Sie mal, wo Mariah White sich in der vergangenen Woche versteckt hat?«
    Metz nimmt die Liste entgegen, die sie ihm reicht, und überfliegt die Namen. »Nichts Besonderes«, meint er. »Alle Welt weiß, dass sie mit dem Mädchen weg war.«
    Lacey steht auf und blättert um zu den Passagieren der Ersten Klasse. »Weiß auch die ganze Welt, dass Ian Fletcher in derselben Maschine saß?«
    »Fletcher?« Metz denkt an sein Treffen mit dem Mann und an die Behauptung des Fernseh-Atheisten, dass eine brisante Information Faith als Betrügerin entlarven würde. Sie waren seine Aussage durchgegangen, ohne dass er ein Wort hierüber verloren hatte. Offensichtlich hatte dieser Flug etwas mit seinem großen Plan zu tun.
    Metz lächelt und speichert diese Trumpfkarte in seinem Gedächtnis. Fletcher mag ja denken, sein Geheimnis sei sicher, aber da hat er die Rechnung ohne den Wirt, respektive das Gesetz, gemacht. Wenn Fletcher erst im

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