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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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einfach nicht wegnehmen lassen.
    Ihr ist sonst nichts mehr geblieben.
    Als sie die Damentoilette schließlich verlässt, rechnet sie damit, von einer Schar Reporter und Photographen in Empfang genommen zu werden, die nur auf ein Zeichen von Schwäche warten in einem Teil des Gerichtsgebäudes, in dem ihnen das Filmen erlaubt ist. Aber der einzige Mensch draußen vor der Tür ist Ian.
    »Mariah«, sagt er und kommt auf sie zu.
    Sie lässt ihn einfach stehen. Als ihre Schulter im Vorbeigehen seinen Arm berührt, bricht sie fast wieder in Tränen aus.
    »Damals hatte ich doch keine Ahnung. Ich wusste noch nicht, was du für ein Mensch bist.«
    Mariah bleibt stehen, dreht sich um und blickt ihm ins Gesicht. »Dann sind wir ja schon zwei«, sagt sie eisig.
    Joan will gerade in den Gerichtssaal zurückgehen, als sie eine Hand auf der Schulter spürt, die sie beiseite zieht. »Kein Wort«, warnt Ian, als sie zum Sprechen ansetzt.
    »Ah, wenn das nicht James Bond persönlich ist. Wenn Sie mir gesagt hätten, dass Sie den Doppelagenten spielen wollen, hätten wir diesen Mist mit McManus möglicherweise verhindern können.«
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung.«
    Joan verschränkt die Arme über der Brust. »Ich bin nicht diejenige, die sich die Augen ausweint.«
    »Ich habe versucht, ihr klarzumachen, dass das mit der Globe-Story war, bevor wir… na ja, eben davor. Sie hört mir nicht zu.«
    »Das kann ich ihr nicht verübeln.« Sie blickt in Richtung des Gerichtssaals, der sich langsam füllt. »Hören Sie, ich werde später mit Mariah sprechen. Im Augenblick kann ich nichts für Sie tun …«
    »Sehen Sie, und genau da irren Sie sich …«
     
    Joan und Metz treten an den Richtertisch. »Euer Ehren«, sagt er, »ich habe alle meine Zeugen aufgerufen bis auf den Psychiater, den ich heute Morgen bei der Anhörung erwähnt habe.«
    »Euer Ehren«, fügt Joan hinzu, »wie bereits erwähnt, kann ich ein Münchhausen-Syndrom nicht von eine Tennisarm unterscheiden. Ich brauche Zeit, um mich dar auf vorzubereiten, Mr. Metz’ lächerliche Theorie über me: ne Mandantin zu widerlegen. Hinzu kommt, dass es sich schon um den zweiten Zeugen handelt, den mein Kollege aus dem Hut gezaubert hat, da auch Allen McManus me’ nes Wissens nicht auf der Liste stand.« Sie wirft eine Blick auf den gegnerischen Anwalt. »Wenn Mr. Metz seinen Psychiater aufrufen will, fordere ich, Ian Fletcher noch einmal aufrufen zu dürfen.«
    »Kommt nicht infrage. Der Aufruf Allen McManus’ in den Zeugenstand war dazu bestimmt, Ian Fletcher der Lüge während meiner Befragung zu überführen, Euer Ehren. Ihn erneut von der Verteidigung befragen zu lassen, würde nur für Verwirrung sorgen«, wandte Metz ein.
    »Ich denke, meine Verwirrung wird sich in Grenzen halten«, entgegnet der Richter trocken. Er wendet sich an den Zuschauerraum. »Mr. Fletcher, würde es Ihnen etwas ausmachen, noch einmal im Zeugenstand Platz zu nehmen?«
    Ian kehrt schweigend in den Zeugenstand zurück. Joan mustert ihn aufmerksam; sie hofft, dass alles so laufen wird, wie Ian es sich überlegt hat. Die Befragung dient eigentlich nicht dem Fall an sich, sondern ist vielmehr ein Geschenk an ihre Mandantin. Und wie Ian ganz richtig bemerkt hat, ist es nur im Interesse des Falles, wenn sie sich versöhnen, da Mariah ja bislang noch nicht ausgesagt hat.
    Joan geht zu Mariah hinüber und drückt ihren Arm. »Sperren Sie die Ohren weit auf«, raunt sie ihr zu, bevor sie zum Zeugenstand zurückkehrt. »Mr. Fletcher, wann haben Sie Mr. McManus angerufen?«
    »Anfang Oktober.«
    »Und warum?«, fragt sie knapp. Für den Außenstehenden muss es so aussehen, als wäre sie wütend auf Ian … und das zu Recht.
    »Ich wollte Faith Whites Behauptungen widerlegen. Das hätte die Einschaltquoten meiner Sendung in die Höhe getrieben. Ich kannte zu diesem Zeitpunkt weder Faith noch ihre Mutter.« Er breitet die Hände aus. »Ich habe schon früher mit anonymen Hinweisen nachgeholfen. Es sieht einfach besser aus, wenn die Kontroverse von einem anderen gestartet wird. Ich komme dann erst später ins Spiel, arbeite mich Schicht für Schicht durch und entlarve schließlich den Betrug als solchen. McManus schien mir ein halbwegs ordentlicher Reporter zu sein, und ich dachte mir, er könnte hilfreich sein.«
    »Das klingt sehr hinterlistig.«
    »Das gehört zum Geschäft«, entgegnet Ian. »Manchmal bekomme ich anonyme Hinweise, und manchmal gebe ich welche. Das ist nichts Ungewöhnliches unter

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