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Die Wahrheit des Alligators

Die Wahrheit des Alligators

Titel: Die Wahrheit des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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unterbrach ich die Verbindung.
    Ich bebte vor Wut, und Benjamino legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Bravo, Marco, du lernst schnell.«
    »Ich will ins Krankenhaus und sehen, wie es Marietto geht.«
    »Nein. Das ist zu vorhersehbar.«

    Am nächsten Morgen stand ich zeitig auf und vertiefte mich wieder in die Lektüre der Prozeßakten. Ich hatte das Gefühl, wieder Student zu sein, wie damals, als ich mir den Wecker stellte, um die Prüfungen vorzubereiten. Ich nahm die Akte mit der Aufschrift Vernehmung der Zeugen in die Hand.
    Am 19. Januar 1976 um 21 Uhr 15 erschien in den Räumen der Mordkommission der Quästur von Padua vor mir, dem unterzeichneten Kriminalkommissar und Angehörigen der genannten Kommission, Dal Bianco, Daniela, ledige Hausangestellte, geboren am 22. Mai 1956 in Papozze, Provinz Roverto, wohnhaft ebendort, und erklärte folgendes:
    Ich arbeite seit vier Jahren bei der Signora Evelina Mocellin Bianchini als Hausangestellte, in dem ihr gehörigen Haus in der Via Mascagni Nr. 129. Heute um 16 Uhr, vielleicht 16 Uhr 10 wurde ich von der Signora gerufen und gebeten, Lebensmittel einkaufen zu gehen. Das kam mir ungewöhnlich vor, da solche Einkäufe gewöhnlich vormittags erledigt werden. Mit dem Einkaufszettel, den die Signora mir gegeben hatte, ging ich also in den Supermarkt in der Via Bellini. Nach ungefähr zwei Stunden kam ich wieder zurück. Nachdem ich vergeblich darauf gewartet hatte, daß mir die Signora die Tür öffnete, nahm ich die Hausschlüssel aus meiner Tasche und schloß selbst auf. Als ich die Signora Evelina nicht sah, begann ich nach ihr zu rufen und sie in den verschiedenen Räumen zu suchen. Als ich im zweiten Stock des Hauses in das Zimmer der Signora trat, fand ich die Leiche derselben, am Boden ausgestreckt und blutüberströmt.

    Staatsanwalt Padua. Ermittlungsbericht des Staatsanwalts im Sinne des Artikels 232 des italienischen StGb.
    Vor mir erschien am 25. Februar 1976 Ventura, Carlo, verwitweter Unternehmer, geboren am 4. April 1930 in Padua, wohnhaft ebendort, Via Mascagni 129.
    Auf Befragen antwortete er: »Ich bin vom Verbrechen an meiner Frau gegen 18 Uhr 45 benachrichtigt worden, und zwar von einer gewissen Dal Bianco, Daniela, Hausangestellte. Sie erreichte mich in der mir gehörigen Fabrik, die in Zenson di Piave in der Provinz Treviso liegt. «
    Aus Befragen antwortete er: »Ich habe einen gewissen Magagnin, Alberto, nie kennengelernt und kann auch ausschließen, daß es sich dabei um eine Bekanntschaft meiner Frau gehandelt hat. «
    Auf Befragen antwortete er: »Ich habe Evelina am 28. März 1973 in zweiter Ehe geheiratet. Ich war geschieden, sie verwitwet. «
    Auf Befragen antwortete er: »Aus unserer Verbindung sind keine Kinder hervorgegangen. Beide hatten wir Kinder aus erster Ehe. Evelina war Mutter eines Jungen und eines Mädchens, des Namens Francesco, 24 Jahre alt, und Selvaggia, 22 fahre alt. Beide leben seit Jahren, seit dem Tod ihres Vaters, in den USA. Ich bin Vater eines Jungen namens Marco, der 20 Jahre alt ist. «
    Auf Befragen antwortete er. »Mein Sohn lebt bei seiner Mutter in Treviso. «

    Am 2. März 1976 um 11 Uhr erschien vor mir, Untersuchungsrichter beim Amtsgericht Padua, nachfolgend genannte Zeugin, die ich zunächst ermahnte, die ganze Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit, und über die Strafen belehrte, die über diejenigen verhängt werden, die sich der falschen Zeugenaussage schuldig machen. Nach ihren Personalien befragt, gab sie folgendes an:
    Mein Name ist Barbara Anelli Bucellati, genannt Bibi, verheiratete Hausfrau, geboren am 26. Oktober 1940 in Padua, wohnhaft ebendort, Piazza dell’Insurrezione Nr. 3. Auf Befragen antwortete sie: »Ich war die beste Freundin der armen Evelina Mocellin Bianchini. Wir sahen uns oft und telefonierten täglich miteinander. Wir hatten dieselben Freundschaften und Bekanntschaften, allesamt aus den besten Kreisen (die Zeugin nannte zahlreiche Familiennamen, auch Vereine und Zirkel usw.). «
    Auf Befragen antwortete sie: »Ich schließe aus, daß meine Freundin den Angeklagten Magagnin, Alberto gekannt hat. « Auf Befragen antwortete sie: »Ich schließe auch aus, daß es sich dabei um eine Bekanntschaft der Hausangestellten Dal Bianco, Daniela handeln könnte. «
    Auf Befragen antwortete sie: »Die Kinder von Evelina, Francesco und Selvaggia, leben seit Jahren in den Vereinigten Staaten, wo sie die Universität besuchen. «
    Auf Befragen antwortete sie: »Über Marco, den Sohn von

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