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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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vorwarf. Unter einer fettigen Haarmähne glänzte seine fahle Haut im trüben Licht des Gastraums. Ein Perverser.
    Passan ließ sich ihm gegenüber ohne große Umstände auf einen Stuhl fallen. Dass der andere zusammenzuckte, war ihm Bestätigung genug, den Dreckskerl tatsächlich gefunden zu haben. Er zog ein zusammengefaltetes Papierbündel aus der Tasche. Irgendeine Akte, die er zufällig aus dem Archivstapel in seinem neuen Büro herausgegriffen hatte.
    »Du weißt, was das hier ist?«
    »Nein … nein.«
    »Eine Liste der Verbindungen zu einer ziemlich ekelhaften Website.«
    Ängstlich musterte Vernant den Stapel.
    »Also … ich verstehe nicht …«
    »Ach, du verstehst nicht?« Passan lehnte sich über den Tisch und senkte die Stimme: »Dein Nickname taucht in dieser Liste mehr als tausendmal auf. Wir haben sogar Beweise, dass du die Seite von deinem Büro aus aufgerufen hast. Soll ich dir die Daten und Zeiten vorlesen?«
    Der Kerl wurde bleich. Passan musste ihm nur noch den Gnadenstoß versetzen.
    »Das dürfte bei deiner Dienststelle ziemlich viel Staub aufwirbeln, nicht wahr?«
    Der Typ kauerte auf seinem Stuhl und mühte sich, Haltung zu bewahren. Er streckte die Hand nach dem Papierstapel aus. Passan ergriff sein Handgelenk und verdrehte es so heftig, dass dem Mann ein schmerzliches Stöhnen entfuhr.
    »Immer schön langsam. Wir sind uns schließlich noch nicht einig.«
    Er ließ los. Sofort verschwand die Hand unter dem Tisch. Vernant hatte Tränen in den Augen.
    »Was darf ich Ihnen bringen?«
    Neben Passan war ein Kellner aufgetaucht.
    »Nichts. Vielen Dank«, erklärte Passan, ohne die Augen von seinem Opfer zu wenden.
    »Tut mir leid, aber Sie müssen hier etwas zu sich nehmen.«
    Passan hob den Kopf und sah sich einem vierschrötigen, etwa vierzig Jahre alten Burschen gegenüber, der ihn aggressiv anstarrte. Vermutlich war das Christian, der Sohn des Hauses.
    Er zog seine Dienstmarke hervor.
    »Ach ja? Muss ich?«
    Hastig verkrümelte sich der Kellner. Vernant schrumpfte auf seinem Stuhl zusammen. Mit jeder Minute wirkte er ein bisschen verlorener und ängstlicher. Er hatte begriffen, dass er für die Beamtensolidarität auch etwas bieten musste.
    »Für Leute wie dich gibt es genau zwei Möglichkeiten«, fuhr Passan mit kalter Wut in der Stimme fort. »Die sanfte und die harte Tour.«
    Vernant versuchte zu schlucken. Sein Adamsapfel hüpfte vergeblich auf und ab.
    »Die sanfte Tour wäre, jetzt gleich mit dir ein stilles Eckchen aufzusuchen und dir die Eier zwischen zwei Backsteinen zu zerquetschen. Meine persönliche Alternative zu einer chemischen Kastration.«
    Vernant schwieg. Passan stellte sich vor, wie er unter dem Tisch die Hände so heftig gegeneinanderrieb, dass seine Haut glühte.
    »Und die harte Tour?«, flüsterte der Mann schließlich kleinlaut.
    »Oh, wir lassen einfach der Justiz ihren Lauf. Mit dem, was wir über dich in der Hand haben, und dem, was ich noch persönlich hinzufügen werde, sind dir ein paar Jährchen sicher.«
    »Sie …«
    »Im Knast kriegen Schweine wie du eine Spezialbehandlung. Sie dauert länger als meine Backsteinmethode und ist viel schmerzhafter, aber das Resultat ist dasselbe, das darfst du mir glauben. Immerhin darfst du deine Eier behalten. In einem Glas, so wie die Eunuchen im chinesischen Kaiserreich.«
    »Sind Sie wirklich Polizist?«
    Passan musste lächeln.
    »Polizisten wie mich gibt es wie Sand am Meer, Schweinebacke. Glücklicherweise. Sonst würden nämlich Arschlöcher wie du frei herumlaufen und sich an Kindern vergreifen.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Hast du was zu schreiben?«
    Vernant reichte ihm einen Stift.
    »Gib mir deine Hand.«
    Vernant erwartete offenbar, dass sein Gegenüber ihm den Fingernagel umdrehte. Doch Passan begnügte sich damit, Guillards Namen in seine Handfläche zu schreiben.
    »Die Mutter hat anonym entbunden. Geboren ist er am 17. Juli 1971 in Saint-Denis. Ich will seine Akte. Und zwar morgen Mittag. Hier.«
    »Unmöglich. Zu vertraulichen Akten habe ich keinen Zugang.«
    Passan schwenkte seine Papiere.
    »Weißt du, was wirklich unmöglich ist? Deinen Namen aus dieser Liste hier zu entfernen.«
    Vernant betrachtete seine Handfläche.
    »Ein ziemlicher Allerweltsname.«
    »17. Juli 1971. Saint-Denis. Du wirst ihn schon finden. Ich vertraue dir.«
    Passan stopfte die gefalteten Blätter in die Tasche und spuckte in Vernants Bier.
    »Morgen Mittag hier. Enttäusche mich nicht.«
    Als er die Kneipe verließ,

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