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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Auge zu behalten.«
    »Ich traue dem Braten nicht«, murrte Passan. »Unsere Jungs sollen auf jeden Fall dranbleiben, kapiert?«
    »Ich glaube, du bist derjenige, der nicht kapiert. Du kannst nicht mehr einfach über die Leute verfügen.«
    Passan lachte auf und lief weiter.
    »Weil man mir den Fall entzogen hat? Das ist mir so was von egal! Wir rechnen die Jungs und das Material einfach über einen anderen Fall ab. Scheiße, dir muss ich doch wohl nicht erklären, wie das läuft.«
    Er erreichte sein Büro und drückte die Klinke. Die Tür war verschlossen. Nervös zerrte er den Schlüssel hervor. Er passte nicht ins Schloss. Erst bei näherem Hinsehen stellte er fest, dass das Schloss ausgetauscht worden war. Sogar Ölspuren waren noch auf dem Zylinder zu sehen.
    »Was soll dieser Mist?«
    »Das versuche ich dir schon die ganze Zeit beizubringen. Ab heute sitzt du im dritten Stock. Statistische Erfassung.«
    »Was für Statistiken?«
    »Alle Delikte müssen nach Kategorien aufgelistet werden. Es geht um Verbrechenshäufigkeit und Entwicklung der Kriminalität im 92. Departement innerhalb der letzten sechs Monate.«
    »Das geht doch mit jedem Computer.«
    »Man zählt auf deine Fachkompetenz.«
    »Ich bin doch kein Streifenpolizist!«
    Fifi zog einen Umschlag aus der Tasche.
    »Hier ist deine offizielle Versetzung. Du wirst von der Kripo abgestellt, diesen Bericht für den Innenminister zu erarbeiten. Sondermaßnahme.« Seine Stimme nahm einen ironischen Klang an. »Du bist sozusagen befördert worden.«
    »Und unsere laufenden Fälle?«
    »Übernimmt Reza.«
    »Reza vom Quai des Orfèvres?«
    »Ja, wir werden dorthin zurückverlegt.«
    »Ohne mich?«
    Fifi gab keine Antwort. Nach der Niederlage jetzt also die Katastrophe. Passan fuhr sich mit den Händen durch das Haar.
    »Scheiße«, presste er hervor.
    »Du sagst es! Aber solange die Sache mit dieser bewussten Nacht nicht geregelt ist, solltest du dich möglichst bedeckt halten. Vergrab dich in den Zahlen und sieh zu, dass man dich vergisst.«
    »Und die Überwachung bei mir zu Hause?«
    »Das Einzige, was du im Moment tun kannst, ist, bei der Polizeiwache deines Viertels Anzeige zu erstatten. Aber ganz ehrlich – ich glaube kaum, dass du mit deiner Chupa-Chups-Geschichte viel bewegen wirst.«
    Passan nickte mit zusammengebissenen Zähnen.
    Der dritte Stock sah genau aus wie die anderen: gleicher Teppich, gleiche Beleuchtung, gleiche Klimaanlage. Allerdings bestanden die Wände hier oben nicht aus Glas. Zumindest konnte er hier mal eine kleine Siesta machen oder sich einen runterholen.
    Fifi schloss die Tür des Büros mit der Nummer 314 auf, trat einen Schritt zur Seite und reichte Passan den Schlüssel. Passan betrachtete sein neues Reich. Ein Sonnenstrahl lugte durch die Wolken und beschien die triste Umgebung. Der Raum war deckenhoch mit Akten vollgestopft. Ordner standen auf dem Boden und versperrten die Schranktüren, auf dem Schreibtisch stapelten sich gelbe, eselsohrige, zerfaserte Bündel.
    »Wozu brauche ich denn diesen alten Krempel?«
    »Damit du einen Vergleich zu den Vorjahren hast.«
    Passan trat einen Schritt vor. Staubwolken stoben auf und tanzten im Sonnenlicht.
    Fifi stand auf der Schwelle und beobachtete ihn grinsend. Passan glaubte schon, der Junge mache sich über ihn lustig, doch dann zog Fifi ein Post-it aus der Tasche.
    »Keine Sorge, nicht alles heute ist scheiße.«
    »Was ist das?«
    »Die Entdeckung des Tages.«
    Passan griff nach dem Zettel und las: »Nicolas Vernant«. Fragend blickte er Fifi an.
    »Ich habe heute Morgen mit einem Kumpel von der Koordinationsstelle gegen Menschenhandel Kaffee getrunken. Sie bereiten gerade einen Großeinsatz vor. Gegen einen Pädophilenring, den sie seit Monaten im Internet überwachen.«
    »Und dieser Typ da steht auf der Liste?«
    »Er hat innerhalb eines Jahres fast dreitausendmal die schlimmsten Webseiten dieser Art besucht. Sein Nickname lautet Sadko.«
    »Und?«
    »Er arbeitet bei der Jugendbehörde in Nanterre.«
    Passan begriff sofort. Es ging darum, den Kerl zu warnen und mit ihm zu verhandeln. Die Löschung seines Namens gegen die Akte von Patrick Guillard. Was natürlich ein reiner Bluff wäre. Erstens besaß er nicht die Befugnis, einen solchen Deal durchzuführen, und zweitens würde er nie im Leben einen Pädophilen laufen lassen. Aber wer wusste das schon? Dieses Schwein ganz sicher nicht.
    »Wann geht es los?«
    »Am Freitag. Du hast also bis Ende der Woche Zeit, ihm die Akte aus

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