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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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klebte ein großes Pflaster. Guillard! Passan ließ zwei Autos überholen und glich seine Geschwindigkeit an. Ein Schild kündigte die Ausfahrt Porte de la Chapelle an. Wollte Guillard etwa zum Flughafen und für immer verschwinden?
    Doch der kleine Mercedes fuhr an der Ausfahrt zur A 1 vorbei. Was hatte der Mann vor?
    Einen Kilometer weiter ordnete sich der Wagen in die Ausfahrt zur Porte de Clignancourt ein. Passan bemühte sich, Guillard trotz vieler Kreuzungen, einem Gewirr breiter Straßen und den Buden des Flohmarkts auf den Fersen zu bleiben. Schließlich parkte Guillard am Boulevard d’Ornano in der Nähe der Passage du Mont-Cenis. Passan überholte ihn, als er ausstieg. Ein Schauder überlief ihn. Er hatte seinen Mörder bei der Flucht erwischt. Und dieses Mal würde er sicher nicht locker lassen.
    In diesem Augenblick verschwand der andere in der Menschenmenge. Passan unterdrückte einen Fluch, hielt in der nächsten Ausfahrt an und sprang aus seinem Subaru. Guillard war nirgends zu sehen.
    Plötzlich entdeckte Passan ihn wieder. Er trug jetzt eine formlose, ziemlich abgetragene Drillichjacke, während man ihn sonst nur in Anzügen von Brioni oder Zegna sah. Kurz darauf verschwand er in einer Metrostation. Passan klappte die Sonnenblende mit der Aufschrift »Polizei« herunter und zog den Zündschlüssel ab. Im Laufschritt überquerte er den Boulevard d’Ornano und tauchte ebenfalls in die Metrostation ab. Schalter. Automatiktüren. Akustische Zeichen. Hier unten hielten sich nur wenige Leute auf, doch Guillard war nicht dabei. Die Station war die Endhaltestelle der Linie 4. Somit gab es nur eine mögliche Fahrtrichtung: Porte d’Orléans.
    Passan kaufte eine Fahrkarte, ging durch die Automatiktür und stieg die Treppe hinunter. Da stand Guillard. Hände in den Taschen, als könne er kein Wässerchen trüben. Passan hielt sich im Hintergrund. Sein Jagdfieber wuchs. Er genoss diesen kühlen Ort, an dem es leicht nach verbranntem Gummi roch. An die Wand gelehnt betrachtete er die gefliesten Gewölbe und stellte sich vor, wie viele Tonnen Erde über ihm lasten mochten.
    Ein anschwellendes Donnern ertönte. Der Zug kam. Guillard stieg ein. Passan wartete die Sirene ab und sprang dann im letzten Augenblick in den hintersten Wagen. Er stand zwischen den anderen Passagieren und bemühte sich, zur Ruhe zu kommen und alle drängenden Fragen von sich wegzuschieben.
    Simplon. Die Türen öffneten sich. Der Bahnsteig. Kein Guillard. Passan nutzte die Gelegenheit, um in den nächsten Wagen zu steigen.
    Mercadet-Poissonniers. Immer noch nichts. Der nächste Wagen.
    Château-Rouge. Der Mörder ließ sich nicht blicken. Hier zwängten sich wahre Massen in den Zug. Eine bunt gekleidete Menschenmenge, die Klientel aus der Rue Myrah. Passan wich zurück. Er umklammerte die Haltestange und sah mit wachsendem Unbehagen zu, wie die U-Bahn immer voller wurde. Sein Herz pochte. Wo wollte dieses verdammte Arschloch hin?
    Barbès-Rochechouart. Menschen stiegen aus, Menschen stiegen ein. Fast alle zeigten den für Pendler typischen trübsinnigen Gesichtsausdruck. Gefügig und müde. Die Sirene ertönte. Der Mann mit der grauen Kappe sprang auf den Bahnsteig. Passan hatte gerade noch Zeit, sich durch die Tür zu zwängen. Er fragte sich, ob dieser überstürzte Ausstieg geplant gewesen war. Fühlte Guillard sich verfolgt? Der Autohändler reihte sich in die Masse ein, die sich in Richtung der Linie 2 drängte.
    Passan beschleunigte seinen Schritt. Guillard schob sich mit der Menschenmenge an der gefliesten Wand entlang – kleinwüchsig, mit dickem Hintern und gesenktem Gesicht unter dem Schirm seiner Kappe. Wieder einmal fiel Passan etwas auf, das er schon früher festgestellt hatte: Guillards jungenhafter hüpfender Gang stand in scharfem Kontrast zu seinem durchtrainierten Körper. Er watschelte ein wenig, und seine Schultern wiegten sich im Takt. Mit hängenden Armen ließ er seine Muskeln spielen.
    Treppen. Gänge. Guillard wandte sich nach links zum Bahnsteig in Richtung Nation. Passan folgte ihm. Insgeheim wiederholte er immer wieder die Worte: Jetzt bist du dran. Ein Luftzug fuhr durch das Gewölbe. Die Metro fuhr ein. Guillard stieg in den vorletzten Wagen, Passan in den Wagen dahinter. Sirene. Die Türen schlossen sich. Passan warf einen Blick in das nächste Abteil, konnte aber vor lauter Köpfen nichts sehen. Der Zug setzte sich in Bewegung.
    Plötzlich wurde es hell. Geblendet hob Passan die Hand vor die Augen. Erst

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