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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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verändert. Er durfte sich auf keinen Fall mehr von seinem Zorn hinreißen lassen und Guillard bedrohen oder in seiner Werkstatt alles kurz und klein schlagen. Die Ereignisse der vergangenen Nacht bewiesen, dass er es mit einem fähigen und schlagkräftigen Gegner zu tun hatte.
    »Muss man Mediziner sein, um Blut abzunehmen?«
    »Ach was! Das kann jede Krankenschwester.«
    Monique Lamy, die Erzieherin aus dem Jules-Guesde, hatte von einer Testosteronbehandlung in Guillards Jugend gesprochen. Seither hatte der Mann vermutlich Hunderte von Injektionen über sich ergehen lassen müssen und führte sie inzwischen zweifellos selbst durch.
    »Kannst du mir mal sagen, was hier eigentlich los ist?«, fragte Rudel schließlich.
    »Das wüsste ich selbst gern.«
    Der Gerichtsmediziner stand auf, zog sich die Schuhe an und verschwand wie der Landarzt in einem Western von John Ford.
    Passan räumte den Tisch ab. Inzwischen hatte er auch Albuy und Malençon angerufen, die Guillard rund um die Uhr beschatteten. Angeblich war Guillard die ganze Nacht zu Hause gewesen. Doch das hatte nichts zu bedeuten. Der Schweinehund war gewitzt genug, selbst ausgebuffte Bullen zu täuschen. Nur eins war ganz sicher: Komplizen hatte er keine.
    Diego kam schwanzwedelnd in die Küche. Auch der Hund gab Passan Rätsel auf. Wie war es möglich, dass der treue Vierbeiner mehrmals hintereinander einen Fremden ins Haus gelassen hatte, ohne auch nur einmal anzuschlagen? Richtete sich sein Verdacht etwa doch gegen den Falschen?
    Es klingelte. Isabelle Zacchary und ihr Team standen vor der Tür. Sie waren in Zivilfahrzeugen gekommen und hatten ihre Overalls noch nicht angelegt. Nichts verriet den Grund ihres Besuchs – außer vielleicht die Plastikköfferchen, die sie mitbrachten.
    »Was genau erwartest du von uns?«, fragte Zacchary.
    »Das gesamte Programm.«
    »Wir haben noch nicht einmal die Ergebnisse vom letzten Mal. Findest du es in Ordnung, den Steuerzahler für deine Ängste bezahlen zu lassen?«
    »Ich kann ein anderes Team anfordern.«
    Zacchary lächelte.
    »Reg dich nicht auf, Dicker. Wir machen das schon für dich.«

43
    Eine halbe Stunde später stand Super Mario auf der Matte.
    Im Zivilleben war der Mann Spezialist für Heimkinosysteme. Im 18. Arrondissement besaß er einen Laden, in dem man alles Notwendige erstehen konnte, um aus seinem Wohnzimmer einen Hightech-Kinosaal zu machen. Unter dem Ladentisch verkaufte er außerdem Abhörgeräte, Überwachungskameras, Alarmanlagen und die neueste Spyware – Technologien, die das Herz von Voyeuren, eifersüchtigen Ehemännern und paranoiden Hausbesitzern höher schlagen ließen.
    Als Passan noch auf der Wache des 10. Arrondissements in der Rue Louis Blanc Dienst tat, hatte er Super Mario einmal wegen Voyeurismus verhaftet. Angeblich hatte der Technikfreak Bilder aus Umkleidekabinen in Bekleidungsgeschäften und im Schwimmbad sowie aus Damentoiletten ins Netz gestellt. Der Elektroniker, der mit richtigem Namen Michel Girard hieß, hatte seine Unschuld beteuert und behauptet, nur das Material geliefert zu haben. Passan überprüfte die Aussage, fand heraus, dass der Mann recht hatte, und löschte seinen Namen aus sämtlichen Akten. Als Gegenleistung dafür durfte er Girard zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen und wann immer er wollte um die Installation einer Abhöranlage bitten, die er selbstverständlich kostenlos zur Verfügung gestellt bekam.
    »Ich habe vorsichtshalber alles mitgebracht«, sagte Girard und setzte seine beiden Koffer ab. »Was genau brauchst du?«
    »Komm rein. Ich erkläre es dir.«
    Girard wurde von allen nur Super Mario genannt, obwohl er eigentlich kein Klempner war. Aber mit seinem Schnurrbart und seiner roten Kappe kultivierte er die Ähnlichkeit mit dem Helden aus den Videospielen. Allerdings war er ein Mario der ersten Generation. Mit seinen sechzig Jahren hatte er viele Falten, tief liegende Augen und eine Kartoffelnase, die so grobporig war wie ein Bimsstein.
    Die beiden setzten sich in die Küche, wo die Spurensicherung bereits fertig war. Passan schloss die Tür, schenkte Super Mario einen Kaffee ein und teilte ihm das Nötige mit, ohne allzu viele Einzelheiten zu verraten.
    »Ich will alles sehen und alles hören können. Und zwar rund um die Uhr.«
    »Ist schon so gut wie passiert.«
    »Und zwar überall, außer auf dem Klo und in den Bädern.«
    Girard zwinkerte ihm vertraulich zu.
    »Nicht in den Bädern? Ganz sicher nicht?«
    »Schnauze. Ich bin

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