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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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immerhin hier zu Hause.«
    Der Elektronikfachmann verzog kurz das Gesicht, als wäre er beleidigt.
    »Wohin kommt die Steuerkonsole?«
    »Auf den niedrigen Wohnzimmertisch.«
    »Und die Monitore?«
    »Auch, und zwar alle.«
    Passans Handy klingelte. Fifi. Passan wies Super Mario an, mit seiner Arbeit zu beginnen, und ging in den Garten hinaus.
    »Was gibt’s?«, fragte er den Kollegen statt einer Begrüßung.
    »Ich kann nicht kommen.«
    »Wieso?«
    »Wir haben hier zu tun.«
    »Wo?«
    »Am Quai des Orfèvres. Das Team ist zurückverlegt worden, das weißt du ja. Und jetzt haben wir zwei Tötungsdelikte im 10. Arrondissement am Hals. Reza macht ziemlichen Druck.«
    »Und was ist mit meinem Druck?«
    »Ich verstehe dich wirklich, Olive, aber …«
    »Bist du mit der anderen Sache weitergekommen?«
    »Ich habe dir eine Mail auf dein iPhone geschickt. Alles, was ich über Guillards Eltern herausgefunden habe.«
    »Und die Kapuzineraffen?«
    »Das läuft noch. Allerdings weiß ich nicht, ob ich Zeit …«
    »Was ist mit den Brandstiftungen?«
    »Darauf habe ich Serchaux angesetzt. Er hat die ganze Nacht gearbeitet. Ich warte jeden Augenblick auf Nachricht von ihm. Scheiße, Olive, was glaubst du denn? Dass wir ganz Südfrankreich innerhalb von zwei Stunden auf den Kopf stellen?«
    Passan beruhigte sich. Immerhin grenzte es fast an ein Wunder, dass Fifi ohne Hilfsmittel, ohne rechtliche Grundlage und obendrein noch mit einem neuen Vorgesetzten schon so weit gekommen war.
    »Und bei Levy?«
    »Tut sich nichts.«
    »Was sagt der Richter?«
    »Nix. Wenn wir etwas wissen wollen, können wir ebenso gut die Zeitung kaufen.«
    »Versuch trotzdem, so viel wie möglich herauszubekommen.«
    »Ich tue, was ich kann.«
    Passan legte auf und checkte seine Mails. Fifi hatte ihm mehrere Seiten Text geschickt. Im Nachhinein tat es Passan leid, dass er ihn angeschnauzt hatte. Er holte seinen Laptop und setzte sich damit ins Auto.
    Marie-Claude Ferrari war immer Frisörin gewesen. Zunächst angestellt, später machte sie einen eigenen Salon in Livry-Gargan auf. Sie war dreimal verheiratet, ebenso oft geschieden und hatte, abgesehen von Guillard, zwei Söhne von zwei verschiedenen Ehemännern. Einer lebte in Carcassonne, der andere in der Nähe von Paris. Über beide gab es nichts Besonderes zu berichten. Was bedeutete, dass Guillard sie in seinen Rachefeldzug nicht einbezogen hatte.
    Die Mutter hatte stets ein mehr oder weniger ausschweifendes Nomadenleben geführt. Ein Jahr vor ihrem Tod war sie mit einem zwanzig Jahre jüngeren Portugiesen zusammengezogen, der schwarz auf Baustellen arbeitete und auch als Dealer kein unbeschriebenes Blatt war. Sicher konnte man da ein paar Leute befragen, aber Passan betrachtete sie lediglich als zweite Wahl.
    Als Anhang hatte Fifi Bilder der Frisörin aus der Zeit kurz vor ihrem Tod beigefügt. Im Jahr 2000 war sie eine kleine wohlgenährte Frau mit kurz geschnittenem orangefarbenem Haar, die entweder ausgeschnittene Bustiers und Miniröcke trug, die eben den Po bedeckten, oder im Trainingsanzug und schicken Adidas herumlief. Mit ihren sechzig Jahren stellte sie noch ihr Skorpion-Tattoo zur Schau. Na toll.
    Marc Campanez stammte aus ähnlichen illustren Verhältnissen, allerdings in der Beamtenversion. Nichts Ungewöhnliches – abgesehen von einigen Abmahnungen wegen Alkoholmissbrauchs. Beruflich spielte sich sein Leben in La Courneuve und Saint-Denis ab und ging zu Ende, wie es begonnen hatte – absolut bedeutungslos. Mit zweiundfünfzig Jahren war er in den Ruhestand verabschiedet worden und nach Sète gezogen.
    Es gab nur ein Gebiet, auf dem dieser Bulle mehr als Mittelmaß zeigte: Er war ein wahrer Meister im Anbaggern von Frauen.
    Zu seiner Zeit galt er als absoluter Anmacher. Fifi hatte einiges über ihn gesammelt. Der Playboy hatte nur einmal geheiratet und sich erst zwanzig Jahre und drei legitime Kinder später wieder scheiden lassen. Eventuelle uneheliche Kinder tauchten natürlich nirgends auf.
    Auf den Fotos sah Campanez aus wie ein Zuhälter. Kurz geschnittenes, krauses Haar, mit Selbstbräuner nachgedunkelte Haut, offenes Hemd über Brusttoupet mit Goldkettchen. Wie zum Teufel brachte ein solcher Typ es fertig, die Damenwelt zu bezirzen?
    Guillard konnte solchen Eltern kaum nachgeweint haben. Vermutlich hatte es ihm ganz im Gegenteil sogar Spaß gemacht, sie zu töten und auf diese Weise eine Mittelmäßigkeit zu vernichten, die sich erdreistet hatte, ihn abzulehnen.
    Passan

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