Die Wahrheit eines Augenblicks
Lucy, als erklärte das alles. »Das ist schön zu hören. Jacob .«
»Nun, es war nett, dich getroffen zu haben, Tess«, sagte Cecilia und fixierte sie erneut mit diesem stieren Blick. »Ich muss mich sputen. Muss in meinen Zumba-Kurs, im Fitnessstudio die Straße runter. Es ist toll, du solltest es auch mal ausprobieren, macht irre viel Spaß, und danach gehe ich direkt zu diesem Laden für Partyzubehör in Strathfield. Das ist zwar ein bisschen Fahrerei, doch es lohnt sich, weil die Preise unschlagbar sind. Du kriegst dort ernsthaft ein Helium-Luftballon-Sortiment mit über einhundert Ballons für unter fünfzig Dollar, und da ich die nächsten paar Monate etliche Partys ausrichte – Pollys Piratenparty, die Elternparty der Erstklässler, zu der du natürlich auch herzlich eingeladen bist! –, lohnt sich das. Und anschließend muss ich noch ein paar Tupperware-Bestellungen ausfahren, ich bin nämlich Tupperware-Vertreterin, Tess. Also, falls du was brauchst, vor allem, wenn du schon frühzeitig nach Geschenkideen für Weihnachten suchst … Gut, das alles muss ich vor Schulschluss erledigt haben, um die Kinder dann abzuholen! Du weißt ja, wie das ist.«
Tess blinzelte und nickte. Sie kam sich vor, als würde sie gerade unter einer rollenden Wort-Lawine begraben. All diese unzähligen logistischen Manöver, die den Alltag reglementieren! Nicht, dass sie es langweilig gefunden hätte. Obwohl, ein bisschen langweilig war es schon. Es war vielmehr der schiere Schwall an Worten, der sich so mühelos über Cecilias Lippen ergoss.
Puh, sie hatte aufgehört zu reden . Erschrocken registrierte Tess, dass es nun an ihr war, etwas zu sagen.
»Vielbeschäftigt«, stellte sie schließlich fest. »Du bist offenbar ziemlich ausgelastet.« Sie zwang sich, ihre Lippen irgendwie so zu verziehen, dass es, so hoffte sie, wie ein Lächeln aussah.
»Bis bald auf der Piratenparty!«, rief Cecilia Liam zu, der das »Zaunbohren« kurz unterbrach, um sie mit einer seltsam undurchsichtigen, männlich-erwachsenen Miene zu mustern, die er manchmal aufsetzte und die Tess schmerzlich an Will erinnerte.
Cecilia hob eine krallenhaft verkrampfte Hand. »Also, meine Lieben – macht’s gut!«
Liam hatte ein steifes Grinsen im Gesicht, und Tess wusste, dass sie mit ihm auf die Piratenparty gehen musste, koste es, was es wolle.
»Oje«, murmelte Lucy, als Cecilia außer Hörweite war. »Ihre Mutter war genauso. Sehr nett, aber anstrengend. Jedes Mal, wenn ich mit ihr gesprochen habe, hatte ich danach das Gefühl, mich erst einmal hinlegen und ausruhen zu müssen.«
»Was hat es denn mit dieser Rachel Crowley auf sich?«, fragte Tess, als sie auf dem Weg ins Schulsekretariat waren und sie mit Liam zusammen den Rollstuhl schob.
Ihre Mutter verzog das Gesicht. »Erinnerst du dich an Janie Crowley?«
»Ist das nicht die, die man mit den Rosenkranzperlen gefunden hat?«
»Genau die. Sie war Rachels Tochter.«
Rachel spürte, dass sowohl Lucy O’Leary als auch ihre Tochter Tess an Janie dachten, während sie den kleinen Liam an der St.-Angela-Schule anmeldeten. Sie waren beide ein klein bisschen gesprächiger, als es normal gewesen wäre. Tess konnte Rachel nicht einmal richtig in die Augen sehen. Lucy hingegen gab sich im Gespräch mit Rachel wie so viele Frauen ab einem gewissen Alter, setzte einen weichen Blick auf und neigte den Kopf leicht zur Seite, als besuchte sie sie in einem Seniorenheim.
Als Lucy wissen wollte, ob das auf dem Foto auf ihrem Schreibtisch ihr Enkelsohn sei, war das zu viel des Guten. Natürlich war es ein schönes Foto von Jacob, darum ging es gar nicht, aber man musste kein Psychologieprofessor sein, um diese Frage zu durchschauen: Wir wissen ja, dass deine Tochter vor vielen Jahren ermordet wurde, doch macht dieser kleine Junge den Schmerz nicht wieder wett? Bitte sag, dass es so ist, dann müssen wir uns nicht mehr so verkrampft und unbehaglich fühlen!
»Ich hüte ihn zweimal die Woche«, erklärte Rachel, sah dabei auf den Computerbildschirm und druckte ein paar Formulare für Tess aus. »Aber nicht mehr lange. Er geht mit seinen Eltern für zwei Jahre nach New York.« Ihre Stimme brach unwillkürlich, und sie räusperte sich leicht gereizt.
Sie wartete auf die Reaktion, die praktisch jeder in den letzten Tagen gezeigt hatte: Oh, das ist ja aufregend! Und eine super Gelegenheit! Wirst du sie oft besuchen?
»Na, da schau einer an, das ist doch mal was!«, brach es aus Lucy heraus, und dabei haute sie
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