Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
sofort heiraten. In ein paar Minuten bist du meine Frau. Dann gibt es kein Hindernis mehr zwischen uns. Und heute Abend…«
Er sprach nicht weiter, aber Emma wusste genau, was er meinte. Sie schluckte. Aus dieser Nummer kam sie nicht mehr raus. Sie rang sich mühsam ein Lächeln ab.
»Aber wäre es nicht schön, wenn wir kirchlich heiraten würden. Ich habe mir das ein bisschen romantischer vorgestellt.«
Es war ein Versuch, immerhin, aber Antonio war darauf vorbereitet. Er lachte laut.
»Selbstverständlich werden wir kirchlich heiraten. Aber in Bella Italia. Die größte Hochzeit, die es je gegeben hat. Wir werden in Rom heiraten und der Papst wird uns trauen! Das hier ist nur eine Formalität. Aber sie macht uns vor dem Gesetz zu Mann und Frau. Und das wolltest du doch, oder?«
Emma startete noch einen schwachen Versuch: »Aber brauchen wir dazu nicht zwei Trauzeugen?« Emma kannte sich zwar in Trauungen nicht aus, aber sie wusste, dass Trauzeugen zu einer Trauung gehörten.
»Hier brauchen wir gar nichts. Filippo regelt alles. Ganz unbürokratisch. Und vor allem sehr, sehr schnell, nicht wahr, Filippo?«
Der Standesbeamte grinste und nickte. Und dann ging alles wirklich sehr schnell. Filippo nahm ihren Pass und füllte einige Formulare aus. Dann legte er ihr mehrere Dokumente vor, unter die sie ihre Unterschrift setzen musste. Emma unterschrieb zitternd alles, was man ihr hinlegte. Dann stand Filippo auf. Er wurde feierlich.
»Emma Cavendish, wollen Sie diesen Mann zu Ihrem Ehemann?«
Emma sah sich noch einmal um. Gab es wirklich keinen Ausweg? Nein, es gab keinen. Sie schluckte und hauchte ein ja.
»Antonio Medici, wollen Sie diese Frau zu Ihrer Ehefrau?«
Antonio bejahte in einem kräftigen Ton. Dann zog er aus seiner Tasche einen goldenen Ring und steckte ihn Emma an den Finger.
Filippo erhob feierlich seine Arme zum Himmel:
»Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.«
Und dann gab es kein Halten mehr. Antonio riss Emma in seine Arme. Er küsste sie leidenschaftlich, und dieser Kuss war wieder so heftig, dass es Emma schwindelig wurde.
Der Standesbeamte unterbrach das leidenschaftliche Arrangement.
»Antonio?«
»Ja?«
Filippo klopfte etwas vorwurfsvoll auf seine Uhr. Er hatte es offensichtlich eilig.
»Ja, natürlich.« Antonio ließ Emma los und verabschiedete sich von Filippo. Dabei reichte er ihm einen dicken Umschlag und zwinkerte ihm zu. »Vielen Dank für den schnellen Service.«
»Es war mir eine Ehre!« Filippo klopfte mit einem Grinsen auf den Umschlag und versenkte ihn in seinem Revers.
Emma überlegte, wie viel Geld Antonio wohl für diese private Trauung gezahlt hatte. Er schien sie wirklich zu lieben, denn er tat alles, um endlich mit ihr zusammen sein zu können. Doch ihr war das gar nicht recht. Nach der Nacht mit Alex konnte sie sich einfach nicht vorstellen, schon in der nächsten Nacht einen anderen Mann zu lieben. Ja, sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, jemals einen anderen Mann zu lieben. Und dass Antonio einen privaten Standesbeamten engagieren würde, damit hätte nun wirklich niemand gerechnet. Auf was hatte sie sich da bloß eingelassen? Welcher Teufel hatte sie nur in diese Entscheidung geritten? Aber nun gab es kein zurück mehr.
Sie gingen durch den Flur nach draußen. Antonio summte vergnügt vor sich hin. Er hatte genau das erreicht, was er wollte. Seine Traumfrau war sein. Und heute Abend würde er sie dem englischen Hochadel vorführen. Er freute sich wie ein Kind über ein neues Spielzeug. Mit Emma konnte man Staat machen. Und das Konzert, das er geben würde, war ideal, um die Nacht mit ihr einzuleiten. Nach einem erfolgreichen Auftritt war er immer besonders scharf. Erfolg also auf der ganzen Linie, so stellte er sich den Abend vor. Er platzte beinah vor Stolz.
Emma folgte ihm zögernd und mit klopfendem Herzen. Ihr Gehirn raste und am liebsten wäre sie davongelaufen. Aber die Situation, in der sie sich befand, hatte sie sich selbst eingebrockt.
Emma Medici! Sie konnte es nicht fassen. Nach nicht mal einer halben Stunde war aus Emma Cavendish Emma Medici geworden. Einen Ausweg gab es nicht mehr und Antonio schob sie mit einer besitzergreifenden Geste in seinen Rolls Royce.
Die Fahrt in die Grafschaft Berkshire dauerte zwar nur eine Stunde, aber für Emma waren es gefühlte Jahre. Denn Antonio machte nun von seinem ehelichen Recht Gebrauch. Den Sichtschutz zum Chauffeur hatte er heruntergezogen und
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