Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
Emma hatte alle Hände voll zu tun, ihn sich vom Leib zu halten. Doch je mehr sie sich verweigerte, desto aufdringlicher wurde Antonio. Er hatte nicht wirklich vor, im Auto mit ihr zu schlafen, aber er musste befühlen, was ihm gehörte. Ihre Zurückhaltung schrieb er ihrer Jungfräulichkeit und Unerfahrenheit zu und so war er darüber eher entzückt, als ärgerlich.
Emma hätte schreien mögen. Wieso hatte sie sich in so eine Situation gebracht? Ihr Körper signalisierte ihr ganz deutlich, dass es keinen anderen Mann für sie gab, als Alex. Aber Antonio würde sie nun nicht mehr gehen lassen. Nicht, bevor er das bekommen hatte, auf das er glaubte, jetzt einen Anspruch zu haben.
Als sie endlich auf dem Landgut ankamen, war sie völlig erschöpft. Antonio hatte es geschafft, ihr das Kleid aufzuknöpfen und seine Hände schoben sich gierig in den offenen Ausschnitt. Er stöhnte vor Lust.
Ein livrierter Lakai öffnete den Verschlag und Emma schaffte es gerade noch, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken. Antonio lachte über ihre Verlegenheit und Emma knöpfte hastig ihr Kleid zu. Sie versuchte erfolglos, ihr zerwühltes Haar zu bändigen. Immer noch leicht derangiert und mit der Ordnung ihrer Kleidung und Haare beschäftigt stieg sie aus dem Wagen. Dabei nestelte sie verzweifelt an ihrem Ausschnitt. Antonio hatte ihr doch tatsächlich ein paar Knöpfe abgerissen. Ihr Dekolleté war damit weiter geöffnet, als ihr lieb war. Schließlich gab sie frustriert auf und hob den Blick. Und dann wäre Emma beinahe in Ohnmacht gefallen. Eine große Freitreppe führte zu einem herrschaftlichen Haus und auf dieser Freitreppe stand Cindy Briggs. Und neben ihr stand Alex und starrte sie fassungslos an.
»Alex!« Emma flüsterte tonlos seinen Namen.
»Emma!« Alex Gesicht leuchtete. Sie war ihm tatsächlich gefolgt. Er konnte es kaum glauben, und, ohne dass es ihm bewusst war, ging er ihr ein paar Stufen entgegen.
»Hallo Alex!« Antonio war hinter Emma aus dem Wagen geklettert.
Alex prallte zurück. Antonio Medici? Das konnte nicht sein! Was machte Emma im Wagen von Antonio Medici?
Antonio hatte in der Musikszene einen Ruf wie Donnerhall. Er galt als Schürzenjäger und Alex wusste, dass keine gut aussehende Frau vor dem Tenor sicher war. Dabei machte er keinen Unterschied zwischen einer Sängerin und einer Putzfrau. Gebrochene Herzen pflasterten seinen Weg und jetzt war Emma in seiner Begleitung. Was hatte das zu bedeuten?
Antonio lief mit federnden Schritten die Treppe hinauf auf Alex und Cindy zu.
»Alex! Cindy! Wie schön euch zu sehen!« Kumpelhaft schlug er Alex auf die Schulter. »Na, Alex, alter Junge!« Cindy küsste er zur Begrüßung auf beide Wangen und kniff sie dann mit einem Augenzwinkern in den Hintern. Er kannte diesen Teil ihres Körpers und nicht nur den. Dann drehte er sich zu Emma, die immer noch erstarrt am Fuße der Treppe stand:
»Und ich habe euch eine Überraschung mitgebracht. Darf ich vorstellen. Meine Frau Emma!«
Seine Frau? Alex wurde totenbleich. Dann wanderte sein Blick über Emmas blasses Gesicht zu ihrem zerrissenen Dekolleté und von dort zu dem goldenen Ring an ihrem Finger. Was er sah, brauchte keinerlei Erklärung mehr.
»Ich gratuliere!«
Und ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging zurück ins Haus.
»Was hat er denn?« Antonio wusste genau, was Alex hatte und grinste. Dies war sein Triumph. Eine Revanche für Alex Hochnäsigkeit. Ihm Emma als seine Frau vorzuführen, darauf hatte er sich den ganzen Morgen schon diebisch gefreut.
»Ach, er hat schlecht geschlafen.« Cindy lächelte süffisant. »Und ihr seht auch ein bisschen blass aus. Das Personal zeigt euch eure Zimmer. Ihr wollt euch sicher von der Fahrt erholen.« Und mit einem ironischen Blick auf Emmas Kleid fügte sie hinzu: »Vielleicht will sich deine Frau ja auch umziehen? Ihnen fehlen Knöpfe am Ausschnitt, Mrs. Medici. Und in einer Stunde beginnt die Fuchsjagd. Kommt also nicht zu spät, ja!«
Damit ließ sie die beiden ebenfalls stehen und folgte Alex ins Haus.
21
Cindy wusste, dass sie sich jetzt sofort um Alex kümmern musste. Mit gemischten Gefühlen hatte sie beobachtet, was auf der Treppe geschehen war. Zuerst war sie erschrocken als Emma aus dem Wagen stieg. Wollte Emma etwa zu Alex? Umso größer war ihre Erleichterung, als Antonio auftauchte. Emma hatte sich offensichtlich Hals über Kopf in eine Ehe mit Antonio gestürzt. Die kleine dumme Gans versuchte tatsächlich, von Alex
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