Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
Vater aus ihren großen grünen Augen an und klimperte verlegen mit ihren langen Wimpern.«
»Heftig? Was heißt das?«
»Na ja, heftig eben.« Cindy schwieg verschämt und senkte den Blick.
Briggs wusste plötzlich nicht mehr, was er denken sollte. Wollte seine Tochter ihm etwa weismachen, das Chaos da drin wäre durch heftige Leidenschaft entstanden? Da war doch eher das Gegenteil der Fall. Dieser Landon war ihm von Anfang an suspekt gewesen. Ja, er war ein berühmter Pianist und er sah gut aus. Aber er liebte Cindy nicht, das spürte Briggs. Er behandelte sie nicht mit der gebührenden Achtung, die seine Tochter verdiente. Doch Cindy lief ihm nach und Briggs waren die Hände gebunden. Und jetzt hatte dieser Kerl auch noch sein Zimmer zerstört. Niemals hätte Cindy bei so etwas mitgemacht, so gut kannte er seine Tochter. Am liebsten hätte er das Schwein rausgeworfen. Zuerst verprügelt und dann rausgeworfen. Aber Cindy nahm den Klimperer in Schutz und so musste er zähneknirschend nachgeben.
»Dass mir so was nicht noch mal vorkommt!«
»Danke Papa!« Cindy hauchte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und verschwand wieder im Zimmer.
Briggs stand noch eine Weile grummelnd vor der Tür. Er war dem Charme seiner Tochter hilflos ausgeliefert. Sie war sein einziges Kind und er vergötterte sie. Doch noch glücklicher wäre er gewesen, wenn sie endlich einen vernünftigen Mann finden würde. »Künstler!« Er sprach das Wort verächtlich aus und dann machte er sich auf den Weg zum Stall. In einer halben Stunde würde die Fuchsjagd beginnen. Das war seine große Leidenschaft. Und dabei gingen keine Möbel zu Bruch!
Als Cindy zurück ins Zimmer kam, hatte sich Alex bereits umgezogen. Er stand da, in Reitkleidung und zog sich gerade die Stiefel an. Cindy atmete auf. Gott sei Dank! Er hatte sich beruhigt und er würde sogar an der Fuchsjagd teilnehmen. Wenn das kein gutes Zeichen war.
»Es tut mir wirklich leid, was geschehen ist, Cindy, und ich verspreche dir, dass so etwas nicht wieder vorkommen wird.«
Dann nahm er ihr Kinn und hob es hoch.
»Du hast mir sehr geholfen, Cindy, und ich danke dir dafür. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Du bist eine tolle Frau. Ich glaube, ich habe etwas gut zu machen, bei dir.«
Cindys Herz hüpfte vor Begeisterung. Alex fing wieder an, sich für sie zu interessieren. Emma war auf dem Abstellgleis und heute Abend würde sie an Alex Seite ihren Triumph voll auskosten können. Das Leben war schön!
Cindy umarmte Alex, vermied es aber, dabei leidenschaftlich zu werden. »Ich freue mich einfach, dass du wieder unter den Lebenden bist. Du wirst deine Entscheidung nicht bereuen. Gehen wir?«
Alex nickte und gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die Ställe. Er hatte sich gefangen und seine blinde Wut war einer kalten Verachtung gewichen. Sollte Emma sich doch vergnügen, mit wem sie wollte. Er würde ihr, wenn möglich, heute aus dem Weg gehen und ab morgen würde er ihr nie wieder begegnen. Normalerweise hätte er an der Fuchsjagd nicht teilgenommen, denn vor einem Konzert zog er sich gerne zurück. Aber heute nicht. Heute brauchte er die Ablenkung, um nicht ins Grübeln zu kommen. Und er war auch ein leidenschaftlicher Reiter. Auf dem Rücken eines Pferdes war er schon manchen Kummer losgeworden. Er hoffte, dass das heute auch so sein würde.
22
Emma wusste nicht, was sie tun sollte. Sie saß in ihrem Zimmer, Antonio war nebenan. Gott sei Dank hatte man ihnen eine Suite mit zwei Schlafzimmern gegeben und so hatte sie wenigstens die Möglichkeit, allein zu sein.
Die Begegnung mit Alex hatte sie bis ins Mark erschüttert. Noch immer spürte sie den verächtlichen Blick, mit dem er sie gestraft hatte, als er erfuhr, dass sie Antonios Frau war. Der Blick hatte sie gekränkt und der Gedanke, den Tag zwischen den beiden Männern verbringen zu müssen, war ihr unerträglich. Da war sie aus London geflohen, hatte sogar geheiratet, um Alex zu entkommen und dann lief sie ihm hier mitten in die Arme.
Und dann auch noch Cindy Briggs! Emma hatte wohl bemerkt, wie triumphierend diese Hexe abgerauscht war. Wenn Emma an die Geschichte mit dem Aktfoto dachte, brach ihr der kalte Schweiß aus. Cindy war gefährlich und sie befand sich gerade mitten in ihrem Revier.
Die Zwischentür der Suite ging auf und Antonio steckte den Kopf herein.
»Bist du fertig?« Missbilligend registrierte er, dass sich Emma noch nicht umgezogen hatte. »In ein paar Minuten beginnt die Fuchsjagd.
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