Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
beherrschte sich. Es würde alles nur noch schlimmer machen. Die Frauen starrten sich an. Der Krieg war erklärt.
Cindy zwang sich zu einem Lächeln. »Aber meine Liebe, bitte nicht so sentimental! Das Pferd hat Sie abgeworfen. Es ist gefährlich. Ich werde meinen Vater bitten müssen, es zu erschießen.« Mit diesen Worten sprang sie von ihrem Hengst, warf einem Stallburschen die Zügel zu und stolzierte mit hoch erhobenem Haupt rüber zum Schloss.
Alex und Emma starrten Cindy nach. Sie wussten beide, warum Cindy so wütend war.
Emma reichte Alex die Hand. »Ich danke dir Alex. Von ganzem Herzen.« Dann brach sie ab. Mehr brachte sie im Augenblick nicht über die Lippen.
Alex hielt ihre Hand und plötzlich bückte er sich und küsste sie. Ganz zart berührte er mit seinen Lippen ihren Handrücken. Dann sah er hoch. Und in seinem Blick lag eine Endgültigkeit, die ihr ins Herz schnitt:
»Leb wohl, Emma, pass auf dich auf.« Dann drehte er sich um und folgte Cindy.
Emma sah ihm nach. Die sanfte Berührung hatte in ihr ein Gefühlschaos entfacht. Wie sie diesen Mann wollte! Und er liebte sie! Trotz Cindy, Heirat und Kind!
Er liebte sie!
Emma hielt plötzlich inne. Der Gedanke überwältigte sie. »Er liebt dich. Er liebt dich doch!« Und plötzlich wusste sie, dass das die Wahrheit war. Egal, was damals zwischen ihm und Tatjana vorgefallen war.
Und dann war ihr auf einmal klar, was sie tun musste. Sie würde Antonio bitten, sie wieder frei zu geben. Diese Hochzeit bestand ja bis jetzt nur auf dem Papier und es gab keine Zeugen. Wenn die ganzen Unterschriften im Reißwolf verschwanden, war überhaupt kein Schaden entstanden. Die Kosten würde sie ihm selbstverständlich ersetzen.
Emma atmete auf. Die Hochzeitsnacht würde nicht stattfinden. Wenn Antonio von der Jagd zurückkam, würde sie mit ihm sprechen. Sofort! Und dann konnte sie Alex endlich sagen, dass sie ihn auch liebte. Danach würde sie fortgehen. Für immer. Sie würde Alex bei seiner Familie lassen und zurück nach Florenz gehen. Dort würde sie ein neues Leben beginnen. Ohne ihn und ohne Antonio Medici.
23
Im Haus hatten inzwischen große Vorbereitungen stattgefunden. Der Prunksaal war für das Konzert vorbereitet und auf einer kleinen Bühne stand ein Steinway-Flügel. Aus dem ganzen Schloss hatte das Personal Sessel zusammengetragen, die in kleinen Gruppen um goldene Tischchen gruppiert waren. Die anspruchsvollen Gäste sollten bequem sitzen.
Im großen, gläsernen Wintergarten war eine lange Tafel aufgebaut. Hunderte von Kerzen schmückten den Raum und Rosenbouquets verströmten einen betörenden Duft. In der Küche werkelte ein Bataillon Köche und Küchenhelfer. Cindy hatte einen in der Szene angesagten französischen 5-Sterne-Koch eingeflogen und seine ausgefallenen Creationen würden alles übertreffen, was diese verwöhnte Gesellschaft jemals gekostet hatte.
Um 19 Uhr würde das Dinner serviert werden und danach gab es das Konzert. Die Gäste waren nach der Jagd noch auf ihren Zimmern, um sich umzuziehen.
Emma trabte in ihrem Zimmer unruhig auf und ab. Sie wartete auf Antonio und sie hatte Angst, denn das Gespräch würde mit Sicherheit nicht einfach werden. Aber sie hatte den besten Grund der Welt: Sie liebte ihn nicht! Und das würde ihn überzeugen. Ihn überzeugen müssen! Denn ein Mann wie er würde mit Sicherheit keine Frau wollen, die ihn nicht anbetete, oder?
»Emma, wo bist du?«
Antonio war von der Jagd zurück und betrat durch die Verbindungstür ihr Zimmer. Er war hoch erregt und nahm überhaupt nicht wahr, in welcher Stimmung sie sich befand.
»Stell dir vor, die Hunde haben bei der Verfolgung des Fuchses noch einen zweiten Fuchsbau entdeckt. Da drin war eine Fähe mit fünf Jungen. Die Köter haben sie aus dem Bau getrieben, aber das Vieh hat sich verteidigt mit Zähnen und Klauen. Sie hat dabei einen der Hunde so zugerichtet, dass wir ihn erschießen mussten. Aber dann hat die Meute sie doch erledigt und die Jungen gleich mit.« Seine Augen glänzten vor Begeisterung. »Das war vielleicht ein Spektakel!«
Emma grauste es bei der Vorstellung, wie dreißig Hunde über eine Fuchsmutter und ihre Welpen herfielen. Dreißig gegen eins! Wie ungerecht! Und die Welpen hatten überhaupt keine Chance. Sie war froh, dass sie das nicht hatte mit ansehen müssen und es erschütterte sie, dass Antonio so begeistert davon war.
Antonio sah auf die Uhr. »Wir haben noch Zeit bis zum Dinner. Ich muss noch duschen.« Er sah sie
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