Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
lüstern an. »Wie wär´s mit einem gemeinsamen Bad?« Er trat einen Schritt näher, doch Emma wich aus.
»Antonio, ich muss mit dir reden!«
Emmas Stimme klang so ernst, dass er jetzt doch aufmerksam wurde.
»Bist du verletzt? Hast du dir bei dem Sturz was getan?«
»Nein, aber…«
»Aber was?« Beunruhig sah er sie an: »War was mit Alex Landon? Hat er dich belästigt? Er hat dich angestarrt, als wollte er dich fressen.«
Emma wurde puterrot. Wenn Antonio wüsste, wie nah er mit seiner Vermutung lag. Aber in ihr empörte sich auch etwas. Wenn er schon darüber nachdachte, dass sich Alex für sie interessierte, wieso hatte er nicht verhindert, dass Alex sie auf seinem Pferd mitnahm?
»Wenn er mich wirklich lieben würde, wäre er mir nachgeritten«, dachte Emma. Stattdessen war er diesen blutrünstigen Tölen hinterher und hatte sich an einer Hinrichtung ergötzt.
»Er liebt dich überhaupt nicht!« Der Gedanke war plötzlich da und die Erkenntnis hatte etwas Befreiendes. Dieser Mann war nur an seinen Interessen und seiner Befriedigung interessiert. Sie war für ihn nichts als ein teures Spielzeug in seiner Sammlung.
»Also was ist?« Antonio war Emmas Erröten nicht entgangen. Die Vorstellung, dass Alex doch bei Emma Erfolg gehabt haben könnte, machte ihn unruhig. »Hat dich der Kerl begrabscht?«
»Nein, aber…«
»Aber was?«
»Ich möchte mit dir über etwas sprechen.«
»Über was?« Antonio runzelte die Stirn. Was war denn bloß mit Emma los?
Emma nahm sich ein Herz: »Antonio, die Sache ist mir wirklich schrecklich peinlich, das musst du mir glauben, aber…«
Und da dämmerte es Antonio. Großer Gott, diese Frau war wirklich ein Engel!
»Geht es um heute Nacht?«
»Ja, äh… auch, aber…«
»Du hast Angst davor? Keine Sorge, es wird dir gefallen.« Er grinste breit und wiederholte genüsslich: »Es wird dir sehr gefallen!« Dir und vor allem mir. Das sprach er nicht aus, aber das war es, was er dachte.
»Antonio, bitte, wir müssen darüber reden!« Emma war verzweifelt, weil sie nicht den richtigen Absprung in das Gespräch fand.
»Emma, mein Engel, nach dem Konzert. Nach dem Konzert haben wir die ganze Nacht für uns. Und jetzt musst du dich schön machen, mein Vögelchen. Für mich und nur für mich! Und dann wirst du der Stern des Abends sein, da bin ich ganz sicher!«
Noch einmal zwinkerte er ihr zu und dann verschwand er in seinem Zimmer. Eine Minute später rauschte im Bad das Wasser.
Wütend ließ sich Emma auf ihr Bett fallen. Dieser Mann war so ignorant. Aber sie war auch wütend auf sich selbst. Wieso hatte sie sich nicht durchgesetzt? Wieso hatte sie ihn nicht einfach unterbrochen und ihm gesagt, was los war? Wieso hatte sie ihn bloß geheiratet?
»Du bist ein Feigling, Emma Cavendish!«
Sie atmete tief durch. Also gut! Dann hatte sie noch eine Frist bis nach dem Konzert. Eine Schonfrist. Und es gab einen Lichtblick: Sie würde den ganzen Abend in Alex Nähe sein. Sie würde ihn ungestraft sehen können und hören. Er würde Klavierspielen. Sie dachte an die Royal Albert Hall und ihr Herz machte einen kleinen Sprung.
Aber wenn sie schon an diesem Fest teilnahm, dann musste sie sich tatsächlich etwas Passendes anziehen. Sie sollte sich schön machen, hatte Antonio gesagt. Etwas Schönes? Emma dachte nach. Für heute Abend brauchte sie mehr eine Rüstung, als ein Kleid. Einen Schutz gegen die ganze verfahrene Situation. Sie öffnete den großen Kleiderkoffer und betrachtete die Abendkleider, die sie aus dem Besitz ihrer Mutter mitgenommen hatte. Ihr Blick glitt über die Stoffe und blieb schließlich an einer Robe hängen. Ja, das war es! Darin würde sie den Abend überstehen.
Sie nahm das Kleid aus dem Koffer, hängte es an den Spiegel und zog sich die Reitkleidung aus. Dabei fiel ihr Blick auf ihren nackten Körper. Sie hatte sich doch verletzt! An der Schulter war eine starke Prellung und am Oberschenkel eine Schürfwunde. Mehr war glücklicherweise durch den Sturz nicht passiert.
Emma hatte ein eigenes Badezimmer und sie genoss das heiße Wasser. Kummer und Schmerz verschwanden für eine kleine Zeit im Abfluss und erfrischt kehrte sie in ihr Zimmer zurück. Jetzt war sie bereit für die Rüstung.
Plötzlich ging wieder die Zwischentür auf. Antonio trat, ohne anzuklopfen, frisch geduscht und halbnackt ein. Mit einem kleinen Handtuch bedeckte er halbherzig seine Blöße. Entzückt registrierte er ihre Nacktheit und ließ seinen Blick ungeniert über ihren
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