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Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Titel: Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Brightley
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gerade bewandert in diesen Dingen, aber wenn meine Cindy singt, hört sich das immer ziemlich gut an. Mr. Anderson, der Direktor des Royal Opera House, sitzt hier neben mir und hat mir in die Hand versprochen, dass Cindy eine große Karriere vor sich hat.« Alle lachten. Anderson erhob sich kurz und winkte in die Menge. »Ich freue mich jedenfalls, dass ihr alle da seid. Ganz besonders freue ich mich auch, dass unser Tenor Antonio Medici seine frischgebackene Frau Emma mitgebracht hat. Die beiden haben heute ganz spontan geheiratet, denn sie sind so verliebt, dass sie einfach nicht mehr warten wollten. Wir haben ihnen die Honeymoon Suite gegeben.« Er hob sein Glas und prostete Emma und Antonio zu. »Auf die Treue und auf die Ehre! Wir wünschen euch eine wilde Hochzeitsnacht. Lasst es krachen, ihr zwei.« Und mit einem Blick auf Alex fügte er hinzu. »Es wäre mir allerdings recht, wenn die Möbel dabei nicht zu Bruch gingen.« Er trank einen tiefen Schluck: »Auf Emma und Antonio!«
    Alle lachten, klatschten, erhoben ihr Glas und prosteten den beiden zu.
    Alle, außer Alex.
    Dann setzte sich William Briggs. »Von mir aus kann jetzt das Essen kommen.«
    Damit war die Rede beendet und eine Heerschar von Kellnern begann, den ersten Gang zu servieren.
    Emma registrierte kaum, was man ihr vorsetzte. Die Rede des alten Briggs hatte alles noch viel schlimmer gemacht. Jetzt war die ganze Geschichte Tagesgespräch. Und damit wurde jede Zurückweisung Antonios zu einer öffentlichen Kränkung. Emma war sich nicht mehr sicher, ob sie den Abend heil überstehen würde.
    Sie warf erneut einen Blick zu Alex. Und der starrte sie an. Wütend, gequält, müde und erschöpft. Sie spürte, dass er sich endgültig von ihr verabschiedet hatte und sie würde es respektieren müssen. Aber vorher würde sie ihm noch sagen, was sie für ihn empfand. Nach dem Gespräch mit Antonio.
    Das Essen dauerte über zwei Stunden. Fünf Gänge mussten serviert, gegessen und wieder abgetragen werden. Für Emma eine Qual, denn das Ende des Abends schob sich immer weiter nach hinten. Endlich war das letzte Stück Gateau Berbelle verkostet, der letzte Schluck Lafite getrunken. Die Gesellschaft erhob sich und begab sich in den Prunksaal des Schlosses.

24

    Die Künstler hatten sich zurückgezogen und erschienen erst, als alle saßen. Alex und Antonio trugen jetzt einen Frack, Cindy ein langes schwarzes Kleid, das genau so tief ausgeschnitten war, wie das rote. Es war mit Kristallen von Swarovski besetzt und funkelte im gedämpften Licht der Kronleuchter. Alex setzte sich an den Flügel. Das Publikum applaudierte, der Saal versank im Dämmerlicht.
    Emma saß mit Lord und Lady Heartsborough nah an der Bühne. Die Kellner servierten Champagner und Emma nahm sich ein Glas. Ohne Alkohol würde sie diesen Abend nicht überstehen.

    Es wurde ganz still im Raum. Doch bevor Alex anfing zu spielen, warf er Emma plötzlich einen Blick zu. Emma erschrak, doch sie erwiderte den Blick. Und versank in einem Gefühl der Verbundenheit, aber auch von Abschied und Trauer.
    »Alex!« Cindy hatte die Blicke registriert und trat in die Sichtlinie.
    Alex sah hoch und blickte in ihr zorniges Gesicht. Er atmete tief durch. Okay! Er würde das hier noch hinter sich bringen, und morgen war er weg! Weder Cindy noch Emma wollte er jemals wieder sehen.
    Dann griff er in die Tasten und Cindy und Antonio fingen an zu singen.
    Cindy hatte einen Koloratursopran und sie hatte aus ihrem Stimmfach berühmte Opernarien ausgewählt. Arien, die wirklich jeder kannte. Und so hatte natürlich auch jeder den Vergleich zu anderen guten Stimmen, die als CDs in den Regalen der Musikliebhaber lagerten. Unter normalen Umständen hätte Cindy mit diesen Aufnahmen spielend mithalten können, aber nicht heute Abend, denn die Rollen, die sie sang, verlangten viel Kraft von einer Sängerin und natürlich eine gesunde Stimme.
    Sie sang zuerst ein Duett mit Antonio aus der Oper `Hofmanns Erzählungen´ von Jacques Offenbach. Im Zusammenklang mit Antonio brachte sie es noch ganz anständig hinter sich, aber dann sang sie Solo. Die Zerbinetta aus `Ariadne von Naxos´ von Richard Strauß. Und da fing ihre Stimme an zu brechen. Die hohen Töne schaffte sie gar nicht mehr und der Schmelz, der normalerweise ihre Stimme ausmachte, verschwand zwischen den kleinen Knötchen, die sich auf ihren Stimmbändern eingenistet hatten. Antonio brach der kalte Schweiß aus und auch Alex am Klavier wirkte nervös.
    Die Gäste

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