Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
Vom Netzwerk:
Autos.»
    «Okay. Ich suche vorn und du hinten. Das geht schneller. Wir treffen uns hier wieder.»
    Ich machte mir langsam echte Sorgen. Es war spät, und Mum und Dad mussten inzwischen längst zu Hause sein. Sie würden sich
     fragen, wo wir waren, und waren bestimmt schon beunruhigt. Sie würden uns die Hölle heißmachen. Und wenn Rachel betrunken
     war, wenn sie ihre Fahne rochen oder ihr sonst irgendwie anmerkten, dass sie getrunken hatte, würden sie stinkwütend sein.
     Sie würden uns beide zu Hausarrest verdonnern.
    Da viele von den Jugendlichen auf der Party schon einen Führerschein hatten, parkten jede Menge Autos vor der Scheune. Sie
     waren in Reihen abgestellt, sodass der ganze Bereich aussah wie ein echter Parkplatz.
    Zuerst konnte ich gar nichts sehen noch hören, als ich mich zwischen den Autos auf die Suche machte. Doch dann hörte |160| ich männliche Stimmen. Lachen. Das Klimpern von Gläsern. Ich ging auf die Geräusche zu und traf auf eine kleine Gruppe, die
     an einem Auto herumlungerte. Alle Türen waren geöffnet, sodass das Innenlicht nach draußen fiel. Zwei Typen lehnten an den
     Autotüren. Einer saß auf dem Fahrersitz, ein anderer auf der Rückbank, mit Rachel.
    Rachel hatte ein Glas Bier in der Hand, und es sah so aus, als würde es ihr jeden Moment aus den Fingern rutschen, weil sie
     es so locker hielt. Sie hatte sich schlaff gegen das Polster gelehnt und die Augen halb geschlossen.
    «Hallöchen», sagte der Typ auf dem Fahrersitz, als er mich kommen sah. «Was können wir denn für dich tun?»
    Ich lächelte. «Ich will nur meine Schwester holen.» Ich beugte mich in den Wagen und legte meine Hand auf ihr Knie. «Rach.
     Wir müssen gehen. Es ist schon ganz schön spät.»
    «Katie.» Rachel öffnete die Augen und grinste. Als sie sich bewegte, schwappte etwas Bier aus dem Glas und lief ihr das Bein
     hinunter. Sie schien es gar nicht zu bemerken. «Katie, Katie. Es ist so toll hier. Ich hab allen erzählt von meiner   … meiner   … wie heißt das nochmal?» Sie kicherte und tat so, als klimpere sie mit den Fingern auf ihrem Bein herum. «Von meiner   … meiner Musik! Genau! Von meiner Musik!» Sie lallte, ihre Gesten waren langsam und übertrieben. «Sie wollen alle zu meinem
     Konzert kommen. Wahnsinn, was?»
    Ich sah mir die Typen an. Sie trugen offene Flanellhemden über Muscleshirts, ein Stil, der bei den Mädchen an unserer Schule
     als Proll-Look verschrien war. Der Einzige, der mich ansah, war der vorn im Auto. Er war deutlich älter als die anderen, mindestens
     zwanzig, und er sah markant aus, irgendwie attraktiv. Ein Mann, kein Junge. Ich glaubte keine Sekunde, dass er oder einer
     von den anderen sich für klassische Musik interessierte.
    |161| «Großartig», sagte ich und nahm Rachels Bierglas. «Und deshalb müssen wie jetzt auch los. Es wird kein Konzert stattfinden,
     wenn wir jetzt nicht gehen.»
    Ich nahm Rachels Hand und versuchte, sie aus dem Wagen zu ziehen. Aber es war schwierig, sie war schlaff wie ein nasser Sack,
     sie half nicht mit, und ich fürchtete, wenn ich fester zog, würde sie aus dem Wagen fallen, und ich müsste sie über die Erde
     schleifen.
    «Wie willst du die denn nach Hause kriegen?», fragte der Mann auf dem Fahrersitz. Er sah mich neugierig an, eine Zigarette
     zwischen den Lippen.
    «Zu Fuß. Ist nicht weit», log ich.
    Der Mann lachte. «Ich bin Grant. Und doch, es ist verflucht weit. Von hier aus ist alles weit. Abends. Im Dunkeln.» Er deutete
     mit einem Nicken auf Rachel. «Wenn du hackevoll bist.»
    Ich zuckte die Achseln. «Rachel», sagte ich laut. «Komm. Wir müssen los. Es ist spät.»
    Sie kicherte nur und rutschte ein wenig zur Seite, ohne sich ernsthaft Mühe zu geben. Dann lächelte sie verträumt und schloss
     die Augen, so als wolle sie schlafen.
    «Verdammt», sagte ich und blickte Grant vorwurfsvoll an, obwohl ich eigentlich wusste: Wenn hier einer Schuld hatte, dann
     ich. Ich hätte sie nicht mit hierher nehmen dürfen. Ich hätte sie nicht aus den Augen lassen dürfen. «Wie viel Bier hat sie
     getrunken?»
    Grant schüttelte den Kopf und zog treuherzig die Augenbrauen hoch. «Keine Ahnung. Nicht mehr als ein Glas, nach dem, was ich
     mitgekriegt hab. Ist wahrscheinlich einfach nicht dran gewöhnt. Sean?» Er drehte den Kopf zur Rückbank, wo ein dicker Junge
     mit verschwitztem Gesicht neben Rachel saß. «Weißt du, wie viel sie getrunken hat?»
    «Nee.» Sean lachte und machte dabei ein unangenehm

Weitere Kostenlose Bücher