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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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gleich wieder da.»
    «Keine Bange.» Er lächelte und zog wieder an seiner Zigarette. «Ohne dich rühren wir uns nicht von der Stelle.»
    Ich lief zurück in die Scheune und entdeckte Will fast auf Anhieb. Er sprach mit ein paar Leuten am Hinterausgang.
    «Nichts», sagte er, als er mich sah. «Von den Jungs hier hat sie auch keiner gesehen.»
    «Schon gut», sagte ich. «Ich hab sie gefunden. Sie ist sturzbesoffen. Ich muss sie nach Hause bringen. Einer fährt uns hin.»
    «Ja? Wer denn?»
    «Ein Typ namens Grant. Ist in Ordnung. Wirklich. Sie ist bei ihm und seinen Kumpels im Auto, und ich krieg sie nicht raus.
     Sie kann sich nicht bewegen, so voll ist sie.» Ich wedelte ungeduldig mit der Hand und gab ihm einen Kuss auf die Wange. «Ich
     muss los. Ich hab Angst, sie kotzt alles voll oder kippt um oder so.»
    «Ich komm noch mit raus.»
    «Nein. Nein. Schon gut. Nicht nötig.» Ich lächelte, drückte |165| seine Hand und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Lippen zu küssen. «Bleib ruhig hier bei deinen Freunden.
     Trink noch was für mich.»
    Ich drehte mich um und lief rasch zurück zum Auto.
    Die Typen saßen schon drin und warteten, dass ich zurückkam. Ich stieg hinten ein, neben Rachel, und machte die Tür zu. Rachel
     hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen. Ihr Mund stand leicht offen. Ich hob die Hand, schob ihn zu und
     berührte ihre Wange.
    «Rach?», sagte ich. «Wir fahren jetzt nach Hause.» Ich griff über sie nach ihrem Sicherheitsgurt und schnallte sie an.
    Ihre Augen flatterten kurz auf, und sie versuchte zu lächeln. «-kay», sagte sie.
    «Ein Bier?» Sean hielt mir über Rachels Schoß hinweg eine geöffnete Dose VB hin. Er hatte die Augen gesenkt und vermied es,
     mich anzusehen.
    «Oh, nein danke. Ich hab genug.»
    «Scheiße», sagte er und streckte mir die Dose noch weiter entgegen. «Los, trink schon, ja? Hab sie extra aufgemacht.»
    Ich nahm die Dose und hob sie vorsichtig an den Mund, befeuchtete mit der Flüssigkeit die Lippen, ohne einen Schluck zu nehmen.
     Ich wollte keinen Alkohol mehr. Ich war durstig und müde und sehnte mich nach einem Glas Wasser und meinem behaglichen Bett.
     «Danke.» Ich wollte Sean anlächeln, doch er hatte sich bereits abgewandt.
    «Vielen Dank fürs Mitnehmen», sagte ich zu Grant.
    «Schon gut. Ähm   … ich weiß gar nicht   –»
    «Ach ja. Entschuldige. Wie unhöflich von mir. Ich heiße Katie. Katie Boydell.»
    «Katie. Alles klar. Gut.»
    Er stellte mich den anderen nicht vor, und ich überlegte kurz, ob ich ihnen auf die Schulter tippen und Hallo sagen oder ihnen |166| die Hand schütteln sollte. Aber keiner von ihnen war mir gegenüber besonders freundlich. Sie saßen stocksteif da und blickten
     stur geradeaus, die ganze Atmosphäre war so beklommen, dass ich mir die Mühe sparte.
    Stattdessen starrte ich aus dem Fenster und sah, wie die Landschaft undeutlich an mir vorbeizog. Dabei überlegte ich, was
     ich Mum und Dad erzählen sollte. Ich blieb am besten bei der Wahrheit. Sie würden ohnehin sofort sehen, dass Rachel betrunken
     war, wahrscheinlich würden sie sogar helfen müssen, sie ins Haus zu bugsieren. Sie würden den Wagen hören, sobald wir vorfuhren.
     Ich sah sie vor meinem geistigen Auge nach draußen hasten, Mum mit Sorgenfalten, die sich rasch in eine harte, strenge Zornesmiene
     verwandeln würden, ihr kaltes Schweigen, das vorwurfsvoller war als alle Worte. Und Dads fassungsloses Kopfschütteln. Aber
     Katherine, würde er sagen, wie konntest du? Wir haben uns doch auf dich verlassen.
    Es würde furchtbar werden, wir würden alle ein trauriges Wochenende haben, und Rachel und ich würden ganz sicher für unser
     ungezogenes Verhalten bezahlen müssen. Und doch bereute ich es nicht. Selbst jetzt, wo das Vergnügen vorbei war und uns Vorwürfe
     und Strafpredigten bevorstanden, hegte ich tief in mir einen harten kleinen Kern Freude, den nichts und niemand mir nehmen
     konnte. Ich liebte Will. Er liebte mich. Und er war einfach wunderbar, so sanft und herzlich. Und dieses geheime Wissen, den
     Schatz meiner Liebe zu ihm, würde ich festhalten, und es würde mich wärmen und glücklich machen, was immer auch geschah. Wenn
     ich allein unter Hausarrest in meinem Zimmer wäre (denn den würde ich garantiert kriegen), würde der Gedanke an Will, die
     Erinnerung an die Zeit, die wir heute Abend gemeinsam verbracht hatten, die Verheißung dessen, was noch kommen würde, es für
     mich

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