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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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Pause im Warmen zu überreden, sehe ich ihn.
    Robbie.
    Er steht unten an der Skipiste und trägt die leuchtend blaue Jacke, die alle Lehrer tragen. Gerade führt er seinen Schülern
     einen Bremsschwung vor. Er sieht unverändert aus, noch genauso gut wie früher. Er lacht und wirft den Kopf in den Nacken,
     eine Bewegung, die mir sofort vertraut vorkommt.
    Ich kann die Atemwolken sehen, die aus seinem Mund kommen, als er lacht. Ich kann das Weiß seiner Zähne sehen, die Adern auf
     seinen nackten Handrücken.
    Ich bin so erschrocken, ihn hier plötzlich zu sehen, dass ich nichts anderes tun kann, als einfach nur dazustehen, reglos,
     mit hämmerndem Herzen, die Augen gesenkt und um Fassung ringend. Ich weiß nicht, ob ich seinen Namen rufen und winken soll,
     um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Kurz überlege ich, ob ich rasch verschwinden und so tun soll, als hätte ich ihn nicht
     gesehen. Soll ich ihn in Ruhe lassen?
    Dann beschließe ich, einfach normal weiterzugehen und ihn nicht gezielt anzusprechen. Sollte ich ihm wieder über den Weg laufen,
     werde ich ihn selbst entscheiden lassen, wie er mit unserem zufälligen Treffen umgehen will. Ich wende mich ab und rufe Sarah,
     und sie überredet mich, noch einmal mit ihr zusammen rodeln zu gehen. Und als ich ihre Hand fasse und wieder den Hügel hinaufsteige,
     merke ich, dass Robbie mich gesehen hat. Er steht ganz still da und starrt, stocksteif vor Schock, genau wie ich nur wenige
     Augenblicke zuvor.

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    B leib doch noch hier.» Mick ergreift meine Hand und zieht mich wieder aufs Bett.
    Ich setze mich neben ihn auf die Matratze, beuge mich nach unten und küsse seinen Mund, die stoppelige Wange, den Hals.
    «Ich muss los», sage ich. «Robbie hat Geburtstag. Ich hab versprochen, dass ich ihn zum Essen einlade. Und vorher muss ich
     noch nach Hause und aufräumen. Die Wohnung ist das reinste Chaos. Ich kann das unmöglich so lassen. Vivien würde mich umbringen.»
    «Aber sie ist in Europa, oder? Also kriegt sie es doch gar nicht mit.»
    «Ja, aber ich weiß es, und ich hab ein schlechtes Gewissen.»
    «Aber was soll ich dann machen?» Er zieht eine komische Schnute. «Ohne dich?»
    «Schlafen.» Ich lache. «Du musst schlafen.» Wir haben beide in der Nacht zuvor kaum ein Auge zugetan, und Mick hat später
     am Abend noch einen Gig.
    «Das geht nicht. Nicht ohne dich.»
    «Klar kannst du das ohne mich. Du hast früher auch ohne mich geschlafen. Fast dein ganzes bisheriges Leben lang.»
    «Im Ernst? Weiß ich gar nicht mehr. Außerdem kannte ich da den Unterschied noch nicht.» Er zieht mich nach unten und auf sich
     drauf, nur die Bettdecke ist noch zwischen unseren Körpern.
    «Mick», sage ich. «Bitte. Es fällt mir schon schwer genug zu |213| gehen. Und du machst es unmöglich. Wir sehen uns später beim Gig. Nach dem Essen. Ich lass es nicht allzu spät werden.»
    «Versprochen?»
    «Versprochen.»
    «Also gut.»
    «Okay.» Aber als ich mich hinabbeuge, um ihn zu küssen, schlingt er seine Arme um mich und hält mich so fest, dass ich mich
     nicht bewegen kann.
    «Es ist wahr, weißt du, was ich gesagt habe. Ich weiß nicht, wie ich vorher gelebt habe. Ohne dich. Ich kann mich nicht erinnern,
     was mir wichtig war oder worauf ich mich gefreut habe. Und egal was es war, es spielt jetzt keine Rolle mehr. Das Einzige,
     was jetzt für mich zählt, bist du. Es ist irre, eigentlich, und irgendwie blöd. Aber ich hab vorher noch nie so viel für jemanden
     empfunden. Nicht mal annähernd.»
    Und mir geht vor Seligkeit und Freude das Herz auf, als ich höre, dass all meine verrückten Gefühle erwidert werden. Ich drücke
     das Gesicht an seine Brust, um die Tränen zu verbergen, die mir plötzlich in den Augen brennen.
    «Ich auch nicht», sage ich. «Ich auch nicht.»
    Zu Hause starte ich eine Putzorgie. Ich arbeite flink, haste von Zimmer zu Zimmer, räume auf, wische und sauge Staub. Ich
     brauche einige Stunden. Als ich fertig bin, höre ich den Anrufbeantworter ab. Die erste Nachricht ist von Vivien, sie ist
     gut in Rom angekommen und begeistert von der Stadt. Die zweite ist von meiner Mutter, die nur kurz Hallo sagt, und die letzte
     von Robbie, der wissen will, ob meine Einladung zum Essen noch steht.
    Ich rufe zuerst meine Eltern an. Am Nachmittag nach meiner letzten Prüfung habe ich nur ganz kurz mit ihnen gesprochen, und
     obwohl sie mir bereits gratuliert haben, weiß ich, dass sie darauf brennen, mehr Einzelheiten zu erfahren, und länger

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