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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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Hampshire. Als ich in seiner Bibliothek herumstöberte, stieß ich auf einen Brief und einige Fotos. Nie hätte ich geahnt, dass dies der Auftakt zu einem der größten Skandale des Jahres 2008 sein sollte.
    […]
    Auf die Spur von Elijah Stern hatte mich eine ehemalige Klassenkameradin von Nola gebracht, eine gewisse Nancy Hattaway, die nach wie vor in Aurora lebt. Angeblich hatte Nola ihr seinerzeit anvertraut, dass sie eine Affäre mit einem Geschäftsmann aus Concord namens Elijah Stern habe. Dieser habe immer seinen Fahrer, einen gewissen Luther Caleb, nach Aurora geschickt, um sie abzuholen und zu ihm zu bringen.
    Über Luther Caleb liegen mir keinerlei Informationen vor. Was Stern betrifft, weigert Sergeant Gahalowood sich vorerst noch, ihn zu befragen. Er ist der Ansicht, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund gebe, ihn in die Ermittlungen einzubeziehen. Also werde ich ihm allein einen kurzen Besuch abstatten.
    Im Internet habe ich gefunden, dass er in Harvard studiert hat und nach wie vor in einigen Alumni-Organisationen aktiv ist. Anscheinend ist er ein großer Kunstliebhaber und angesehener Mäzen, also offenbar in jeder Hinsicht ein respektabler Zeitgenosse. Ein besonders prekärer Zufall: Harrys Haus in Goose Cove hat früher ihm gehört.
    Dies waren die ersten Absätze, die ich über Elijah Stern schrieb. Kaum hatte ich sie fertig, fügte ich sie der Textdatei an, die ich Roy Barnaski an diesem Vormittag des 30. Juni 2008 per Mail schickte. Danach machte ich mich sofort auf den Weg nach Concord, denn ich wollte unbedingt diesen Stern aufsuchen und herausfinden, was ihn mit Nola verbunden hatte. Ich war eine halbe Stunde unterwegs, als mein Handy klingelte.
    »Hallo?«
    »Marcus? Hier ist Roy Barnaski.«
    »Roy? Sieh einer an! Haben Sie meine Mail bekommen?«
    »Ihr Buch, Goldman, wird phantastisch! Wir bringen es!«
    »Wirklich?«
    »Absolut! Es gefällt mir! Donnerwetter, und ob es mir gefällt! Man will unbedingt wissen, wie es ausgeht.«
    »Darauf bin ich selbst ziemlich gespannt.«
    »Hören Sie, Goldman, Sie schreiben dieses Buch, und wir lösen den alten Vertrag auf.«
    »Ich mache das Buch, aber auf meine Art. Ich möchte mir keine unanständigen Vorschläge von Ihnen anhören müssen. Und ich will auch keine Ratschläge und keine Zensur.«
    »Machen Sie es so, wie Sie es für richtig halten, Goldman. Ich stelle nur eine einzige Bedingung, nämlich dass das Buch im Herbst erscheint. Seit Obama zum Kandidaten der Demokraten gekürt wurde, geht seine Biografie weg wie warme Semmeln. Wir müssen also schleunigst ein Buch über diesen Fall herausbringen, bevor wir im Hype rund um die Präsidentschaftswahlen untergehen. Ich brauche Ihr Manuskript Ende August.«
    »Ende August? Das sind gerade mal zwei Monate.«
    »Richtig.«
    »Das ist ziemlich wenig.«
    »Dann halten Sie sich ran. Ich will Sie zur Sensation dieses Herbstes machen. Ist Quebert im Bilde?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Dann informieren Sie ihn – kleiner Rat unter Freunden. Und halten Sie mich über Ihre Fortschritte auf dem Laufenden.«
    Ich wollte gerade auflegen, als er sagte: »Goldman, warten Sie!«
    »Was ist?«
    »Warum haben Sie es sich anders überlegt?«
    »Ich habe Drohungen erhalten, und zwar wiederholt. Irgendjemanden scheint ziemlich zu beunruhigen, was ich herausfinden könnte. Also habe ich mir gesagt, dass die Wahrheit vielleicht ein Buch vertragen könnte. Ich tue das für Harry und für Nola. Das gehört auch zum Beruf eines Schriftstellers, oder nicht?«
    Barnaski hörte mir schon nicht mehr zu. Er war bei den Drohungen hängen geblieben.
    »Drohungen?«, wiederholte er. »Das ist ja phantastisch! Das gibt eine Wahnsinns- PR ! Stellen Sie sich vor, jemand verübt einen Mordanschlag auf Sie, dann können Sie an die Verkaufszahlen glatt eine Null dranhängen! Und locker zwei, wenn Sie dabei draufgehen!«
    »Vorausgesetzt, ich kriege das Buch vorher fertig.«
    »Selbstredend. Wo sind Sie gerade? Die Verbindung ist miserabel.«
    »Auf der Autobahn, unterwegs zu Elijah Stern.«
    »Sie glauben also wirklich, dass er etwas mit der Sache zu tun hat?«
    »Genau das will ich herausfinden.«
    »Sie sind total verrückt, Goldman. Das mag ich an Ihnen.«
    Elijah Stern bewohnte eine herrschaftliche Villa auf den Hügeln über Concord. Das Eingangstor zu seinem Anwesen stand offen, also fuhr ich hinein. Eine gepflasterte Auffahrt führte zu dem steinernen, von sensationellen Blumenbeeten eingerahmten Haus, vor dem auf einem

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