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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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verlief und spektakuläre Ausblicke bot. Am höchsten Punkt hatte man sogar einen Parkplatz gebaut, damit Touristen das Panorama genießen konnten. Ein traumhaft schöner Ort, aber Officer Wanslow hatte ihn immer für gefährlich gehalten, weil es keine schützende Leitplanke gab. Er hatte bereits mehrere Anträge bei der Gemeinde eingereicht, allerdings ohne Erfolg, und das, obwohl die Straße im Sommer abends stark befahren war. Lediglich ein Warnschild war aufgestellt worden.
    Als Wanslow den Parkplatz erreichte, sah er einen Pick-up der Ranger an der Stelle stehen, an der sich der Unfall ereignet haben musste. Er schaltete die Sirene aus und stellte den Wagen ab. Zwei Ranger beobachteten, was sich weiter unten abspielte: Ein Schnellboot der Küstenwache, das sich dicht an den Felsen hielt, fuhr gerade einen Gelenkarm aus.
    »Dort unten liegt angeblich ein Auto«, erklärte einer der Ranger Officer Wanslow. »Aber davon zu sehen ist nichts.«
    Der Polizist trat an den Rand des Abgrunds: Die schrundige, von Brombeersträuchern und hohen Gräsern überwucherte Felswand fiel steil ab. Von hier aus war es in der Tat unmöglich, etwas zu erkennen.
    »Das Auto liegt genau dort unten, sagen Sie?«, fragte er nach.
    »So hieß es auf dem Notfunkkanal. Der Position des Bootes der Küstenwache nach gehe ich davon aus, dass der Wagen hier oben auf dem Parkplatz stand und aus welchem Grund auch immer den Abhang runtergerollt ist. Ich bete nur, dass es keine Teenager sind, die nachts zum Knutschen hergekommen sind und vergessen haben, die Handbremse anzuziehen.«
    »Gott bewahre«, murmelte Wanslow, »es wäre schrecklich, wenn da unten Kinder liegen.«
    Er inspizierte den Teil des Parkplatzes, der am nächsten am Abgrund lag. Zwischen dem Ende der asphaltierten Fläche und der Kante gab es einen breiten Grasstreifen. Wanslow suchte nach Hinweisen darauf, dass der Wagen darübergefahren war, wie etwa wilde Gräser oder Brombeersträucher, die er beim Hinunterstürzen abgerissen hatte.
    »Was meinen Sie? Ist der Wagen dort runter?«, fragte er den Ranger.
    »Bestimmt. Es wird schon so lange darüber geredet, dass hier eine Begrenzung aufgestellt werden muss. Das waren Jugendliche, sage ich Ihnen. Sie haben einen über den Durst getrunken und sind geradeaus runtergerollt, denn wenn man sich nicht gerade die Nase begossen hat, muss man einen verdammt guten Grund haben, hinter dem Parkplatz nicht anzuhalten.«
    Das Schnellboot manövrierte und entfernte sich von der Klippe. Die drei Männer erkannten, dass am Ende des Gelenkarms ein Auto schaukelte. Wanslow ging zurück zum Wagen und nahm per Funk Kontakt mit der Küstenwache auf. »Was ist es für ein Auto?«, fragte er.
    »Ein schwarzer Chevrolet Monte Carlo«, lautete die Antwort.
    »Ein schwarzer Monte Carlo? Bitte bestätigen Sie!«
    »Positiv! Zugelassen in New Hampshire. Im Wageninnern befindet sich eine Leiche. Kein sehr schöner Anblick.«

    Wir waren seit zwei Stunden mit Gahalowoods Dienstwagen, einem altersschwachen Chrysler, unterwegs. Es war Montag, der 21. Juli 2008.
    »Soll ich mal fahren, Sergeant?«
    »Bloß nicht!«
    »Sie fahren zu langsam.«
    »Ich fahre vorsichtig.«
    »Das Auto ist eine Schrottmühle, Sergeant.«
    »Es handelt sich um ein Fahrzeug der State Police. Ein wenig mehr Respekt, wenn ich bitten darf!«
    »Dann ist es eben eine Schrottmühle im Staatsdienst. Wie wär’s mit ein bisschen Musik?«
    »Vergessen Sie’s, Schriftsteller! Das hier ist ein Einsatz und keine Spazierfahrt unter Freundinnen.«
    »Wissen Sie was? Ich werde in meinem Buch schreiben, dass Sie wie ein Opa fahren.«
    »Machen Sie die Musik an, Schriftsteller, und zwar schön laut. Ich will von Ihnen nichts mehr hören, bis wir da sind.«
    Ich grinste. »Na gut, dann helfen Sie mir auf die Sprünge: Wer ist noch mal dieser Typ, dieser Darren …?«
    »Darren Wanslow. Er war damals Polizist in Sagamore. Er wurde angerufen, nachdem die Fischer das Wrack von Luthers Auto entdeckt hatten.«
    »Einen schwarzen Chevrolet Monte Carlo.«
    »Exakt.«
    »Das ist doch absurd! Warum hat damals niemand einen Zusammenhang hergestellt?«
    »Keine Ahnung, Schriftsteller. Genau das müssen wir herausfinden.«
    »Was macht Wanslow jetzt?«
    »Er ist seit ein paar Jahren in Rente und hat mit seinem Cousin eine Autowerkstatt. Nehmen Sie gerade auf?«
    »Ja. Was hat Wanslow Ihnen gestern am Telefon erzählt?«
    »Nicht viel. Er schien sich über meinen Anruf zu wundern und meinte, dass wir ihn

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