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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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Guten!«, zeterte Tamara. »Du sollst schick, aber lässig aussehen!«
    Robert Quinn nutzte den Umstand, dass seine Frau abgelenkt war, um es sich in seinem Lieblingssessel bequem zu machen und sich ein Glas Scotch einzuschenken.
    »Stopp! Nicht hinsetzen!«, rief Tamara. »Du machst nur alles schmutzig. Weißt du, wie viele Stunden ich gebraucht habe, um hier sauber zu machen? Zieh dich lieber schnell um.«
    »Ich soll mich umziehen?«
    »Zieh dir einen Anzug an. Harry Quebert empfängt man doch nicht in Pantoffeln!«
    »Du hast ja die Champagnerflasche rausgeholt, die wir für einen besonderen Anlass aufheben wollten.«
    »Das ist ein besonderer Anlass! Oder willst du etwa nicht, dass unsere Tochter sich gut verheiratet? Zieh dich lieber schleunigst um, anstatt rumzumeckern. Er kommt gleich.«
    Tamara eskortierte ihren Mann zur Treppe, um sicherzugehen, dass er auch gehorchte. In diesem Augenblick kam Jenny heulend und nur mit der Unterhose bekleidet barbusig die Treppe herunter und stieß zwischen zwei Schluchzern hervor, sie werde alles abblasen, sie könne das nicht. Robert ergriff die Gelegenheit, um seinerseits zu stöhnen, er wolle seine Zeitung lesen und nicht mit diesem Schriftsteller hochtrabende Gespräche führen, und überhaupt lese er nie Bücher, weil er dabei nur einschlafe, und deshalb wisse er gar nicht, worüber er mit ihm reden solle. Es war jetzt siebzehn Uhr fünfzig, zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit, und sie zankten sich immer noch alle drei in der Diele, als es plötzlich klingelte. Tamara glaubte, ihr würde das Herz stehen bleiben. Er war hier. Der große Schriftsteller kam zu früh.
    Es hatte geklingelt. Harry ging zur Tür. Er trug einen Leinenanzug und einen leichten Hut, denn er wollte sich gerade auf den Weg machen, um Jenny abzuholen. Draußen stand Nola. »Nola? Was machst du denn hier?«
    »Das heißt Guten Tag . Höfliche Menschen sagen Guten Tag , wenn sie einen sehen, und nicht Was machst du denn hier?«
    Er musste lächeln. »Guten Tag, Nola. Entschuldige, ich hatte nicht mit dir gerechnet.«
    »Was ist los, Harry? Seit unserem Ausflug nach Rockland habe ich nichts mehr von Ihnen gehört. Das ist eine Woche her! War ich ungezogen? Oder lästig? Oh, Harry, mir hat unser Tag in Rockland so gut gefallen. Er war zauberhaft!«
    »Ich bin kein bisschen verärgert, Nola. Und mir hat unser Tag in Rockland auch sehr gut gefallen.«
    »Aber warum haben Sie dann nichts von sich hören lassen?«
    »Daran ist mein Buch schuld. Ich habe viel gearbeitet.«
    »Ich möchte jeden Tag mit Ihnen zusammen sein, Harry, mein ganzes Leben lang.«
    »Ach Nola, du Engel.«
    »Und jetzt geht es sogar, ich habe keine Schule mehr.«
    »Wie meinst du das – du hast keine Schule mehr?«
    »Das Schuljahr ist um, Harry. Es sind Ferien. Wussten Sie das nicht?«
    »Nein.«
    Sie strahlte: »Wäre das nicht herrlich? Ich habe mir überlegt, dass ich mich um Sie kümmern könnte. Hier in Ihrem Haus können Sie besser arbeiten als im hektischen Clark’s. Sie könnten auf der Terrasse schreiben. Das Meer ist so schön, ich bin mir sicher, es wird Sie inspirieren! Und ich sorge dafür, dass es Ihnen an nichts fehlt. Ich verspreche Ihnen, dass ich von ganzem Herzen versuchen will, Sie glücklich zu machen. Bitte lassen Sie mich Sie glücklich machen, Harry!«
    Ihm fiel auf, dass sie einen Korb mitgebracht hatte.
    »Das ist ein Picknick«, erklärte sie. »Für uns beide, heute Abend. Sogar eine Flasche Wein habe ich dabei. Ich habe mir gesagt, dass wir ein Picknick am Strand machen könnten. Das wäre so romantisch!«
    Er wollte kein romantisches Picknick, er wollte sie nicht in seiner Nähe, er wollte sie nicht! Er musste sie vergessen! Schon bereute er den Samstag in Rockland: Er war mit einer Fünfzehnjährigen ohne das Wissen ihrer Eltern in einen anderen Bundesstaat gefahren. Wären sie von der Polizei angehalten worden, hätte man sogar meinen können, er habe sie entführt. Dieses Mädchen war sein Untergang: Er musste Nola aus seinem Leben verbannen.
    »Ich kann nicht«, sagte er einfach nur.
    Sie wirkte sehr enttäuscht. »Warum nicht?«
    Er musste ihr sagen, dass er mit einer anderen Frau verabredet war. Das wäre eine bittere Pille für sie, aber sie musste begreifen, dass ihre Geschichte keine Zukunft hatte. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen und log erneut: »Ich muss mich in Concord mit meinem Verleger treffen, der über den Feiertag am 4. Juli dort ist. Das wird bestimmt sehr mühsam.

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