Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
entschuldigte, um die Toilette aufzusuchen, wo sein Magen ihm dann zu verstehen gab, daß er die ausgefeilte Technik der offiziellen Verstümmelung zu schätzen wußte. Die grellen Blitzlichter der Fotografen an einem Tatort oder in einem Gerichtssaal. Zu viele verdammte Lichter. Die Dunkelheit war beruhigend, wohltuend. Wenn er in Pension ging, wollte er es dunkel haben. Kühl und dunkel. Wie sein Brunnen im Garten.
    Warren McKennas Worte hatten Chandler zu schaffen gemacht, auch wenn er sich bemüht hatte, es nicht zu zeigen. Er konnte einfach nicht glauben, daß John Fiske den eigenen Bruder ermordet hatte. Doch um der Wahrheit Ehre zu tun ... hatte Fiske es nicht darauf angelegt, ihn zu genau dieser Überzeugung zu bringen? Aber dann mußte er an etwas anderes denken. Michael Fiskes Anrufe in Fort Jackson. Und nun Rufus Harms’ Flucht. Gab es da einen Zusammenhang? Fiske deckte Sara Evans, soviel stand fest. Chandler schüttelte den Kopf. Er würde darüber schlafen müssen; im Augenblick konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    Er wollte aufstehen und verharrte dann abrupt. Arme legten sich plötzlich um seinen Hals, erschreckten ihn zu Tode. Er riß die Augen auf und schlang die Finger um die Handgelenke der Person. Seine Waffe - verdammt noch mal, wo war seine Waffe?
    »Hast du schwer nachgedacht oder einfach nur geträumt?«
    Er entspannte sich augenblicklich und sah zu Juanitas Gesicht hoch. Ihre Mundwinkel verzogen sich zum Ansatz eines Lächelns. Ihr Gesicht zeigte immer diesen Ausdruck, als wolle sie gerade einen Witz erzählen oder über einen lachen. Diese Miene hatte ihn bislang noch immer aufgeheitert, ganz gleich, wie beschissen sein Tag gewesen war, ganz gleich, in wie vielen Leichen er herumgestochert hatte.
    Er legte eine Hand auf seine sich hebende Brust. »Verdammt, Frau, wenn du dich noch mal so anschleichst, ist endgültig Schluß mit dem Nachdenken. Dann werde ich mit den anderen Engeln Harfe spielen.«
    Sie setzte sich auf seinen Schoß. Sie trug einen langen, weißen Bademantel; er sah ihre nackten Füße. »Jetzt hör aber auf, ein großer, starker Bursche wie du? Und glaubst du wirklich, daß du in den Himmel kommst?«
    Er legte einen Arm um ihre Taille, die, nach drei Kindern, nicht mehr so schmal war wie in ihrer Hochzeitsnacht, aber das war seine auch nicht mehr. Sie waren zusammen gewachsen, wie er gern zu sagen pflegte. Übereinstimmung war lebenswichtig. Wäre der eine von ihnen mollig und der andere ein schmales Handtuch gewesen, würden sie schon längst auf eine Katastrophe zusteuern.
    Kein Mensch auf der Welt verstand ihn besser als Juanita. Vielleicht war das das wichtigste Ergebnis einer erfolgreichen
    Ehe: das Wissen, es gab eine andere Seele da draußen, die einen bis ins Kleinste verstand, bis zur letzten Dezimalstelle, die vielleicht sogar, wie bei Pi, bis ins Unendliche reichte. Falls so etwas möglich war, war es bei Juanita und ihm der Fall.
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Klar, ich bin ein großer, starker Bursche, aber auch sehr einfühlsam. Und bei uns Seelchen weiß man nie, was uns vielleicht umhaut. Und nachdem ich ein Leben lang gegen das Verbrechen gekämpft habe, glaube ich schon, daß der liebe Gott da oben an einer Harfe für mich baut, einer extra großen natürlich. Er ist allwissend, also wird er auch wissen, daß ich schon immer sehr musikalisch war.« Er küßte sie auf die Wange, und sie hielten Händchen. Mit der anderen Hand fuhr sie durch sein schütter werdendes Haar; sie spürte, daß sein Humor gezwungen war.
    »Warum sagst du mir nicht, was du hast, Buford, damit wir darüber sprechen können und du dann ins Bett gehen kannst? Es ist schon ziemlich spät. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    Chandler mußte über ihre Bemerkung lächeln. »He, was ist aus meinem Pokerface geworden? Normalerweise sehe ich einem Täter in die Augen und breche seinen Widerstand, ohne zu verraten, was ich wirklich denke.«
    »Du bist ein ganz beschissener Pokerspieler. Also sprich mit mir, Baby.«
    Sie rieb seinen faltigen Nacken, und er revanchierte sich, indem er ihre langen, schmalen Füße massierte.
    »Erinnerst du dich an diesen jungen Mann, von dem ich dir erzählt habe? John Fiske? Sein Bruder war Assessor beim Obersten Gerichtshof?«
    »Ja, sicher. Und jetzt ist noch ein Assessor tot.«
    »Richtig. Na ja, ich war heute abend in der Wohnung seines Bruders. Wir haben sie nach Beweisen durchsucht. Dann tauchte dieser FBI-Agent, McKenna, dort auf.«
    »Der, von

Weitere Kostenlose Bücher