Die Wahrheit
richtigen Nachnamen nennen, entschied sich dann aber dagegen. Rufus hatte die beiden namentlich gekannt. Das bedeutete, daß sie irgend etwas mit dem zu tun haben mußten, was auch immer Rufus zugestoßen war. Und in diesem Fall war es durchaus möglich, daß sie auch Mike getötet hatten.
»Michaels, John Michaels. Ich bin Bauunternehmer, und Rider soll einen Grundstückskauf für mich abwickeln.«
»Tja, dann müssen Sie sich einen neuen Anwalt suchen.«
»Ich bin mit Sams Arbeit sehr zufrieden.«
»Darum geht es nicht. Rider ist tot. Er hat Selbstmord begangen. Zuerst seine Frau umgebracht und dann sich selbst.«
Fiske stand auf und bemühte sich, einen so entsetzten Ausdruck wie möglich aufzusetzen. Das fiel ihm nicht schwer angesichts der Tatsache, daß er versuchte, zwei Bewaffnete hereinzulegen, während zwei weitere Bewaffnete im Nebenraum warteten. Falls es ihm nicht gelang, würde er als erster sterben, jedenfalls, wenn es nach Josh Harms ging.
»Verdammt, was soll das heißen? Ich habe vor kurzem noch mit ihm gesprochen, und er kam mir ganz normal vor.«
»Das ist ja gut und schön, aber jetzt ist er tot.«
Fiske setzte sich abrupt wieder und starrte wie betäubt auf die Akten vor ihm. »Das ist doch nicht zu fassen«, murmelte er und schüttelte langsam den Kopf. »Ich komme mir wie der letzte Idiot vor. Ich sitze im Büro des Mannes und warte darauf, daß er zu seinem Termin erscheint. Aber ich habe es nicht gewußt. Niemand hat es mir gesagt. Die Bürotür war nicht abgeschlossen! Gott im Himmel!« Er schob die Akten zurück und sah dann scharf auf. »Und was haben Sie hier zu suchen? Was hat die Army damit zu tun?«
Tremaine und Rayfield wechselten einen Blick. »Ein Häftling ist aus einem Militärgefängnis ganz in der Nähe ausgebrochen.«
»Großer Gott, glauben Sie etwa, der Mann wäre hier?«
»Keine Ahnung. Aber Rider war sein Anwalt. Wir dachten, er wäre vielleicht hier eingebrochen, um sich Bargeld oder so zu besorgen. Wer weiß, es wäre sogar möglich, daß dieser Flüchtige Rider ermordet hat.«
»Aber Sie haben doch gesagt, es wäre Selbstmord gewesen.«
»Das vermutet die Polizei. Deshalb sind wir ja hier. Um uns umzusehen, den Burschen zu schnappen, falls er hier aufkreuzt.«
Fiske rutschte das Herz in die Hosen, als er sah, wie Tremaine zur Badezimmertür ging. »Susan, würden Sie bitte mal kommen?« rief er laut.
Als sie hörten, wie die Toilettenspülung betätigt wurde, sah Tremaine Fiske mißtrauisch an. Dann wurde die Tür geöffnet, und Sara kam heraus und bemühte sich, erstaunt dreinzuschauen. Das gelang ihr ganz gut, dachte Fiske, wahrscheinlich, weil sie ebenfalls eine fürchterliche Angst hatte.
»John, was ist hier los?«
»Ich habe diesen Herren von unserem Termin mit Sam Rider erzählt. Sie werden es nicht glauben, aber er ist tot.«
»O mein Gott.«
»Susan ist meine Assistentin.«
Sie nickte den beiden Männern zu.
»Ich habe Ihre Namen nicht verstanden«, sagte Fiske.
»Das ist schon in Ordnung«, erwiderte Tremaine.
»Diese Männer sind von der Army«, fuhr Fiske schnell fort. »Sie suchen nach einem entflohenen Häftling. Sie glauben, diese Person könne etwas mit Sams Tod zu tun haben.«
»Ach du liebe Güte. John, fahren wir zum Flughafen und fliegen einfach zurück.«
»Das ist keine schlechte Idee«, sagte Tremaine. »Wir können die Kanzlei viel schneller durchsuchen, wenn Sie uns nicht im Weg rumstehen.« Er schaute erneut zur Badezimmertür. Er hielt die Maschinenpistole in der einen Hand und streckte die andere aus, um die Tür ganz aufzustoßen.
»Na ja, da drin versteckt sich bestimmt keiner«, sagte sie, ohne eine Miene zu verziehen.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, Ma’am, würde ich mich gern selbst davon überzeugen«, sagte Tremaine knapp.
Fiske beobachtete Sara. Er befürchtete, sie würde jeden Augenblick zu schreien anfangen. Komm schon, Sara, halte durch. Dreh jetzt nicht durch.
Hinter der Tür des dunklen Bads richtete Josh Harms die Pistole durch die schmale Lücke zwischen Tür und Pfosten direkt auf Tremaines Kopf.
Josh hatte bereits überlegt, wie er vorgehen mußte, um seinen taktischen Vorteil zu nutzen, so klein er auch sein mochte. Zuerst Vic Tremaine, und dann Rayfield, falls der ihn nicht zuerst erwischte, was durchaus möglich war, da er den Raum kaum einsehen konnte. Tja, aber den kleinen Sherman-Panzer von Vic Tremaine würde er auf keinen Fall verfehlen. Sein Finger krümmte sich um den Abzug,
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