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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Schulter und streckte den Unterarm aus.
    »Fahr so dicht ran, wie du kannst«, fauchte er einen nervös wirkenden Rayfield an. »Wenn ich einen ihrer Reifen treffe, rasen sie gegen den nächsten Baum, und unsere Probleme haben sich erledigt.«
    Rufus sah im Campingwagen durch das Fenster zurück und erkannte, was Tremaine vorhatte. Er schob die Glasscheibe auf, die das Fahrerhaus vom hinteren Bereich trennte, und zielte auf den Jeep.
    Er hatte seit fast dreißig Jahren keine Waffe mehr in der Hand gehabt; die Grundausbildung an einem Gewehr war seine letzte Erfahrung mit einer Feuerwaffe gewesen. Als er abdrückte, drang die Detonation in seine Ohren, und das Fahrerhaus füllte sich augenblicklich mit dem widerlichen Gestank verbrannten Metalls und gezündeten Pulvers. Die Kugel durchschlug die hintere Glastür des Campingaufbaus und flog dann wie eine wütende, metallüberzogene Hornisse auf den Jeep zu. Tremaine duckte sich in den Jeep zurück, und das Fahrzeug scherte ein wenig aus.
    »Was getroffen?« fragte Josh.
    »Hab uns etwas Zeit verschafft.« Rufus’ Hand zitterte, und er rieb seine Ohren. »Hab ganz vergessen, wie laut diese Dinger sind.«
    »Versuch mal, drei Jahre lang mit einer M-16 zu schießen. Die sind echt laut, vor allem, wenn sie in dein Gesicht explodieren. Halt dich fest.«
    Josh riß das Lenkrad nach rechts und dann nach links, um mehreren Bäumen auszuweichen, die in das Bachbett gefallen waren. Hinter ihnen tauchte ein Gebüsch mit Kiefern, Eichen und Brombeersträuchern auf. Als der Jeep aufholte, nahm Tremaine wieder seine Schußposition ein. Josh riß den Wagen nach rechts und jagte durch eine schmale Spalte zwischen den Bäumen und Büschen. Blätter und schmale Äste schlugen gegen den Wagen und rissen an ihm. Doch das Manöver hatte den gewünschten Erfolg, denn Tremaine mußte schnell den Kopf einziehen, damit er ihm nicht von einem Ast abgerissen wurde.
    Der Jeep wurde langsamer. Der schmale Weg wurde vor ihnen etwas breiter, und Josh entschloß sich, den Vorteil auszunutzen. Er hoffte darauf, daß Rayfield die Nerven verlor.
    »Übernimm das Lenkrad!« rief er seinem Bruder zu.
    Rufus tat wie geheißen und sah abwechselnd seinen Bruder an und nach vorn, in die Richtung, in die der Campingwagen preschte.
    Josh zog seine Pistole und schaute zu den Bäumen vor ihnen. Sie befanden sich jetzt auf einigermaßen ebenem Gelände, und der Wagen schaukelte nicht mehr so heftig. Er ergriff die Pistole mit beiden Händen, versuchte, Geschwindigkeit und Entfernung abzuschätzen, und visierte dann sein Ziel: einen dicken Ast ziemlich weit oben an einer zwölf Meter hohen Eiche. Der Ast war mindestens sechs Meter lang und zehn Zentimeter dick, und andere, kleinere Äste sprossen aus ihm. Er hing direkt über der schmalen Rinne. Ein Umstand hatte Joshs Aufmerksamkeit hauptsächlich erregt: Der Ast war so lang und schwer, daß er direkt am Stamm schon angebrochen war.
    Josh schob den Arm aus dem Fenster, hielt ihn parallel zum Wagen, zielte und schoß. Die erste Kugel traf den Baumstamm direkt über der Stelle, wo der Ast abzweigte.
    Nachdem er nun die Flugbahn berechnet hatte, setzte er das Feuer fort, und alle Kugeln trafen den Ast genau dort, wo er in den Stamm überging. Für Josh war das keine herausragende Demonstration von Treffsicherheit. Er hatte zum Spaß auf Äste geschossen, seit er alt genug war, um ein Gewehr vom Kaliber 22 zu halten. Waschbären und Eichhörnchen verscheuchen, ein harmloses Spiel. Doch er hatte es noch nie versucht, während er in einem Fahrzeug saß, das durch ein ausgetrocknetes Bachbett fuhr und gleichzeitig Zielscheibe von zwei anderen Männern war.
    Der Wagen raste dem Baum entgegen, auf den Josh schoß, und Rufus mußte die Augen aufhalten, weil er ja lenkte, verzog jedoch bei jedem Schuß das Gesicht. In seinen Ohren klingelte es so laut, daß Josh ihm hätte ins Gesicht schreien können, und er hätte es nicht gehört. Der schwere Ast sackte ein paar Zentimeter tiefer. Josh schoß noch immer, und Holzsplitter stiegen von der Eiche hoch wie Dampf aus einer alten Lokomotive.
    Tremaine erkannte, was er vorhatte. »Drück auf die Tube!«
    Rayfield trat das Gaspedal durch.
    Josh wandte den Blick nicht vom Ast ab und setzte sein Feuer fort. Der Ast gab noch etwas nach, und schließlich setzte die Schwerkraft sich durch, und er brach und senkte sich. Jetzt war er nur noch durch ein Stück Rinde mit dem Baum verbunden, und dann schlug der Ast hart gegen den Stamm,

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