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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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deutlicheren Licht erscheinen. Es wird nicht lange dauern. Ich verspreche Ihnen, danach werde ich Sie nie wieder belästigen. Bitte.«
    Nach einem langen Augenblick trat Ed endlich zur Seite und ließ Sara herein. Lautstark schloß er die Tür hinter ihnen.
    Das Wohnzimmer sah fast genauso aus wie damals, als sie es zum erstenmal betreten hatte. Ed schien ein ordentlicher Mensch zu sein. Sara konnte sich vorstellen, daß die Werkzeuge in seiner Garage genauso sorgfältig, ja pedantisch aufgeräumt waren. Ed deutete auf das Sofa, und Sara setzte sich. Er ging ins Eßzimmer und stellte das Foto sorgfältig zu den anderen. »Wollen Sie was trinken?« fragte er widerwillig.
    »Nur, wenn Sie auch etwas trinken.«
    Ed nahm auf einem Stuhl ihr gegenüber Platz. »Nein.«
    Sara musterte ihn genau. Nun konnte sie in seinem Gesicht, seinem Körperbau beide Söhne ein wenig deutlicher wiedererkennen. Besonders John; Michael kam stärker auf die Mutter. Ed wollte sich eine Zigarette anzünden, hielt dann aber inne.
    »Sie können ruhig rauchen. Es ist Ihr Haus.«
    Ed steckte die Schachtel und das Feuerzeug wieder in die Hosentasche. »Gladys hat nicht geduldet, daß ich im Haus rauche, nur draußen. Alte Gewohnheiten legt man nicht so schnell ab.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete, daß Sara sagte, was sie zu sagen hatte.
    »Michael und ich waren sehr enge Freunde.«
    »Nach dem, was ich neulich gesehen habe, kann ich mir das nicht so richtig vorstellen.« Eds Gesicht lief rot an.
    »Tatsache ist, Mr. Fiske .«
    »Nennen Sie mich Ed«, sagte er schroff.
    »Na schön, Ed. Mike und ich waren wirklich enge Freunde. So habe ich es jedenfalls gesehen, aber Michael wollte mehr als das.«
    »Was soll das heißen?«
    Sara schluckte heftig und errötete. »Michael hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    Ed wirkte schockiert. »Er hat mir nie etwas davon gesagt.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Denn ich ...« Sie zögerte kurz, hatte Angst davor, wie Eds Reaktion auf ihre nächsten Worte ausfallen würde. »Denn ich habe abgelehnt.« Sie zuckte ein wenig zurück, doch Ed blieb unbewegt sitzen und versuchte, Saras Worte zu verdauen.
    »Ach ja? Also haben Sie ihn nicht geliebt?«
    »Nein ... jedenfalls nicht auf diese Weise. Ich weiß nicht genau, warum ich ihn nicht geliebt habe. Er war ... perfekt. Vielleicht hat mir genau das angst gemacht . angst davor, bis ans Ende meiner Tage so hohen Ansprüchen genügen zu müssen. Und Mike ging so sehr in seiner Arbeit auf. Selbst wenn ich ihn geliebt hätte, ich weiß nicht, ob in seinem Leben Platz für mich gewesen wäre.«
    Ed schaute zu Boden. »Es war nicht leicht, die beiden Jungs großzuziehen. Johnny hat fast alles mit Leichtigkeit geschafft, aber Mike ... Mike war phantastisch, egal, was er angefaßt hat. Ich habe die ganze Zeit wie ein Ochse geschuftet und es damals gar nicht für so erfreulich gehalten, daß Mike alles in den Schoß fiel. Heute weiß ich es besser. Ich habe oft mit Mike geprahlt. Zu oft. Mike hat mir gesagt, Johnny wolle nichts mehr mit ihm zu tun haben, wollte aber nicht so richtig damit rausrücken, warum. Johnny ist ziemlich verschlossen. Es ist nicht einfach, ihn zum Sprechen zu bringen.«
    Sara schaute an Ed vorbei und zum Fenster hinaus, an dem ein Kardinalvogel vorüber flatterte und sich dann auf den Ast einer Trauerweide niederließ.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich war in den letzten Tagen oft mit ihm zusammen. Wissen Sie, bei John denke ich immer: Das ist der Mann, mit dem du dein Leben verbringen willst. Diese Vorstellung ist vermutlich lächerlich. Und unfair. Nicht wahr?«
    Der Anflug eines Lächelns legte sich auf das Gesicht des alten Mannes. »Als ich Gladys zum erstenmal sah, war sie Kellnerin in diesem kleinen Restaurant gegenüber von der Spedition, bei der ich damals arbeitete. Ich ging eines Tages mit ein paar Kumpels zur Tür rein und hörte von dem Moment an, in dem ich Gladys sah, kein einziges Wort mehr, das die anderen Jungs sagten. Es war, als wären Gladys und ich ganz allein auf der Welt. Nach der Mittagspause ging ich wieder an die Arbeit und habe einen Dieselmotor völlig vermurkst. Ich bekam das Mädel einfach nicht mehr aus dem Kopf.«
    Sara lächelte. »Ich weiß genau, wie stur John ist ... und wie stur auch Michael sein konnte. Deshalb bezweifle ich, daß Sie
    es einfach dabei beließen, nur an Gladys zu denken.«
    Ed lächelte ebenfalls. »Im nächsten halben Jahr habe ich in diesem Restaurant gefrühstückt und

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