Die Wahrheit
zu Mittag und zu Abend gegessen. Wir gingen miteinander aus. Dann habe ich allen Mut zusammengenommen und ihr einen Heiratsantrag gemacht. Ich schwöre bei Gott, ich hätte es schon am ersten Tag getan, aber ich dachte, sie würde mich dann für verrückt halten oder so.« Er hielt kurz inne. »Und wir haben ein verdammt gutes Leben zusammen gehabt«, sagte er dann nachdrücklich und schaute Sara an. »Ist es Ihnen genauso ergangen, als Sie Johnny zum erstenmal gesehen haben?«
Sie nickte.
»Hat Mike es gewußt?«
»Ich glaube, er ist dahintergekommen. Als ich John dann kennenlernte, habe ich ihn gefragt, warum er und sein Bruder sich nicht näherstünden. Ich dachte, das hätte vielleicht eine Rolle gespielt . bei mir, meine ich . aber Mike und John haben sich offenbar schon vorher entfremdet.« Sara nahm allen Mut zusammen. »Sie haben es also gesehen, nicht wahr? Ich meine, wie ich mich an diesem Abend auf dem Boot Ihrem Sohn an den Hals geworfen habe. Er hatte den schrecklichsten Tag hinter sich, den man sich nur vorstellen kann, und ich habe nur an mich gedacht.« Sie schaute Ed in die Augen. »Er hat mich geradeheraus zurückgewiesen.« Sie dachte an die letzte Nacht, an die Zärtlichkeiten, die sie und John Fiske ausgetauscht hatten, sowohl im Bett als auch außerhalb. Und dann der Morgen danach. Sie hatte gedacht, sie wäre endlich schlau aus ihm geworden, was sie unglaublich erleichtert hatte. Doch sie hatte gar nichts über diesen Mann oder seine Gefühle gewußt, und diese Erkenntnis lastete schwer auf ihr. Sie lachte bekümmert auf. »Das war eine sehr demütigende Erfahrung.« Sie holte ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche und tupfte sich die Augen ab. »Mehr wollte ich Ihnen nicht sagen. Wenn Sie schon jemanden hassen müssen, dann mich, nicht Ihren Sohn.«
Ed schaute lange Zeit zu Boden und erhob sich schließlich. »Ich habe gerade den Rasen gemäht und würde jetzt gern einen Eistee trinken. Möchten Sie auch einen?«
Sara nickte überrascht.
Kurz darauf kam Ed mit zwei Gläsern und einer Kanne Tee zurück. »Ich habe viel über diese Nacht nachgedacht«, sagte er, während er die Gläser füllte, in denen Eisstücke lagen. »Ich erinnere mich kaum noch daran. Am nächsten Morgen hatte ich einen furchtbaren Kater. So wütend ich auch war, ich hätte Johnny nie schlagen dürfen. Nicht so. Nicht in den Magen.«
»Er ist ziemlich hart im Nehmen.«
»Das meine ich nicht.« Ed trank einen Schluck Tee, lehnte sich zurück und nagte an seiner Lippe. »Hat Johnny Ihnen je erzählt, warum er aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist?«
»Er hat mal einen Jungen wegen eines Drogendelikts verhaftet, sagt er. Der Junge tat ihm so leid, daß er beschlossen hat, solchen Leuten zu helfen.«
Ed nickte. »Na ja, verhaftet hat er ihn eigentlich gar nicht. Der Junge ist noch vor Ort gestorben. Genau wie der Officer, der Johnny bei dem Einsatz unterstützt hat.«
Sara hätte beinahe ihren Tee verschüttet. »Was?«
Nun, da Ed dieses Thema zur Sprache gebracht hatte, schaute er ein wenig unbehaglich drein, doch er fuhr fort: »Johnny hat nie so richtig darüber gesprochen, aber ich habe die Geschichte von den Beamten erfahren, die am Tatort eintrafen, kurz nachdem alles passiert war. Johnny hat aus irgendeinem Grund einen Wagen angehalten. Ich glaube, er war gestohlen. Auf jeden Fall hat Johnny Verstärkung angefordert. Hat den beiden Jungs befohlen, aus dem Wagen zu steigen. Fand die Drogen. Dann kam seine Verstärkung. Gerade als sie die Burschen durchsuchen wollten, brach einer von ihnen zusammen, als hätte er einen Anfall. Johnny wollte ihm helfen. Sein Kollege, der zur Verstärkung gekommen war, hätte die Waffe weiterhin auf den anderen Jungen richten sollen, tat es aber nicht. Da zog der Bursche eine Pistole und hat Johnnys Kollegen erschossen. Dann feuerte Johnny. aber da hatte der andere Kerl ihm schon zwei Kugeln in den Magen gejagt.
Beide brachen zusammen, lagen sich gegenüber. Der andere Bursche hatte den Anfall nur vorgetäuscht. Er sprang auf, raste mit dem Wagen davon, wurde aber kurz darauf gefaßt. Der andere Kerl und Johnny lagen keinen halben Meter voneinander entfernt, beide haben wie verrückt geblutet.«
»O Gott!«
»Johnny hat einen Finger in eins der Einschußlöcher gestopft. So konnte er die Blutung ein wenig aufhalten. Na ja . er hat mir einen Teil der Geschichte erzählt, als er halb bewußtlos im Krankenhaus lag . der Junge, der neben Johnny lag, hatte irgendwas zu ihm
Weitere Kostenlose Bücher