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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Begriff, den Aktenkoffer wieder zu schließen, als sie innehielt. Sie nahm die Papiere heraus und schaute sich dann den Umschlag an. Adressiert an die Poststelle des Obersten Gerichts.
    Sara hatte kaum einen Blick auf die handgeschriebene Seite und den getippten Brief geworfen, als sie Schritte hörte. Sie legte die Papiere zurück in den Aktenkoffer, schloß ihn wieder und schob ihn unter den Schreibtisch. Einen Augenblick später kam Michael herein.
    »Sara! Was hast du hier zu suchen?«
    Sie bemühte sich, einen ganz normalen Eindruck zu machen. »Ich wollte mir nur das Buch zurückholen, das ich dir letzte Woche geliehen habe.«
    »Das habe ich zu Hause.«
    »Na ja, vielleicht könnte ich zum Abendessen vorbeikommen und es mir holen.«
    »Ich habe ziemlich viel zu tun.«
    »Wir alle haben viel zu tun, Michael. Aber du hast dich in letzter Zeit ziemlich ins Schneckenhaus verkrochen. Ist wirklich alles in Ordnung? Daß du mir ja nicht unter dem Streß zusammenbrichst.« Sie lächelte, um ihm zu zeigen, daß es scherzhaft gemeint war. Doch Michael sah wirklich so aus, als würde er die Anspannung nicht durchstehen.
    »Mir geht es gut, ehrlich. Ich bringe das Buch morgen mit.«
    »So wichtig ist es auch wieder nicht.«
    »Ich bringe es morgen mit«, sagte er ein wenig gereizt. Sein Gesicht lief rot an, aber er beruhigte sich schnell wieder. »Und jetzt muß ich mich wirklich an die Arbeit machen.« Er schaute zur Tür.
    Sara ging durchs Zimmer, legte die Hand auf den Türknopf, schaute dann aber zurück. »Michael, wenn du jemanden brauchst, um mit ihm zu reden ... ich bin für dich da.«
    »Ja, klar, danke.« Er schob sie hinaus, schloß die Tür und verriegelte sie. Dann ging er zum Schreibtisch und zog den Aktenkoffer hervor. Er schaute sich den Inhalt an und ging dann zur Tür.
    Später an diesem Abend fuhr Sara ihren Wagen auf die Schottereinfahrt und schlenderte zu dem kleinen Cottage, das am George Washington Parkway lag, einer wunderschönen Straße. Das Häuschen gehörte ihr - ihr erstes eigenes Heim -, und sie hatte eine Menge Arbeit hineingesteckt, um es herzurichten. Eine Treppe führte zum Potomac und hinab zu ihrem kleinen Segelboot, das dort vertäut lag. Sie und Michael waren in ihrer spärlichen Freizeit über den Fluß auf das Maryland-Ufer gesegelt und dann nach Norden, unter der Memorial Bridge hindurch und weiter nach Georgetown. Auf dem Boot hatten sie himmlische Ruhe gefunden - ein um so kostbareres Gut, als sie während der Arbeit von einem Meer aus Hektik, Lärm und Streß umgeben waren.
    Michael hatte Saras letztes Angebot abgelehnt, sie auf eine Segeltour zu begleiten. Eigentlich, überlegte Sara, hat er in der vergangenen Woche alle meine Vorschläge abgelehnt, sich mal wieder mit mir zu treffen. Zuerst hatte sie es darauf zurückgeführt, daß sie Michaels Heiratsantrag abgelehnt hatte, doch nach der Begegnung in seinem Büro wußte sie, daß es andere Gründe geben mußte.
    Sie versuchte, sich genau daran zu erinnern, was sie in seinem Aktenkoffer gesehen hatte. Es war eine Akte aus der Ablage gewesen, da war sie sicher. Und auf dem maschinengeschriebenen Brief hatte sie einen Namen gesehen: Harms. An den Vornamen erinnerte sie sich nicht. Sie hatte nur ein paar Zeilen lesen können, bevor Michael ins Büro gekommen war, glaubte aber erkannt zu haben, daß dieser Harms offensichtlich irgendeine Berufung eingelegt hatte. Um was es dabei ging, wußte Sara nicht. Der maschinengeschriebene Brief war nicht unterzeichnet gewesen.
    Sara war schnurstracks in die Poststelle gegangen, um festzustellen, ob in der Ablage irgendein Fall unter dem Namen Harms verzeichnet war. Sie hatte keinen gefunden. Sara konnte ihren eigenen Gedanken nicht fassen, als sie sich fragte, ob Michael eine Berufungseingabe an sich genommen hatte, bevor sie bearbeitet und ordnungsgemäß abgelegt worden war. Falls ja, hatte er sich eines schweren Vergehens schuldig gemacht. Er konnte des Gerichts verwiesen, ja sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden.
    Sara trat ins Haus, zog rasch Jeans und ein T-Shirt an und ging wieder hinaus. Es war schon dunkel. Assessoren am Obersten Gerichtshof kamen nur selten im Hellen nach Hause, außer es dämmerte schon, und sie waren nur rasch nach Hause gefahren, um zu duschen und sich umzuziehen, bevor sie wieder an die Arbeit gingen.
    Sara stieg die Treppe zum Kai hinunter und setzte sich auf ihr Boot. Wenn Michael sich ihr doch nur anvertrauen würde ... dann könnte sie ihm

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