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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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alles schon lange her. Nicht bei dir. Noch nicht. Wie geht es deiner Mom?«
    »Sie schlägt sich so durch.«
    »Ich wollte sie schon lange mal besuchen, aber mein alter Körper hat einfach nicht mehr so viel Schwung wie früher.«
    »Mom würde sich bestimmt freuen, Sie zu sehen.«
    »Dein Daddy ist vor ’ner Weile weggefahren. Zu ’nem Treffen der American Legion, glaube ich.«
    »Schön. Es freut mich, daß er mal rauskommt. Und ich weiß es zu schätzen, daß Sie ihm Gesellschaft leisten.«
    »Es macht keinen Spaß, allein zu sein. Ich habe drei meiner Kinder überlebt. Das ist für Eltern das Schlimmste auf der Welt ... die eigenen Kinder zu begraben. Ist einfach nicht normal. Wie geht es Mike? Ich sehe ihn hier nicht oft.«
    »Er hat ziemlich viel zu tun.«
    »Wer hätte schon gedacht, daß aus diesem pausbäckigen kleinen Flachskopf mal das wird, was aus ihm geworden ist? Man mag’s kaum glauben.«
    »Mike hat es verdient.« Fiske hielt kurz inne. Es war ihm einfach so herausgerutscht. Aber sein Bruder hatte es verdient.
    »Das gilt für euch beide.«
    »Mike hat es wohl ein bißchen weiter gebracht als ich.« »Ha. Glaub das ja nicht. Dein Daddy gibt unentwegt mit dir an. Sicher, er spricht auch von Mike, aber du bist sein Erstgeborener.«
    »Na ja, er und Mom haben uns anständig erzogen. Alles für uns geopfert. So was vergißt man nicht.« Vielleicht hat Mike es vergessen, sagte sich John. Aber mir würde es nie passieren.
    »Tja, Mike konnte eben drei guten Vorbildern folgen.«
    Fiske blickte Mrs. German neugierig an.
    »Der Junge hat den Boden angebetet, auf dem du gewandelt bist.«
    »Die Menschen ändern sich.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    Es fing an zu regnen, aber es waren nur ein paar Tropfen. »Gehen Sie lieber wieder rein, Mrs. German. Sieht so aus, als würde es gleich zu schütten anfangen.«
    »Du weißt, du kannst mich Ida nennen, wenn du willst.«
    Fiske lächelte. »Manche Dinge ändern sich nicht, Mrs. German.«
    Er schaute ihr nach, bis sie im Haus war. Das Viertel war längst nicht mehr so sicher wie früher. Er und sein Vater hatten Schließriegel an den Türen, Schlösser an den Fenstern und ein Guckloch in der Haustür angebracht. Senioren waren bevorzugte Opfer von Verbrechern.
    Fiske schaute noch einmal hinunter auf Bos Grab, und in seiner Erinnerung war das Bild seines Bruders zementiert, der sich eines toten Hundes wegen die Augen ausweinte.

KAPITEL 11
    »Wie geht’s dir, Mom?« Michael Fiske berührte das Gesicht seiner Mutter. Es war noch früh am Morgen, und Gladys war nicht besonders gut gelaunt. Ihr Gesicht lief rot an, und sie wich vor seiner Berührung zurück. Er schaute sie kurz an, und tiefe Traurigkeit trat in seine Augen, als er die offene Feindseligkeit in ihrem Blick sah.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht.« Er öffnete die Tasche, die er in der Hand hielt, und holte einen mit Geschenkpapier verpackten Karton hervor. Als seine Mutter keine Anstalten machte, ihn zu öffnen, übernahm Michael es für sie. Er zeigte ihr die Bluse in ihrer Lieblingsfarbe, lavendelblau. Er hielt sie ihr hin, doch sie wollte sie einfach nicht anfassen. So war es jedesmal, wenn er sie besuchte. Sie sprach kaum mit ihm, war immer schlecht gelaunt. Und nie nahm sie seine Geschenke an. Wiederholt versuchte er, sie in ein Gespräch zu verwickeln, doch sie weigerte sich.
    Michael lehnte sich zurück und seufzte. Er hatte seinem Vater davon erzählt, hatte ihm erklärt, daß die eigene Mutter nichts mit ihm zu tun haben wollte, rein gar nichts. Doch sein alter Herr konnte nichts daran ändern. Niemand hatte Einfluß darauf, zu wem Gladys nett war. Deshalb besuchte Michael sie in letzter Zeit immer seltener.
    Er hatte versucht, mit seinem Bruder darüber zu sprechen, aber John hatte sich geweigert, dieses Thema mit ihm zu erörtern. Michael wußte, daß seine Mutter John niemals so behandeln würde. Er war ihr Goldjunge. Michael Fiske hätte zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt oder mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden können - in Gladys’ Augen würde er trotzdem hinter dem älteren Bruder zurückstehen.
    Er ließ die Bluse auf dem Tisch liegen, gab seiner Mutter einen flüchtigen Kuß und ging.
    Draußen hatte starker Regen eingesetzt. Michael schlug Kragen seines Trenchcoats hoch und rannte zu seinem Wagen zurück. Er hatte eine sehr lange Fahrt vor sich. Er war nicht nur in Richtung Süden gefahren, um seine Mutter zu besuchen. Sein Ziel war nun das südwestliche

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