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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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hätte?«
    »Das tut mir leid.«
    »Mir tut auch verdammt viel leid. Mit mir kommt man nicht immer leicht aus. Ich kann wirklich nicht behaupten, daß ich Louise oder den Kindern Vorwürfe mache.« Josh zuckte die Achseln. »Also sind’s mal wieder nur wir zwei. Wäre Momma noch am Leben, würde sie sich freuen.«
    »Bist du sicher?«
    »Frag mich das nicht noch einmal, Rufus.«
    Rufus hob die mit Handschellen gefesselten Hände. »Was ist damit?«
    Sein Bruder zog bereits einen Gegenstand aus seinem Stiefel. Als er den Oberkörper wieder aufrichtete, hielt er ein dünnes Stück Metall in der Hand, an dessen einem Ende sich ein kleiner Haken befand.
    »Jetzt sag bloß, daß der Junge auf dem Gang dich nicht gefilzt hat?«
    »Oh, Mann. Glaubst du wirklich, dieses Weichei wüßte, wo er suchen muß? Als der Bursche mein Taschenmesser hatte, war er sicher, mir alle meine gefährlichen Waffen abgenommen zu haben. Hat sich nicht mal mehr die Mühe gemacht, sich meine Stiefel näher anzugucken.« Josh grinste und schob das Metallstück ins Schloß der Handschellen.
    »Glaubst du, du kannst es knacken?«
    Josh hielt inne und schaute seinen Bruder verächtlich an. »Ich bin dem verdammten Vietkong entkommen, Junge. Da werde ich doch wohl mit den popeligen Handschellen von der Army fertig.«
    Draußen auf dem Gang blickte Gefreiter Brown auf seine Uhr.
    Die zehn Minuten waren vorüber. Er schob die Zimmertür einen Spaltbreit auf.
    »Die Zeit ist abgelaufen, Harms.« Er stieß die Tür weiter auf. »Mr. Harms? Haben Sie gehört? Die Zeit ist um.«
    Brown hörte ein leises Stöhnen. Er zog seine Pistole und stieß die Tür ganz auf. »Was ist denn hier drin los?«
    Das Stöhnen wurde lauter. Brown schaute sich nach dem Lichtschalter um, als er über irgend etwas stolperte. Er kniete nieder und berührte das Gesicht des Mannes, während seine Augen sich noch an das Licht gewöhnen mußten.
    »Mr. Harms? Mr. Harms! Ist alles in Ordnung?«
    Josh schlug die Augen auf. »Mir geht es gut. Und Ihnen?«
    In diesem Moment schloß sich eine riesige Hand um Browns Waffe und entriß sie ihm. Die andere Hand legte sich auf den Mund des Gefreiten. Brown wurde in die Höhe gerissen, verlor den Boden unter den Füßen. Eine Faust schmetterte an sein Kinn, und Brown verlor das Bewußtsein.
    Rufus legte den schlaffen Körper des Gefreiten aufs Bett und bedeckte ihn mit dem Laken. Josh schloß die Fesseln um die Arme und Beine des Bewußtlosen und zog sie stramm. Dann klebte er ihm mit Tesafilm und Verbandmull - beides hatte er in einem der Schränke gefunden - den Mund zu. Zum Schluß durchsuchte er Browns Drillichuniform und steckte sein Taschenmesser wieder ein.
    Als Josh sich zu Rufus umdrehte, schloß der ihn in die Arme und drückte ihn an sich. Josh erwiderte seine Umarmung - die erste der beiden Männer seit fünfundzwanzig Jahren. Als Josh sich schließlich vom Bruder löste, waren Rufus’ Augen feucht, und er zitterte leicht.
    »Jetzt werd’ mir bloß nicht gefühlsduselig. Dafür haben wir keine Zeit.«
    Rufus lächelte. »Fühlt sich trotzdem gut an, dich in den Armen zu halten, Josh.«
    Josh legte seinem Bruder eine Hand auf die Schulter. »Hätte nie gedacht, daß wir noch mal Gelegenheit dazu bekommen. Jedenfalls werde ich’s nie wieder als selbstverständlich ansehen.«
    »Und was jetzt?«
    »Vom Gang aus kann man nicht sehen, wo der Junge gesessen hat. Aber die haben hier ’nen privaten Sicherheitsdienst.« Josh schaute auf die Uhr. »Als ich damals hier arbeitete, haben die Burschen zu jeder vollen Stunde die Runde gemacht. Wir haben jetzt Viertel nach. Die Brüder vom Sicherheitsdienst kriegen ’nen Hungerlohn und sind nicht gerade versessen darauf, Bettpfannen zu bewachen, aber irgendwann wird ihnen wohl auffallen, daß unser Supersoldat nicht mehr draußen vor dem Zimmer hockt. Bist du bereit?«
    Rufus hatte bereits seine Gefängnishosen und die Schuhe angezogen. Das Hemd hatte er liegen lassen; er begnügte sich mit seinem T-Shirt. In einer Hand hielt er die Krankenhausbibel. Er kam sich noch nicht wie ein freier Mann vor, war aber nur noch ein paar Sekunden davon entfernt. »Ob ich bereit bin? Seit fünfundzwanzig Jahren!«

KAPITEL 24
    Chandler schaute sich in Michael Fiskes Büro um. Es befand sich im ersten Stock des Gebäudes - ein großes Zimmer mit hohen Decken und fünfzehn Zentimeter breiten Zierleisten. Zwei schwere Holzschreibtische, beide mit Workstations für die Computer. Zwei Wände wurden von Regalen

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