Die Wahrheit
Murphy und seinen Mitarbeitern zusammensetzen und mündlich die Fälle durchgehen, mit denen Michael zu tun hatte. Ich möchte versuchen, Ihr Recht, Mr. Chandler, in diesem Fall zu ermitteln, gegen die Verantwortung des Gerichts abzuwägen, seine Entscheidungen so lange vertraulich zu behandeln, bis sie öffentlich bekanntgemacht werden.«
»Na schön.« Und ich will nicht, daß jemand mir unterstellt, ich könnte was durchsickern lassen, dachte Chandler bei sich.
»Ich sehe aber keinen Grund, Ihnen die Durchsuchung von Michaels persönlichen Besitztümern zu verwehren, falls er hier welche aufbewahrt hat. Ich möchte Sie nur bitten, sämtliche Dokumente beiseite zu legen, die mit der Arbeit des Gerichts zu tun haben, bis Sie mit Richter Murphy gesprochen haben. Sollte sich dann eine Verbindung zwischen einem Fall, an dem Michael gearbeitet hat, und seinem Tod ergeben, werden wir dafür sorgen, daß Sie dieser Spur rückhaltlos nachgehen können.«
»In Ordnung, Chief Justice«, sagte Chandler, und auch McKenna nickte zustimmend. »Ich habe übrigens schon kurz mit Richter Murphy gesprochen.«
»Gut.« Ramsey wandte sich an Perkins. »Richard, bitte informieren Sie Richter Murphy und seine Assessoren, daß Detective Chandler so schnell wie möglich mit ihnen sprechen möchte. Ich gehe doch recht in der Annahme, daß es morgen nach der mündlichen Verhandlung früh genug für Sie ist?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Chandler.
»Außerdem werde ich dafür sorgen, daß unsere Rechtsabteilung Ihnen bei der Koordination hilft und alle Fragen hinsichtlich der Vertraulichkeit beantwortet, die sich möglicherweise ergeben. Sara, Sie stehen morgen doch zur Verfügung, oder? Sie standen Michael nahe, nicht wahr?«
Fiske musterte Sara. Wie nahe, fragte er sich.
Wieder reichte Ramsey Fiske die Hand. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich wissen ließen, wann und wo die Beisetzung stattfindet.«
Dann wandte Ramsey sich an Perkins. »Richard, kommen Sie bitte in mein Büro, sobald Sie mit Richter Murphy gesprochen haben.« Seiner Stimme war deutlich zu entnehmen, worauf er anspielte.
Nachdem Ramsey und Perkins gegangen waren, beobachtete Chandler, wie McKenna noch einen Blick in Michael Fiskes Büro warf. »Chief Dellasandro«, sagte der Detective, »um Sie so wenig wie möglich bei der Arbeit zu stören, werde ich morgen mit einem ganzen Team anrücken, um das Büro zu durchsuchen. Dann können wir das mit einem Mal erledigen.«
»Sehr gut. Vielen Dank«, erwiderte Dellasandro.
»Aber ich möchte, daß diese Tür bis dahin verschlossen bleibt«, fuhr Chandler fort. »Niemand betritt das Büro. Das gilt auch für Sie, Mr. Perkins und« - er schaute demonstrativ auf Agent McKenna - »alle anderen.«
McKenna blickte zu Chandler hinüber, während Dellasandro zustimmend nickte.
Fiske sah sich um und bemerkte, daß Wright auf Chandler starrte. Dann zog der Assessor abrupt die Tür seines Büros zu, und Fiske hörte, wie der Schlüssel im Schloß gedreht wurde. Kluger Junge, dachte er.
Als Fiske und Chandler das Gebäude verließen, ließ eine Stimme sie innehalten.
»Haben Sie etwas dagegen, daß ich Sie hinausbegleite?« fragte Sara.
»Aber nein«, erwiderte Chandler. »John?«
Fiske zuckte unverbindlich die Achseln.
Chandler lächelte, während sie zum Ausgang schlenderten. »Wieso habe ich bloß das Gefühl, als sei vorhin der Allmächtige bei uns gewesen?«
Sara lächelte. »Dieses Gefühl hat man fast immer, wenn der Oberste Richter sich in die Niederungen der Assessoren begibt.«
»Sie sind Assessorin bei Richterin Knight?« fragte Fiske.
»Im zweiten Jahr.«
Als sie um die Ecke gingen, stießen sie beinahe mit Elizabeth und Jordan Knight zusammen.
»Oh, Richterin Knight. Wir haben gerade über Sie gesprochen«, sagte Sara und machte die Ermittlungsbeamten mit der Richterin und dem Senator bekannt.
»Senator«, sagte Chandler, »wir wissen zu schätzen, was Sie für Washington tun. Ohne die zusätzlichen Mittel, die Sie kürzlich für die Polizei durchgepaukt haben, müßte ich die Ermittlungen in Mordsachen mit dem Fahrrad vornehmen.«
»Wie Sie wissen, ist noch viel mehr zu tun. Die Probleme sind über einen langen Zeitraum hinweg entstanden, und es wird genauso lange dauern, sie aus der Welt zu schaffen«, leierte Knight im Wahlkampfton herunter. Er blickte Fiske an, und seine Stimme wurde weicher. »Es tut mir sehr leid, was mit Ihrem Bruder geschehen ist, John, auch wenn ich ihn nicht
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