Die Wanderbibel
Hiker« von Richard Frazine, sozusagen die Bibel der Unten-Ohne-Community, ein Standardwerk, in dem alle praktischen Aspekte des Barfußwanderns – leider nur in englischer Sprache – ausführlich abgehandelt werden.
Einen Rekord der speziellen Art in Sachen Barfußwandern stellte im Juni 2010 der Brite Mark Stott auf. Der 42-Jährige legte innerhalb weniger Tage eine 150 Kilometer lange Strecke ohne Schuhe zurück. Allerdings hat der Rekordbarfußläufer nicht die leiseste Erinnerung an seinen Mammut-Spaziergang mit bloßen Füßen. Ledig lich seine schmerzenden Beine und von Blasen übersäten Füße ließen Rückschlüsse auf die extreme Belastung zu. Stott leidet nämlich an einer seltenen Gedächtnisstörung, durch die er mitunter tagelange Erinnerungslücken aufweist. Das Letzte, woran sich der wackere Geisterwanderer erinnern kann, ist, sein Frühstück in dem Bristoler Krankenhaus eingenommen zu haben, in dem er unter ärztlicher Beobachtung stand. Tage später wurde er in einem reichlich verwirrtem Zustand auf einem Supermarktparkplatz im 150 Kilometer entfernten Swansea aufgegriffen.
Übrigens, um nicht nur als schreibende Theoretiker dazustehen, haben sich die Autoren dieses Buches einem heldenhaften Selbstversuch in Sachen Barfußwandern unterzogen und sind an einem strahlenden Samstagvormittag unter den staunend-amüsierten Blicken eines Odenwaldklubs im schönen Bühlertal ohne Schuhwerk gewandert. Das Ergebnis war ernüchternd: Nach rund 500 Metern, die wir so gar nicht frohen Mutes, sondern wie die sprichwörtlichen Störche im Salat zurückgelegt hatten, schmerzten unsere zivilisationsgeschädigten Füße derart, dass wir entnervt aufgaben. Eine Wiederholung wird wohl eher nicht infrage kommen.
Auf die ebenfalls geplante Teilnahme an einer geführten Nacktwanderung haben wir übrigens verzichtet. Es fehlte uns einfach der Mut, obwohl wir wahrscheinlich die einzigen Adonisse mit Sixpack gewesen wären.
6 Wandern in der Senkrechten
Per Klettersteig auf den höchsten Berg Deutschlands
Mit hohen Bergen sieht es in Deutschland mau aus, zumindest, wenn man die anderen Alpenländer als Vergleich heranzieht. So gibt es allein in der Schweiz 48 Berggipfel, die über 4000 Meter hoch sind, und Italien und Frankreich stehen den Eidgenossen mit 35 respektive 26 Viertausendern kaum nach. Unsere österreichischen Nachbarn können zwar keinen Viertausender vorweisen, dafür aber mehr als 900 Gipfel, die über 3000 Meter hoch sind. In Deutschland dagegen schafft es kein einziger Berg, die magische Dreitausender-Marke zu knacken. Die Zugspitze, immerhin der höchste Berg Deutschlands, kratzt mit 2962 Metern nicht einmal an dieser Marke.
Die vergleichsweise mickrige Zugspitze war jedoch nicht immer der höchste Berg Deutschlands. Welcher Berg Rekordhalter ist, war immer abhängig von der jeweiligen politischen Gesamtsituation, welchen Landstrich man gerade eingemeindet hatte. So war im »Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation« bis zur Niederlegung der Reichskrone durch Kaiser Franz II. im Jahre 1806 der Ortler im heutigen Südtirol mit 3905 Metern der höchste deutsche Berg. Nach dem »Anschluss« Österreichs 1938 war bis zum Ende des Nationalsozialismus der Großglockner mit immerhin 3798 Metern Titelinhaber. Den Vogel in Sachen deutscher Rekord hat während der Zeit des Kolonialismus ein Berg in Afrika abgeschossen: Von 1885 bis 1918 war der Kilimandscharo in der Kolonie Deutsch-Ostafrika (heute: Tansania, Burundi und Ruanda) mit einer Gipfelhöhe von 5895 Metern der Mega-Berg im Deutschen Reich.
Einmal auf dem Gipfel des höchsten Punktes Deutschlands zu stehen, das war schon lange mein Wunsch gewesen. Und natürlich war für mich als altgedientem Wanderer auch immer klar, dass eine Auffahrt per Seilbahn – man ist ja kein holländischer Tourist – gerade hier auf keinen Fall infrage kommt. Das wäre so, als ob Robin Hood, anstatt mit Pfeil und Bogen, mit der Maschinenpistole auf den Sheriff von Nottingham schießen würde. Nein, Deutschlands höchsten Gipfel wollte ich mir, wenn auch nicht mit Blut und Tränen, doch zumindest mit einer ordentlichen Portion Schweiß erarbeiten.
Zugspitzbesteiger haben jedoch die Qual der Wahl: Gleich drei völlig unterschiedliche Wege führen auf den Gipfel.
Der leichteste und auch längste Weg auf die Zugspitze führt durch das landschaftlich attraktive Reintal und ist gleichzeitig der Weg, den die Erstbesteiger 1820 genommen hatten. Deutlich anspruchsvoller und
Weitere Kostenlose Bücher