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Die Wanderbibel

Titel: Die Wanderbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Kehle , Mario Ludwig
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Folgen. Nach Angaben der WHO sterben jährlich in Europa ungefähr 600.000 Menschen an Bewegungsmangel. Die gesamtgesellschaftlichen Kosten, die infolge von durch Bewegungsmangel verursachten oder begünstigten Krankheiten anfallen, gehen in die Milliarden.
    Und was hat das alles mit Wandern zu tun? Eine ganze Menge, denn gerade in letzter Zeit ist der Gesundheitseffekt des einst als so bieder verschrienen Wanderns vermehrt in das Bewusstsein der Bundesbürger vorgedrungen.
    Gaben noch 2003 bei einer in den deutschen Mittelgebirgen durchgeführten Umfrage gerade mal 60 Prozent der Befragten an, aus gesundheitlichen Gründen zu den Wanderschuhen zu greifen, wollten nur vier Jahre später bereits 70 Prozent per pedes etwas für ihre Gesundheit tun. Tendenz steigend.
    Der gesundheitliche Wert des Wanderns ist unbestritten. Schon der römische Philosoph Seneca erkannte, wie er in seinen berühmten »Epistulae morales« schreibt, dass es der Gesundheit weitaus mehr zuträglich sei, mit den eigenen Füßen zu gehen, als sich in einer Sänfte tragen zu lassen.
    »Couch Potatoes« kontern diese Erkenntnis meist mit Winston Churchills legendärem Satz »First of all, no sports«, mit dem der englische Premierminister auf die Frage geantwortet haben soll, wie er ein so hohes Alter erreicht habe. Aber mit Zitaten ist das immer so eine Sache. Manchmal verselbstständigt sich da etwas, was sich nie hätte verselbstständigen dürfen. Für das berühmte »No Sports«-Zitat finden sich nämlich keine seriösen Belege, nicht einmal im Oxford Dictionary of Quotations. Man kann also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die angebliche Churchill-Äußerung frei erfunden ist. Ganz im Gegenteil: Zumindest in jungen Jahren war Churchill durchaus sportlich aktiv. Er focht, schwamm, boxte, und vor allem war er aktiver Reiter. Deshalb scheint mir das folgende (verbürgte) Zitat wesentlich besser zu ihm zu passen: »Keine Stunde, die man im Sattel verbringt, ist verloren.«
    Allerdings haben wohl später Polit-Stress und irdische Genüsse wie Whiskey und Zigarren dem englischen Premier, na ja, sagen wir mal nur noch wenig Zeit für sportliche Aktivitäten gelassen.
    Wenn es um gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse über die gesundheitlichen Aspekte des Wanderns geht, führen Experten gerne die sogenannte »Postbotenstudie« ins Feld. In dieser in den frühen sechziger Jahren durchgeführten Studie konnte erstmals nachgewiesen werden, dass kontinuierliches Gehen über längere Strecken gesund ist. Kaum jemand hatte bis zu dieser Zeit angenommen, dass die Effekte derart groß sind. Die Studie zeigte nämlich, dass bei Postboten, die täglich mehrere Kilometer gehen, dreimal seltener tödliche Herzinfarkte auftraten als bei ihren Kollegen, die als Schalterbeamten arbeiteten. Postler wiederum, die es schafften, in den begehrten Innendienst versetzt zu werden, verloren relativ rasch ihren erwanderten Herzinfarktschutz. Nach nur fünf Jahren hatten sie das gleiche Infarktrisiko wie die Schalterbeamten.
    Mittlerweile gibt es zahlreiche Langzeitstudien, die die überaus wohltuenden Wirkungen des Wanderns dokumen tieren. Wandern ist nach Auffassung von Sportmedizi nern geradezu ein Breitbandtherapeutikum gegen Krank heiten und Zivilisationsschädigungen aller Art.
    Wanderpapst Rainer Brämer hat einmal sämtliche gesundheitliche Vorteile des Wanderns zusammengefasst – man staunt, was da so alles zusammenkommt:
    Wer wandert, der kräftigt zunächst einmal Knochen und Muskeln. In Sachen Muskulatur muss man allerdings nicht befürchten, nach ein paar Mittelgebirgswanderungen eine neue Hemdgröße zu benötigen oder gar reif für die Deutschen Meisterschaften im Bodybuilding zu sein. Gekräftigt wird nämlich vor allem die Bein- und Pomuskulatur und das, ohne die Hose auszubeulen. Arme und Schultern werden lediglich beim Einsatz von Wanderstöcken etwas mittrainiert.
    Ein Mehr an Muskulatur bedeutet dann auch einen besseren Schutz der Gelenke.
    Aber auch das Immunsystem profitiert, werden doch beim Wandern offensichtlich natürliche Killerzellen zur Immunabwehr mobilisiert. Außerdem wird durch Wandern das Herz-Kreislauf-System angekurbelt. Die Lunge nimmt ein Vielfaches an Sauerstoff auf. Dadurch werden alle Organe besser versorgt und das Herz entlastet. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt zur Stärkung des Herzens sechs bis sieben Stunden pro Woche »körperliche Ausdauerbewegung mittlerer Intensität«.
    Der Blutdruck

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