Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Wanderbibel

Titel: Die Wanderbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Kehle , Mario Ludwig
Vom Netzwerk:
Energieriegel dabei. Sozusagen als »Überlebensriegel«. Man kann ja nie wissen.
    Natürlich gehört in jede Hosentasche beziehungsweise an jeden Gürtel ein Taschenmesser. Aber muss es gleich ein Leatherman oder (edler) ein Swisstool sein inklusive Zange? Damit man Schlupflöcher in Weidezäune schneiden kann? Welche und wie viele Funktionen braucht ein Taschenmesser? Und von welcher Firma sollte es sein? Der echte Messerfreak beantwortet letztere Frage schnell: Von einer Schweizer Firma. Und da hat die Firma Wenger in Sa chen Funktionen den Vogel abgeschossen. Auf dem Markt ist ein »Schweizer Offiziersmesser Giant Messer, mit Schatulle«, unverbindliche Preisempfehlung 900 Euro, Größe: 30 × 30 × 20 Zentimeter, Gewicht (ohne Schatulle) 1,2 Kilogramm. Ein Zertifikat garantiert 87 Tools und 141 Funktionen. Beim Internet-Anbieter amazon haben über 400 Leser Rezensionen zu diesem Weltrekordversuch abgegeben, allerdings zumeist solche, die nicht ganz ernst zu nehmen sind.
    J. Dreste aus Düsseldorf etwa schreibt:
    »Wirklich ein fantastisches und handliches Allzweckgerät. Was mich nur ein bisschen stört, ist die Tatsache, dass grundlegende Alltagsfunktionen doch teilweise etwas schwer zu erreichen beziehungsweise zu bedienen sind. So ist etwa der integrierte Teilchenbeschleuniger nur dann korrekt in Betrieb zu nehmen, wenn die Nagelfeile und der Korkenzieher in einem Winkel von exakt 107,2 Grad ausgeklappt sind. Nervig ist auch das unangenehme Summen, das der Schutzschildgenerator von sich gibt, wenn der Schild von Luft-Boden-Raketen getroffen wird. Außerdem ist die Notfall-Rettungskapsel mit einer Kapazität von sechs Personen eindeutig unterdimensioniert und kann nur dann abgesprengt werden, wenn das Messer sich in waagerechter Lage befindet. Hier sollte der Hersteller eindeutig nachbessern. Wer aber mit diesen kleinen Einschränkungen leben kann, der bekommt ein Multitool an die Hand, welches man schon nach kurzer Zeit im Alltagsgebrauch nicht mehr missen möchte. Mein persönlicher Favorit ist jedenfalls neben der sauber integrierten Schlafcouch ganz eindeutig die Antigrav-Funktion, mit der sich Lasten bis 300 Tonnen in einem Meter Höhe frei schwebend spielend leicht transportie ren lassen, eine unerlässliche Funktion für jeden Familien einkauf.«
    Sicher sinnvoll sind Höhenmesser und Kompass, aber diese sind logischerweise in das Taschenmesser integriert. Indiskutabel sind hingegen GPS-Systeme für Wanderer, die jegliche Wegunsicherheit und Spannung aus dem Frei zeitvergnügen eliminieren. Man soll übrigens auch schon Wanderer gesehen haben, die mit GPS in der Hand und MP3-Stöpsel in den Ohren über eine Kuh gestolpert sind. Bald werden wohl Apps auf dem Markt sein, mit denen sich sämtliche Pflanzen, Tiere mit deutschen und lateinischen Namen sowie einem lexikalischen Kurzporträt bestimmen lassen. Eine Schweizer Firma (peakfinder.ch) bietet bereits Bergpanoramen an, die man sich unterwegs auf sein iPhone laden kann. Wenn man die Geokoordinaten seines Standorts eingibt, weiß man als Besucher der Großglockner-Hochalpenstraße sogleich, dass die spitze Pyramide, auf die man gerade schaut, der Großglockner ist. Solarzellenrucksäcke sind ein weiterer Schritt zum völlig verkabelten Wanderer. Bald wird die Zeit vorbei sein, in denen man vom Gipfel des Walliser Oberrothorns ein wenig brillantes Bild des Matterhorns an seine Freunde simst. Bald werden Heerscharen von Technikfreaks das taufrische JPEG »Gattin mit Matterhorn« noch am Gipfel mit Photoshop bearbeiten und bei Facebook hochladen, während eine entsprechende Twitter-Nachricht um den Globus zieht.
    Wer als Arbeitnehmer politisch korrekt seinen Brotkanten abschneiden will, kauft Produkte von Victorinox, einer Firma, die selbst während ihrer größten Krise keine Mitarbeiter entließ, sondern diese an Firmen in der Umgebung auslieh, bis wieder bessere Zeiten kamen. Auf dem Firmenvermögen sitzt kein reicher Familien clan, 90 Prozent davon sind in Stiftungen überführt. Die Spitzenkräfte des Traditionsunternehmens verdienen maximal fünfmal so viel wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer. Damit nicht genug: Als eine Mitarbeiterin an einer Sehnenscheidenentzündung erkrankte, weil sie stets die gleiche Handbewegung ausführen musste, ließ man einen Fachmann kommen, der fünfminütige Entspan nungsübungen einführte und dadurch die Zahl der Krank meldungen fast halbierte. Jeder Gewerkschafter würde diese Firma vorbildlich nennen.
    Was

Weitere Kostenlose Bücher