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Die Wanderbibel

Titel: Die Wanderbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Kehle , Mario Ludwig
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stolperte man geradezu über Proteen jeglicher Couleur, die berühmten Nationalblumen Südafrikas. Und auch Tiere gab es satt zu entdecken. Einmal sahen wir sogar in gerade mal fünfzig Meter Entfer nung zwei riesige Antilopen. Es waren Elandantilopen, die größte Antilopenart der Welt.
    Nahezu vom ersten Meter an begleitete uns auch immer eine Horde Paviane. Insgesamt umfasste der Trupp rund dreißig Mitglieder, darunter mehrere Weibchen, die ihre Babys auf dem Rücken trugen. Die Affen bewegten sich stets parallel zu unserem Trail und beobachteten uns akribisch, hielten aber stets einen Sicherheitsabstand von rund fünfzig Metern. So ganz wohl war mir bei der Sache nicht. Und das hatte einen einfachen Grund:
    Paviane oder »Baboons«, wie sie hierzulande heißen, gehören in Südafrika, um es vorsichtig auszudrücken, zu den weniger beliebten Tierarten. Die Affen haben sich vor allem am Kap der guten Hoffnung zu einer Landplage entwickelt. Die intelligenten, aber auch ziemlich gefräßigen Tiere plündern nämlich auf ihrer Suche nach Futter nicht nur Vorgärten und Mülltonnen, sondern dringen sogar in Häuser und Autos ein. Und so hat schon mancher Südafrikaner einen Pavian beim Verdauungsschläfchen auf dem Rücksitz oder sogar im Ehebett vor gefunden. Bevorzugte Pavianopfer sind jedoch – wie könnte es anders sein – vor allem Touristen, deren Picknickkörbe, Taschen und Rucksäcke auf Rast- und Parkplätzen oft gleich von ganzen Affenhorden geplündert werden.
    Lässt ein von Pavianen umzingelter Tourist seinen Picknickkorb nicht fallen, präsentieren ihm die immer etwas räudig aussehenden Affen drohend ihre dolchartigen Eckzähne, die den Vergleich mit den Beißern eines Löwen keineswegs scheuen müssen. Und wer jetzt immer noch so dumm ist zu versuchen, sein Essen zurückzuerobern, muss damit rechnen, von den struppigen Primaten kräftig gebissen zu werden. In Sachen Futter fährt ein Pavian eine Null-Toleranz-Strategie.
    Schuld an der Pavian-Misere sind natürlich mal wieder die Menschen. Jahrelang haben tierliebe Touristen die »netten Affen« mit allem, was sich so in einen Picknickkorb packen lässt, gefüttert. Eine Geste, die von den Pavianen ein klein wenig missverstanden wurde. Ein Pavian gibt nämlich niemals freiwillig Nahrung her. Wenn er von einem Touristen etwas bekommt, interpretiert er das als Geste der Unterwerfung. Die Affen folgen einer simplen Logik: Die räudigen Terroristen wollen einfach mehr Freizeit, können sie doch mit einem einzigen ge klauten Sandwich genauso viele Kalorien ergattern, wie sie sonst nur auf einer ganztägigen Nahrungssuche zusammen bekommen. Das schafft Freiräume für die angenehmen Dinge des Lebens wie herzliche Sozialkontakte oder ausgiebigen Sex.
    Auch meine eigenen Erlebnisse mit Pavianen sind keine schönen. Vor ein paar Jahren hatte ich am Kap der guten Hoffnung das zweifelhafte Vergnügen, die Bekanntschaft mit dem landesweit berüchtigten George zu machen. George, ein überaus imposanter Pavian, war damals Chef einer der vierzehn Pavianbanden, die am Kap ein regelrechtes Terrorregime ausübten.
    George, der übrigens nach König George III benannt wurde, unter dessen Regentschaft das britische Empire einst zur Weltmacht aufstieg, versuchte unter wildem Gebell (!) in unseren Leihwagen einzudringen. Ein Vorhaben, das wir dank Kindersicherung relativ leicht verhindern konnten. Verärgert über so wenig Kooperation setzte uns George einen riesigen Haufen auf die Motorhaube, wischte seinen gewaltigen Hintern an der Windschutzscheibe ab und suchte sich ein leichteres Opfer. Auch Könige sind nicht mehr das, was sie mal waren.
    Aber zurück zu unserer Drakensberg-Pavianhorde, bei der es offensichtlich auch kriminelle Elemente gab.
    Als wir nämlich kurz vor Erreichen eines Plateaus um eine Ecke bogen, warteten bereits zwei männliche Paviane aus unserer »Begleithorde« auf uns. Der größere zeigte drohend sein mächtiges Gebiss, der kleinere seinen erigierten, aber gar nicht mächtigen Penis.
    Eine Situation, die uns nicht ganz geheuer war. Nach einer kurzen Diskussion entschied Katharina: »Ich lass mir doch nicht von zwei Affen sagen, wo ich hinzugehen habe und wo nicht!« Sie wollte es auf eine Machtprobe ankommen lassen. Wir marschierten, wenn auch mit etwas wackligen Knien, wild entschlossen auf die beiden Wegelagerer zu. Und siehe da: Die unfreundlichen Zeitgenos sen hatten beim Showdown unter südafrikanischer Sonne die schwächeren Nerven. Zuerst

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