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Die Wanderbibel

Titel: Die Wanderbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Kehle , Mario Ludwig
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der südafrikanischen Provinz Kwa-Zulu Natal gelegenen, bis zu 3482 Meter hohen Berge gehören unbestritten zu den schönsten Wandergebieten der Welt und wurden völlig zu Recht im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. In diversen Nationalparks, gerade mal zwei Autostunden von der Großstadt Durban entfernt, kann man hier auf unzähligen Wanderwegen noch weitestgehend unberührte Natur genießen. Angst, von einem Löwen gefressen zu werden, muss man auch nicht haben. Bis auf ein paar scheue Schakale sind die Drakensberge raubtierfrei.
    Den Namen Drakensberge (Drachenberge) bekam das Gebirge von den ersten burischen Siedlern, die die kahlen, gezackten Spitzen der Gipfel offensichtlich an den Rücken eines Drachen erinnerten. Die dort schon seit Jahrtausenden heimischen Zulu hatten da eine etwas militantere Sichtweise und gaben den Bergen den Namen »ukhahlamba«. Übersetzt heißt das »Wand der aufgestellten Speere«.
    Was das Wander-Mekka Südafrikas einzigartig macht: Hier lässt sich strammes Wandern mit einem musealen Open-Air-Kunstgenuss verbinden.
    Die Drakensberge sind nämlich berühmt für ihre unglaubliche Zahl an Felszeichnungen. In fast jeder Höhle und unter nahezu jedem Felsüberhang haben sich die Ureinwohner Südafrikas, die Buschleute oder Sans, mit erstaunlich gut erhaltenen Zeichnungen von Menschen, Tieren und Fabelwesen verewigt. Über 600 Fundstätten mit insgesamt mehr als 35.000 Einzelzeichnungen kann der kulturbeflissene Wanderer hier bestaunen. Die Datierung der Felszeichnungen ist schwierig, die ältesten dürften jedoch weit über tausend Jahre alt sein.
    Die bekanntesten Beispiele für die Malkunst der San kann man im Giant’s Castle Game Reserve, einem mitten in den Drakensbergen gelegenen, rund 35.000 Hektar großen Nationalpark bewundern. Seinen seltsamen Namen »Schloss des Giganten« verdankt der Park der Silhouette seiner Berggipfel, die an das Profil eines schlafenden Riesen erinnern soll. Die meisten Malereien sind in der »Main Cave« zu besichtigen, einer Höhle oder besser gesagt einem Felsüberhang, den man in einer rund einstündigen Wanderung durch Gras und Felslandschaft erreicht.
    Auf dem Weg dorthin sahen wir übrigens immer wieder Dassies, die auf Felsblöcken ein gemütliches Sonnenbad nahmen. Dassies oder Klippschliefer, wie die pummeligen, kaninchengroßen Vierbeiner bei uns heißen, sind so etwas wie die Murmeltiere Südafrikas, obwohl sie, wie Genanalysen gezeigt haben, erstaunlicherweise ganz nahe mit Elefanten verwandt sind. Klippschliefer sind, wie Katharina sagen würde, »ordentliche« Tiere. Sie sind nämlich keine Wildkacker, sondern nutzen stets einen gemeinsamen Kotplatz, so eine Art Dassie-Freiland- Katzenklo. Ein Verhalten, durch das sich findige Kids leicht ein paar Cents dazuverdienen können, denn der Kot der kleinen Felsenpummel wird dank diverser Inhaltsstoffe bei der Produktion von Parfüm (!) verwendet.
    Einen Elefanten als großen Bruder und aus Scheiße Parfüm herstellen – dagegen können unsere Murmeltiere natürlich nicht anstinken.
    Am Eingang des Höhlenkomplexes erwartete uns bereits Lilly, eine Art Museumsguide mit Wächterfunktion, die uns nicht nur die Felszeichnungen erklärte, sondern uns auch eine Einführung in die aus Klick- und Schnalzlauten bestehende und geradezu zungenbrecherische Sprache der Zulu gab. Nach einigen Selbstversuchen stand fest: Zulu würden wir niemals akzentfrei sprechen können.
    In einer der Höhlen ist der Alltag einer Buschmannfamilie mit lebensgroßen Figuren nachgestellt, die nicht nur auf den ersten Blick etwas befremdlich wirken. So als hätte man eine Kaufhauspuppe mit einem Neandertaler gekreuzt. Nackig waren die Buschleute vergangener Tage offensichtlich nicht, alle Figuren sind zumindest mit einem Lendenschurz bekleidet. Oder war die Bedeckung von Hintern und »private parts« einfach nur ein Zugeständnis an die auch in Südafrika immer mehr um sich greifende Political Correctness?
    Nach so viel Steinzeit-Kunstgenuss stand uns am Nachmittag der Sinn nach noch mehr schöner Landschaft, möglichst gepaart mit interessanten Tierbeobachtungen. Dafür schien uns nach erneutem Studium unseres Führers der rund vierzehn Kilometer lange »World’s View Trail« genau das Richtige zu sein. Wir wurden nicht ent täuscht. Der schmale Pfad führte durch eine der schönsten Landschaften, die mir je unter die Wanderstiefel gekommen ist. Auf den Wiesen blühte es in allen Farben. An den Hängen

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