Die Wanderbibel
besonders beliebt. Entsprechend überlaufen sind dann auch die Hütten. Da kann es durch aus mal vorkommen, dass man wie die Ölsardinen auf alten Matratzen oder Isomatten auf dem Flur oder im Keller übernachten muss.
Noch schlimmer ist es oft auf der ganz in der Nähe ge legenen »Mindelheimer Hütte«, einem im Sommer extrem häufig frequentierten Stützpunkt für den bei Klettersteiggehern äußerst populären Mindelheimer Klettersteig. Mehr als 9000 Bergfreunde übernachten hier pro Sommersaison. Für eine Hütte eine gewaltige Übernachtungszahl. An schönen Wochenenden ist die Hütte der art überfüllt, dass so mancher müde Wanderer sein Haupt im Gastraum auf Tisch oder Bank zur Ruhe betten muss. Auch da kommt wenig Freude auf – es sei denn, man hat eine stolze Reihe Enzianschnäpse intus.
In Hütten ist aus verständlichen Gründen das Tragen von Wanderstiefeln streng verboten (außer in der Gaststube). Ein Hüttenwirt hat nämlich weder die Zeit noch die Muße, die Spuren der oft völlig verdreckten Stiefel seiner Gäste im Stundentakt zu beseitigen. In den oberen Stockwerken ist deshalb das Tragen von »Hüttenschuhen« obligatorisch, während die Wanderstiefel meist in einen separaten Raum im Keller, den sogenannten »Schuhraum«, verbannt werden.
Im Zusammenhang mit Schuhräumen fällt mir eine jüngst veröffentlichte Studie aus den USA ein, die zu dem Schluss kommt, dass Stinktiere den schlimmsten Geruch der Welt verbreiten. Stinktierduft, der nach Aussage von Betroffenen wie eine Mischung aus Schwefelsäure, Knoblauch und Erbrochenem riecht, verursacht nämlich reichlich Übelkeit und Brechreiz. Der Geruch ist derart bestialisch, dass künstlich erzeugter Stinktierduft von der kalifornischen Polizei sogar als Waffe eingesetzt wird.
Das mag ja alles für die USA Gültigkeit haben, aber eins ist klar: Hätten die Verfasser dieser Studie jemals ihren Fuß in den Schuhraum der Martin-Busch-Hütte gesetzt, das Stinktier wäre mit Sicherheit nur auf Platz zwei gelandet. Was einem beim Betreten dieses Schuh raums an pestilenzartigem Käsefußgeruch entgegenschlägt, ist unglaublich und mit Sicherheit weltweit einmalig. Ich hatte jedenfalls den Gestank noch drei Stunden später auf dem Gipfel des Saykogels in der Nase.
Interessant ist übrigens auch die Warmwasserdusche der Martin-Busch-Hütte, die sich ebenfalls im Keller befindet, genau gegenüber dem Schuhraum. An der Tür prangt ein großes Schild, auf dem sinngemäß zu lesen ist: »Spare Wasser und dusche mit einem Freund!« Obrigkeitsgläubig, wie wir als gute Deutsche eben mal sind, befolgten Katharina und ich diese Aufforderung und fanden uns in einer Duschkabine wieder, die bestenfalls zwei anorektischen Kleinwüchsigen genügend Platz für eine ausreichende Körperpflege geboten hätte und dafür sorgte, dass wir nicht nur uns, sondern auch unsere Klamotten hoffnungslos durchnässten. Aber ich glaube, wir haben reichlich Wasser gespart.
Die heute politisch völlig unverdächtige Martin-Busch-Hütte wurde übrigens 1938 nach dem »Anschluss« Österreichs ursprünglich als »Hermann-Göring-Haus« erbaut, konnte jedoch kriegsbedingt nie ganz fertiggestellt wer den. Die Fertigstellung erfolgte erst lange nach dem Krieg. 1956 wurde die Hütte dann auf Beschluss des Deutschen Alpenvereins in Martin-Busch-Hütte umbenannt. Mit der Namensgebung sollten die Verdienste des Österreichers Martin Busch um den Erhalt der deutschen Hütten in den Alpen gewürdigt werden. Merke: Auch Berghütten können – zumindest namensmäßig – entnazifiziert werden.
13 Paviane, Felszeichnungen und vermeintliche Olympiasieger
Wandern in Südafrika
Es müssen nicht immer die Alpen oder deutsche Mittelgebirge sein. Auch »exotisch wandern« hat seine Reize. Ob Annapurna-Trek in Nepal, die Straße der Vulkane in Ecuador oder für ganz Hartgesottene der Central Park in New York – in nahezu jedem Land der Welt kann man die Wanderschuhe schnüren.
Mein persönliches Wanderparadies Nummer eins ist Südafrika, wo gleich eine ganze Reihe der unterschiedlichsten Landschaften darauf wartet, von Wanderern erkundet zu werden. Und das oft mit einer Infrastruktur, die den Vergleich mit Mitteleuropa keineswegs scheuen muss. Vom »Bed and Breakfast« bis zur Luxus-Lodge, von Biltong und Burenwurst über Take-away bis hin zum Sternerestaurant, hier ist für jeden Wanderer etwas dabei.
Wer im südlichen Afrika wandern will, für den sind die Drakensberge ein Muss. Diese in
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